Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Dummheit wütend! Dass der
Mond sich verändert und alle Welt plötzlich ‚Das Dunkle Zeitalter!’ schreit.
Dass keiner auch nur versucht, eine vernünftige Erklärung zu finden! Wie Hühner
in einem dunklen Stall!“
„Du glaubst nicht an Kumatai oder Larenni, nicht
wahr?“, fragte Damis sanft.
„Ich glaube an Racht … und selbst Götter sind Racht
unterworfen. Womit sie nicht viel besser dran sind als unsereins, richtig?
Warum sollte ich an sie glauben?“
„Dann könnte es Racht sein, das nun ein dunkles Band
in den Teppich weben will – ein breites dunkles Band zwischen die Zeitalter, um
dann ein ganz neues Muster zu beginnen!“
Dorian schnaubte wieder. „Bloß weil die Leute ein paar
alte Schauergeschichten so deuten, werde ich mich nicht gleich verkriechen und
denken, dass die Welt untergehen muss! Das hat sie übrigens auch beim letzten
Mal nicht getan.“
„Viel hat aber nicht gefehlt“, erwiderte Damis trocken
und zog ein kleines Buch aus seiner Schürzentasche. „Der Bürgermeister hat eine
Rede gehalten darüber … und diese hier verteilen lassen“, er klopfte auf das
Buch, dessen Titel sie schon entziffert hatte: „ Auf dass du überlebest
inmitten der Finsternisse “, lautete er.
„Und das hier auch“, fuhr Damis fort und schob ein
Flugblatt über den Tisch, wobei er Dorian einen raschen Blick zuwarf. „Was sie
da raten, klingt schön und gut: Ruhe und Besonnenheit bewahren, mit den
Nachbarn zusammenarbeiten, Nahrungsmittel einkochen und einlegen. Und wie man
Atemmasken herstellt und trägt, falls es tatsächlich einen Ascheregen geben
sollte. Wie man Trinkwasser sammelt und frisch hält und wie man unter Schutzdächern
Gemüsebeete anlegt … Und so weiter. Die Hauptbotschaft ist unmissverständlich:
Das Land nicht aufgeben, sondern sichern! Aber was mich stutzig gemacht hat:
Bei dieser Versammlung auf dem Markt, da war fast nur unsereins zu sehen,
Graicos, meine ich, und auch die Piggler – aber so gut wie keine Valdannen!
Erklär du mir, was das bedeutet, Dorian! Ihr Valdannen – habt ihr keine Angst
vor dem Untergang? Oder wisst ihr mehr als wir?“
Dorian erbleichte, und sogar im rötlichen Schein des
Leuchters war nicht zu verkennen, wie seine Miene gerann. Er murmelte etwas,
das schwach nach einer Verneinung klang, und flüchtete sich dann vor dem
fragenden Blick seines Freundes, indem er nach dem Heftchen griff und darin
herumblätterte. Kate hatte einen Teil des Flugblattes überflogen. Ihr Blick war
an den Namen Rowland und Merelle Autrejaune hängengeblieben, die zu den Leuten
gehörten, auf die man sich da bezog. Rowland Autrejaune, so viel wusste sie
schon, war Dorians Schwager – der, der Ähnlichkeit mit einem wilden
Brackschwein hatte, wenn man ihm glauben durfte. War demnach diese Merelle
Dorians Schwester? Konnte das – Ellie sein, deren Name immer wieder mal wie ein
Verfolgungsphantom durch Dorians Reden geisterte? Sie schien die drohende
Gefahr jedenfalls ernst zu nehmen.
Krakatsoulis wartete immer noch geduldig auf eine
Antwort.
„Ehrlich, Damis –“, sagte Dorian schließlich, „du
fragst den Falschen. Wie gesagt, ich glaub nicht daran, dass ein neues Dunkles
Zeitalter bevorsteht. Sicher, der Tosu ist eine Gefahr, und vermutlich nicht
nur für den Süden. Aber niemand kann wirklich vorhersagen, wann er ausbricht
und wie schlimm das wird. Ich glaube nicht, dass sich der Himmel für Jahre
verdunkeln wird – ich glaub nicht mal, dass das im Dunklen Zeitalter wirklich
passiert ist! Da kann der hier schreiben, was er will!“
Unten begann der Lautenspieler wieder, diesmal nur von
Gesang begleitet. Schien Dorian ganz gelegen kommen. Aber seinen Freund lenkte
das nicht vom Thema ab. „Hör zu, Mann, du bist Valdanne! Was rätst du mir – was
soll ich tun, wenn die Aschewolke kommt – oder die Flut? Was soll ich tun, wie
kann ich meine Familie schützen, mein Haus? Was wirst du tun?“
Gleich noch eine Gretchenfrage. Und sie war sehr
gespannt, was er darauf antworten würde. Sie fragte sich, wann er ihr von der
befürchteten Apokalypse hatte erzählen wollen – vor allem angesichts der
Tatsache, dass er nicht an einen Rückweg glaubte. Und auf einmal fragte sie
sich auch, ob der Bau von Flugapparaten irgendwas mit dieser Apokalypse zu tun
hatte.
Er starrte finster in sein schmelzendes Feigensorbet.
Schließlich sagte er: „Das überleg ich mir, wenn ich das Wasser kommen sehe!“
Damis seufzte. „Du hast keine Kinder. Dein Haus quillt
nicht
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