Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
erzählen.“
„Was ist mit ihm passiert? Ich meine – ist er
vielleicht verschwunden oder so? Denn das wäre doch ein Hinweis –“
„Er wurde ermordet. War ’ne große Sache damals – seine
Ermordung brachte die Arbiter nämlich auf die Spur eines Mörders, der schon
jahrelang überall gesucht wurde. Ein Pärchen war das, glaube ich – der Name
fällt mir gerade nicht ein … so ähnlich wie ’ne Waffe, meine ich. Hat den
Opfern die Köpfe abgeschnitten, und die hat man dann nie gefunden.“
„Klingt ja nach einer wüsten Geschichte“, murmelte
Kate. „Aber das spricht nicht gegen meine Annahme, dass Pennebrygg von drüben
kam. Vermutlich konnte er auch nicht wieder zurück.“
Zufall?! Es fühlte sich eher nach einer wichtigen
Entdeckung an, aber sie hatte keine Vorstellung, was sie bedeuten mochte.
„Aubrey Hilarius Pennebrygg aus Wokenduna“, sagte
Dorian nachdenklich. „Warum nicht … vielleicht hast du Recht. Vielleicht hat es
wirklich alles mit diesem einen Übergang zu tun. Vielleicht ist das der
einzige, der noch passierbar ist … oder zumindest manchmal passierbar
ist. Nur, auf unserer Seite können wir nichts machen! Wir haben das ja
gründlich untersucht. Und er vielleicht auch, wer weiß. Tut mir leid für dich!“
Wieder fiel ihr auf, wie anders er seit dem
Präfektendinner auf dieses Thema reagierte. Distanziert. Gereizt, wenn man
darauf beharrte. Von dem sprudelnden Überschwang, mit dem er bei ihrem ersten
Zusammentreffen an die Sache rangegangen war, war nichts mehr zu spüren. Er
wollte nichts mehr damit zu tun haben. Hatte offenbar Angst, von dem Weg
abzukommen, der zu einem ruhmreicheren Job bei diesen Emberlend-Typen führen
sollte. Man musste ihn im Auge behalten. Und diese Pennebrygg-Geschichte auch.
Er sah sie an, und sie entdeckte Bedauern und
Unsicherheit in seinen Augen, bevor er den Blick wieder senken konnte. Er
stellte den Drachen auf den Boden und stand auf. „Das muss jetzt trocknen. Wenn
wir vom Essen kommen, können wir ihn steigen lassen.“
„ Wir gehen essen? Du meinst, du nimmst mich
mit?“ War das jetzt auf einmal erlaubt?
„Wir sind in Brekenzoil! Niemand fährt von hier
weiter, ohne Akbarnen-Krabben gegessen zu haben. Ich hab uns bei meinem Freund
Damis angemeldet. Er hat das beste Krabbenhaus am Ort und erwartet uns bei
Einbruch der Dunkelheit. Die Zeit reicht also gerade noch für ein Bad im
Fluss.“
2
Natürlich
war das Bad im Fluss nur etwas für Männer. Er war entsetzt, als sie andeutete,
es könnte auch ihr Spaß machen, im Fluss … Heute zog er wirklich alle Register,
um einem auf die Nerven zu gehen. Sie ließ ihn also im Glauben, dass sie ins
Badehaus ging, und verdrückte sich dann einfach eine Schilfbucht weiter ins
Wasser. Es war genauso wundervoll, wie es vom Wagendach aus ausgesehen hatte.
Und man war allein und an der Luft, was im Badehaus eben nie der Fall war. Sie
kam erst zurück, als die Dämmerung einfiel. Da wartete er schon auf den Stufen
des Wagens, und das Haar hing ihm in dunklen, feuchten Locken auf die Schultern
herunter. Er bestand darauf, dass sie sich das Kopftuch umband, und weil sie
Hunger hatte und keine Lust auf weitere Diskussionen, tat sie ihm den Gefallen.
Das Frill’Akbarniou von Damis Krakatsoulis war
schmal und dreigeschossig, wie alle Häuser hier an der Flusszeile, und grenzte
mit einem kiesbestreuten Hof an den Uferweg. Dort hatten sich Musiker versammelt,
deren Spiel sie schon Minuten vor ihrer Ankunft hörten. Der harte Klang von
Metallsaiten, die mit einem Plektron scharf angerissen wurden, und darüber der
hohe, hysterische Gesang einer Männerstimme – ein bisschen wie spanische Musik,
dachte sie und sog den Duft von bratendem Fisch mit Kräutern und Knoblauch ein,
der jetzt ihre Nase traf. Der Hof, von Lavendelbüschen umgeben und mit einem
lampiongeschmückten Feigenbaum in der Mitte, war voller Gäste.
„Damis ist ein alter Freund, noch aus Halmyre. Ist jetzt
seit sieben Jahren hier und scheffelt Geld, wie du siehst. Aber dafür arbeitet
er auch Tag und Nacht. Ich esse oft hier, wenn ich durch Brekenzoil fahre.“
„Hauen eigentlich alle Leute aus deinem Halmyre ab und
machen ihr Geld woanders?“
Er grinste. „Wenn du Halmyre kennen würdest, würdest
du’s verstehen. Also, versuchen wir, hier draußen noch einen Platz zu finden.“
Da wären sie nicht weiter aufgefallen, und das war ihm
wohl wichtig. Aber in diesem Moment kam ihnen ein junger Mann mit blauer
Schürze und
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