Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
müssen sie losmachen – sie umdrehen
– vorsichtig!“
    Als sie das taten, fing Halfast wieder an zu würgen.
Unter ihr war blutiger Schlamm, in dem es sich träge regte. Kawurassi auch
hier. Ihre Hände waren mit einem dünnen Metalldraht zusammengebunden.
    „Das ist eine Garotte.“ Firns Stimme hinter ihnen ließ
sie herumfahren. „Was sie da um die Gelenke hat. Das soll wohl eine Botschaft
an uns sein.“
    James fühlte selbst ein Würgen in der Kehle. „Kann man
das aufschneiden?“
    Firn kniete sich zu ihnen und nahm ein kleines Messer
aus seinem Gürtel – er war wohl nie ohne Messer unterwegs, nicht einmal, wenn
er gerade aus dem Bett kam. Er schob die Klinge zwischen die Handgelenke und
durchtrennte den Draht mit einer raschen, präzisen Bewegung. Dann nahm er ihn
vorsichtig von ihren Händen. Er hatte tief in die Haut eingeschnitten.
    Sie kreischte plötzlich, ein hoher, dünner,
grässlicher Ton; aus ihrem offenen Auge rannen Tränen. Und dann sahen sie es:
Beide Handrücken waren bis auf die Knochen durchschnitten.
    „Oh mein Gott!“ James stöhnte. „Die Handsehnen!“
    „Das könnte auch mit einer Garotte gemacht worden
sein. Vorsicht beim Anfassen. Diese Drähte sind geschärft.“
    „Wir müssen sie ins Lager bringen! Raus aus diesem
Schlamm! Weg von diesen Dingern hier!“ Er gab sich alle Mühe, die
Fassung zu bewahren. Er hatte schon mehr als ein Opfer von Verbrechen gesehen,
von Unfallopfern ganz zu schweigen – aber das war in der Notaufnahme gewesen.
Von einer Ausnahme natürlich abgesehen … daran durfte er jetzt nicht denken.
Notaufnahme, genau – mit Ärzten drumrum und allem, was man brauchte, um zu
helfen. Mit einem genau geregelten Ritual, an das man sich zu halten hatte.
Hier hatte er nichts – nichts – es war wie damals auf der Straße.
    „Wie meinst du das – Botschaft an uns?“, keuchte er.
„Was weißt du darüber?“
    „Nur, dass die Garotte eine Lieblingswaffe der Pelektá
ist“, erwiderte Firn. „Und die waren ja gestern Abend zu Besuch. Schätze, denen
hat’s nicht gepasst, dass der Chef sich nicht einschüchtern lässt.“
    Halfast sagte etwas, aber James verstand ihn nicht.
Was – was – was soll ich tun?!, brüllte es in seinem Kopf. Ich muss was
tun! Sie stirbt vor unseren Augen!
    „Sie kann noch nicht so lang daliegen“, hörte er Firn sagen.
„Ich hab sie noch gesehen, nachdem diese Sache mit den Kawurassi heut Nacht
vorbei war – dachte, sie geht nur mal zum Abtritt – kashadiu , was wollte
die bloß hier draußen?“
    „Sie kann nicht hier liegenbleiben!“
    „Ich hole was, worauf wir sie tragen können.“ Halfast
lief los.
    Firn hob den Draht auf und untersuchte ihn, als gäbe
es daran was anderes zu sehen als Blut und Dreck.
    James hatte Angst, solche Angst, als er da kniete und
all das Blut sah und diesen panischen Blick, der um Hilfe flehte. Das war es,
wovor er sich immer wieder gefürchtet hatte: Noch einmal so hilflos danebenzustehen,
nicht helfen zu können. Seine Hände zitterten, als er die Kawurassi von der
Verletzten herunterklaubte. Er versuchte, mit ihr zu sprechen, sie zu
beruhigen, wie er das gelernt hatte. Die ganze Zeit über konnte er nicht
wegsehen von den aufgeschnittenen Händen, wo zwischen klaffenden, dünnen
Fleischrändern bleicher Knochen sichtbar war. Aber ihr Kopf – ihr Kopf war noch
schlimmer – er sah aus, als wäre er in eine neue Form geschlagen worden – von
hier drohte die wirkliche Gefahr – Schädelfrakturen und der Blutverlust.
    Wer machte so was? Wer tat so was einem Wehrlosen an?
Sie hatte doch nichts getan, wenn überhaupt, dann war sie als Hilfesuchende zu
diesen Schweinen gekommen! Die hatten das nur getan, um den Montagus eins
reinzuwürgen, da gab er Firn Recht. Sie war nur – nur das Material, auf das die
ihren Denkzettel geschrieben hatten! Warum hatte sie nicht gewartet, bis es
hell war, wie sie es vorgehabt hatte?
    Halfast brachte ein Brett aus dem Gilwisselwagen, und
darauf trugen sie Kriope ins Lager zurück. Inzwischen waren fast alle auf.
Irgendjemand war so umsichtig gewesen, den kleinen Sandrou aus Kriopes Wagen zu
holen und ihm den Anblick seiner Mutter zu ersparen. Es gab ein Hin und Her mit
Jakobe, die zwar schon darauf lauerte, sich aber erst ausdrücklich um Hilfe
bitten ließ, ehe sie in den Karren hinaufstieg. Haminta und ihre Mutter Raween
kamen auch, dafür war er dankbar. Die Peregrini wussten besser als er, was zu
tun war. Unbelastet von Vorstellungen wie

Weitere Kostenlose Bücher