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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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auch noch das hier!“
Mit diesen Worten überreichte er ihm eine lange, flötenförmige Flasche mit
durchsichtigem Inhalt: Grals , Branntwein aus der besten Wasserpilfa des
Deltas. Kate hatte dieses Getränk bereits in Olivar kennengelernt – es zog
einem die Schuhe aus.
    Nachdem die Förmlichkeiten nun erledigt waren, hieß es
Platz nehmen und sich bedienen lassen. Kate entgingen die argwöhnischen Blicke
nicht, mit denen die Frauen aus Damis’ Familie sie bedachten, und so senkte sie
den Kopf und versuchte, so züchtig und demütig wie möglich auszusehen – eine
verirrte Reisende, die man freundlicherweise zu einem Essen eingeladen hatte.
Sie hätte ihnen auch noch von ihrem Hof im nördlichen Maikonnen erzählt, wo
Mann und Kinder sie sehnsüchtig erwarteten, aber Dorian sah sie mahnend an, und
so oder so bekam sie gar keine Gelegenheit dazu. Damis scheuchte die
Gratulantenschar wieder an die Arbeit, rückte hier und da an Tellern und
Besteck herum und fragte dann: „Du hast doch noch ein bisschen Zeit nachher,
ja? Ich würd mich gern noch mit dir unterhalten, wenn die Gäste mich lassen.“
    „Na klar. Wir essen jetzt erst mal ausgiebig.“
    „Darauf kannst du dich verlassen! Geht natürlich aufs
Haus. Also, dann sehn wir uns später. Lasst es euch schmecken!“
    Als die Vorspeise kam – eine Suppe aus Flussmuscheln
und zartem Lauchgemüse – brüllte von unten eine Stimme herauf: „Ska Inglewing!
He, Ska Inglewing da oben! Das ist für dich!“ Der Rufer verstummte abrupt, als
erhielte er neue Instruktionen, dann fuhr er fort: „Also, wir spielen jetzt
ganz allein für dich, der Wirt hat’s bestellt. Mit unseren besten Wünschen für
ein langes Leben!“
    „Wie konnte ich bloß annehmen, dass wir hier unbemerkt
in der Menge verschwinden würden!“, seufzte Dorian ergeben, aber er sah doch
ganz vergnügt aus. Er stand auf, den Suppenlöffel in der Hand, und winkte
hinunter. „Das ist Leith Brennaghann! Mach dich auf was gefasst – er ist einer
der besten Udd-Kämpfer überhaupt!“
    „Ich dachte, es geht um Musik.“ Sie sah nach unten, wo
einer der Musiker vorgetreten war. Er hielt eine Art Laute in den Händen, und
da verstand sie. Die Leute hier hatten den ursprünglichen arabischen Namen des
Instruments nahezu unverändert beibehalten. Dorians nächste Worte bestätigten
das.
    „Klar geht’s um Musik. Die Udd ist ein Instrument, da,
guck doch. Die Peregrini veranstalten Wettkämpfe, wer am schnellsten und besten
spielen kann.“
    Begleitet von einer kleinen Trommel und dem Gesang,
den sie schon bei ihrer Ankunft gehört hatten, tobte dieser Brennaghann dann
tatsächlich über seine Saiten, als befände er sich in einem Kampf. Man vergaß
zu essen dabei, obwohl die Suppe gut war. Mit Macht drängte die Musik in Beine
und Füße – man wollte tanzen. Kate war fast dankbar für die Pause, die die
Leute unten nach der Suppe machten. Als sie beim Krabbensalat angekommen waren,
legten die Brennaghanns mit Verstärkung aus der Truppe – Flöte, Geige, noch
eine Trommel und zu ihrer Überraschung ein Akkordeon – wieder los, und es
dauerte nicht lange, bis unten dann wirklich getanzt wurde.
    Der Balkon war zweifellos der beste Platz des Hauses.
Als es dunkler wurde und Umrisse und Entfernungen verschwammen, schienen sie
geradewegs über dem Fluss zu schweben, und sie sahen zu, wie aus dem Graublau
des östlichen Horizonts zuerst Dunkelblau, dann Nachtblau wurde. Im Licht des seltsamen
Mondes war das Geflimmer des Wassers kaum weniger blendend als am Tag. Jetzt
war auch die Strömung dieser mächtigen Wasserfläche zu erkennen. Für eine Weile
vergaß sie völlig, wohin es sie verschlagen hatte. Als sie Riesenkrabben mit
karamellisierten Mangoscheiben aßen, durchstieß eine ganze Gruppe dunkler,
glatter Rücken die glitzernde Oberfläche des Flusses und trieb langsam gegen
die Strömung an. Nackenwälzer, nannte Dorian sie und erklärte, dass sie bald
ihr Sommerquartier im Akbarnendelta verlassen und noch weiter in den Süden
ziehen würden. Da fiel es ihr wieder ein, dass sie nicht nur in der Fremde war,
sondern weit weg, im Ganz-Woanders.
    Es war ein perfekter Platz und ein perfekter Abend für
einen Geburtstag – sein sechsundzwanzigster, wie sie erfuhr; also war er ein
halbes Jahr jünger als sie – und endlich schien auch von Dorian die gereizte
Stimmung abzufallen. Er erzählte ihr von den Peregrini und von seiner Kindheit
in Halmyre, und sie sah in sein lebhaftes, kantiges Gesicht mit

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