Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
wie
du“, erklärte Dorian und rief dann den drei, vier anderen Jungs etwas zu, die
nun ebenfalls das Wagendach erstürmen wollten.
Kate fielen die Bücher ein, die sie oben
liegengelassen hatte – und als sie hinaufsah, stürzte ihr das erste auch schon
entgegen. Sie fing es gerade noch vor Dorians Nase ab, und sie verharrten Auge
in Auge, im Schreck erstarrt. Seine Augen waren von lichtem Graubraun, wie
Bachwasser in der Sonne.
„Danke. Du hast den Dirloh gerettet!“, sagte er.
„Von deiner Nase ganz zu schweigen“, fügte sie hinzu
und schloss das Buch.
„Nicht zu reden von Pennebryggs Zeichenliste. He,
runter von dem Dach jetzt!“, rief er den Kindern zu. „Das ist keine
Aussichtsplattform!“
Und dann, als sie über den dunkelgrauen Stoffeinband
des Buches strich und ihre Finger über die aufgeprägten Buchstaben glitten,
erinnerte sie sich plötzlich, so plötzlich, dass ihr das Buch beinahe doch noch
aus den Händen gefallen wäre.
„Was ist?“, fragte er überrascht, als er ihr
Aufkeuchen hörte.
„Mir ist was eingefallen – unglaublich, dass das so
lange gedauert hat – und warum dann jetzt – na, keine Ahnung!“ Sie schlug das
Buch wieder auf und las das Deckblatt aufmerksam durch. Schloss die Augen und
befragte noch einmal ihre Erinnerung. Nein, kein Zweifel. Es stimmte.
„Was denn? Was ist dir eingefallen?“
„Woher ich diesen Namen hier kenne! Aubrey Hilarius
Pennebrygg!“
„Ich hab mehrere Bücher von dem. Die hast du wahrscheinlich
schon gesehen, als du meinen Wagen –“
„Nein, nicht von Büchern!“ Das war doch nicht zu
fassen! „Also, das ist doch – ich hab –“
„Tief durchatmen, Katie. Denken. Worte langsam kommen
lassen. Dann loslegen.“
Er klang wie ihr Fahrlehrer früher. Während sie zusah,
wie die kleinen Brekenzoiler vom Wagendach kletterten, versuchte sie ihre
Gedanken zu ordnen.
„In Wokenduna Hall … ich kam viel zu früh zu meiner
Verabredung. Keith war noch nicht da. Also ging ich in das Herrenhaus. In der
Zeitung hatte ich einen Artikel über das Haus und die Gärten gelesen, deshalb
war ich überhaupt erst drauf gekommen … viele Fotos, sah sehr schön aus … ich dachte,
ich seh’s mir mal genauer an. Drinnen kann man einige alte Räume besichtigen
und auch ein paar Gemälde und andere Sachen …“ Sie unterbrach sich, obwohl er
sie gespannt ansah. „Ich kann’s einfach nicht fassen! Also: Er war einer der
früheren Besitzer von Wokenduna Hall! Aubrey Hilarius Pennebrygg! Ich hab’s auf
so einem Blättchen gelesen, das im Haus auslag. Und der Name stand auch auf den
Schildern unter ein paar Gemälden! Ich glaub, in dem Zeitungsartikel wurde er
auch erwähnt.“
„ Was ?!“
„Genau.“
„In Wokenduna – auf eurer Seite?“
„Eben.“
„Aber das kann nicht sein! Pennebrygg hat hier gelebt! Er war ein Abenteurer, vermutlich ganz so ein Typ wie mein Schwager
Rowland … Was ich sagen will, er war so was wie eine Berühmtheit hier! Das
große Vorbild von Larkish, nebenbei bemerkt – ich glaub, der hat sogar eine Statue
von dem bei sich zuhause, irgendwas in heldenhafter Pose – Skilsinen-Reisender
mit treuem Hund oder so. Und das war vor rund – ähm, fünfzig, sechzig Jahren
etwa. Da kam doch schon lang keiner mehr rüber!“
„Dir ist klar, dass ich das letzte Argument nicht
besonders überzeugend finde?“
„Pennebrygg – den Namen gibt’s doch sicher öfter! Bei
euch und bei uns.“
„Aber Aubrey Hilarius ? Ist das hier häufig?“
„Eher nicht.“
„Bei uns auch nicht. Und ich sag dir, das war der Name, den ich in Wokenduna Hall gelesen habe. Er kam mir sogar irgendwie
bekannt vor, als ich ihn hier auf deinen Büchern gesehen hab.“
„Aber du sagst, er hat Bilder gemalt –“
„Und überleg doch mal – das passt doch! Wenn er da gelebt hat, dicht an dicht mit eurem – mit diesem Treibsandfeld oder wie du das
nennst! Sozusagen auf diesem Übergang! Er muss ihn entdeckt haben und
hierhergekommen sein!“
„Erinnerst du dich, wann er gelebt hat?“
Sie schüttelte den Kopf. „Aber seine Bilder – die
waren eher modern. Abstrakt. Ziemlich – ähm, unbehaglich … alles schwarz und
rot und lila und so … ich hab’s nicht verstanden.“
„Ich glaub nicht, dass unser Pennebrygg ein Künstler
war“, sagte Dorian. „Er hat die Langorren erforscht, Sprachen und – und Sitten
und Gebräuche und so was. Du solltest mit Larkish über ihn reden. Der könnte
dir wahrscheinlich alles über den
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