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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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gar nicht vor. Ja, der Mond war
ein eindeutiges Indiz dafür, dass hier etwas nicht stimmte. Und dafür, dass hier nicht drüben war.
    Immer vorausgesetzt, dachte sie und streckte sich auf
den harten Tauen in alle Richtungen, immer vorausgesetzt, das hier ist kein
Trip, auf den Keith mich geschickt hat. Er stand auf Ecstasy und so ein Zeug,
hin und wieder. Half ihm wahrscheinlich, seine teuren Anzüge mal zu vergessen.
    Der arme Dorian. Hatte der sich eben schwer getan,
seine Ehe einzugestehen! Ob der Drachen wegen seiner Frau dran glauben musste?
Oder musste er einfach was zertrampeln, nachdem er seinen Freund so erbärmlich
abgespeist hatte? So oder so, die Ehe lief offenbar nicht gerade nach seinen
Vorstellungen. Es musste Merelle sein – Merelle, die nicht seine Schwester war, sondern die von Rowland. Hatte ihren Mädchennamen vielleicht
beibehalten. Falls das mit den Namen hier überhaupt ein Thema war. Merelle, die unterwegs war – durch die Lande zog, um die Leute mit Tipps für den
Weltuntergang zu versorgen. Merelle – vielleicht doch die Ellie aus seinen
Verfolgungswahnvorstellungen. Anscheinend waren Ausflüge an Orte wie die Honigwabe das Einzige, was ihm erlaubt war. Wenn überhaupt. Na, vor diesem Hintergrund
war es jedenfalls wirklich nett von ihm, sie mitzunehmen und Gerede zu
riskieren. Sie beschloss, von jetzt an das Kopftuch brav zu tragen, das kurze
Schandhaar zu verstecken und sich insgesamt nicht anstößig zu benehmen. Wäre ja
zu schade, wenn sie am Ende ihn noch schoren, weil er sich mit einer
anderen Frau herumtrieb. Diese schönen Kastanienlocken … nein, auf keinen Fall.
    Sie grinste zum schiefen Gesicht der Kumatai hinauf.
Hier lag sie und dachte über Merelle Autrejaune und ihre Ehe mit dem
unglückseligen Dorian nach. Dabei gab es wesentlich interessantere Themen, mit
denen man sich befassen konnte – Aubrey Hilarius Pennebrygg zum Beispiel, der
geheimnisvolle Übergänger, ihr Vorgänger sozusagen. Der hatte es nicht zurück
geschafft. Seine Überreste lagen irgendwo in dieser Welt herum – kopflos,
wahrscheinlich.
    Vermutlich hatte Dorian Recht mit seinen Warnungen.
Sie wusste noch nicht viel über die Gefahren, die ihr hier drohten, die Regeln,
gegen die sie unbeabsichtigt verstoßen mochte. Andererseits kannte sie London.
Sie war allein und zu Fuß kreuz und quer durch England unterwegs in jedem
Urlaub, den Betty im Übersetzerbüro ihr genehmigte. Und sie gehörte zu den
Leuten, die unsichtbar werden können. Das war nicht so schwer, vor allem, wenn
man schon seit der Kindheit daran arbeitete. Bisher war es ihr auch hier ganz
gut gelungen. Es würde auch weiterhin klappen –
    In der Ferne bellten Hunde. Manchmal glaubte sie auch
noch ein Fetzchen Musik aufzuschnappen aus der Richtung, in der das Lager der
Brennaghanns lag. Und der Fluss rauschte leise. Der Nachtwind wurde ein
bisschen kühler, aber nicht viel. Gegen Morgen würde es eine Weile unbehaglich
sein hier im Boot, aber bis dahin … Dann war es sowieso an der Zeit, zu Nachtigall
und Lerche zurückzukehren, wenn sie Dorian nicht unnötig aufregen wollte.
    Das Rauschen –
    Solange sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie gern
in die Dunkelheit gelauscht. Wenn man tief in der Nacht aufwachte und der
Verkehr auf der Straße unten ruhte, dann konnte man aus der Ferne das stete
Rauschen des Motorway hören, von daher, wo der Verkehr niemals aufhörte, wo
immer jemand in die Ferne fuhr, vielleicht dem Meer entgegen oder dem nächsten
Flughafen, um noch weiter wegzukommen …
    Und sie hatte dagelegen und in die Nacht hinausgehört
– manchmal ertönte von ganz weit weg das Tuten der Signalhörner an einer
Baustelle, und immer war da das an- und abschwellende Rauschen von Reifen auf
Asphalt, von Luft, die sich an schnell bewegtem Blech rieb … Als kleines Kind
hatte sie gedacht, das wäre das Geräusch der Nacht selbst. Schon damals hatte
es sie gelockt. Dann wurde ihr langsam klar, dass so die Ferne klang.
    Manchmal begegnete man der Ferne auch tagsüber.
Sie schien gerade da zu beginnen, wo der Weg zur Schule abbog. Oft zögerte sie
morgens dort – wie wäre es, einfach nicht abzubiegen, sondern geradeaus
weiterzugehen? Aber sie tat es nicht, noch nicht. Man handelte sich sonst
Schwierigkeiten ein, die das Leben nur noch enger machten. Und noch hatte
Claire alle Trümpfe in der Hand. Aber Kate ahnte, dass das nicht mehr lange
dauern würde. Noch konnte ihre Mutter sie in der Wohnung einschließen, wenn sie
abends

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