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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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noch
die Honigwabe anzusprechen. Was zierte der sich so? Man musste ihn nur
mal ansehen! Mit der freien Hand zerrte er in seinen Haaren herum. Sah
hilfesuchend zum Mond auf. Dann wieder zu ihr zurück.
    „Ich bin – ich bin ein verheirateter Mann.“ Fast
geflüstert kam das raus, er sah an ihr vorbei, und sie hörte seine Zähne
aufeinanderstoßen. Er erschreckte sie damit; die Dramatik, die er in die Sache
legte, hatte was Ansteckendes.
    „Na ja –“
    „Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber wir nehmen
das hier sehr ernst. Verstehst du, ich – ich reise zwar allein herum, aber –
aber verheiratet bin ich eben trotzdem, und das wissen auch alle. Und das
heißt, ich – ich würde eine ehrbare Frau in Verruf bringen, wenn sie mit mir im
Wagen wohnt. Und mich selbst auch.“
    „Wo ist denn deine Frau?“
    „Unterwegs.“ Wieder hörte sie seine Zähne. Und wieder
gewann der Ärger die Oberhand über seine Verlegenheit. „Jetzt weißt du
Bescheid. Damit ist die Sache doch geklärt.“
    „Ist sie“, stimmte sie besänftigend zu. Sie wusste
genau, dass die Übernachtungsfrage nicht die einzige Sache war, die er damit
für geklärt halten wollte. „Gute Nacht.“
    „Ich hole dich morgen früh in der Nachtigall ab!“
    „Mach das.“
     
    4
    Natürlich
ging sie nicht zu Nachtigall und Lerche . Da hatte sie auch in der vorigen
Nacht nur ein paar Stunden ausgehalten und sich dann draußen einen Platz
gesucht. Der Fluss zog sie an. Auch die Brennaghann-Truppe hatte ihr Lager
dicht am Uferschilf aufgeschlagen, dort brannten zwei kleine Feuer. Aus purer
Neugier ging sie leise an Inglewings Reparaturen vorbei. Nur ein
schwacher Lichtschein zwischen den Lamellen vor dem Fenster. Um die Stufen
herum helle Fetzen – bei näherem Hinsehen die Überreste des Dirloh. Er musste
ihn an die Wagenwand geschmissen haben oder darauf herumgetrampelt sein. So
leise wie möglich stieg sie die Stufen hinauf und versuchte ins Fenster zu
sehen. Da saß er an seinem Tisch und kritzelte in ein Heft. So hatte er bisher
jeden Abend verbracht, wenn man vom gestrigen Ausflug absah. Heute stand die flötenförmige
Flasche Grals geöffnet neben ihm.
    Leise schlich sie weiter und auf einem Weg durchs
Schilf ans sandige Flussufer. Ein Stück flussaufwärts ragten hölzerne
Anlegestege ins Wasser. Sie lief über einen, an dessen Ende ein Boot vertäut
war, und schlüpfte hinein. Es war ein schmales Fischerboot mit Tauen und alten
Netzen auf dem Boden, und auf denen machte sie es sich einigermaßen bequem.
    Doch, sie fragte sich auch immer noch, wo sie nun
eigentlich waren und wie es sie hierher verschlagen haben mochte … manchmal.
Aber alles in allem war das genau das Abenteuer, auf das sie immer schon
gewartet hatte – also, wenn Keith dafür verantwortlich war, der Übersetzer für
Ostasiatische Sprachen, mit dem sie in Wokenduna Gardens diese blöde kleine
Sache gehabt hatte, dann wollte sie ihm gern eine Ansichtskarte schicken. (Erst
konnte es ihm nicht schnell genug gehen, dann regte er sich furchtbar darüber
auf, dass er sein Hemd an dem moosigen Baumstamm versaut hatte. Sie hätte es
ahnen müssen … Männer, die sich parfümierten … immer langweilig oder bizarr …)
    Sie hatte nie einen Trip erlebt, aber wenn sie etwas
genommen hätte, dann hätte sie sich genau so etwas wie das hier davon erhofft.
Und wollte sie nun zurück? Nein. Noch lange nicht. Es gab so viel zu sehen
hier, und sie wollte noch viel mehr sehen. Und es gab einige Fragen, die ihre
Neugier sehr reizten. Natürlich wollte sie wissen, wie sich die Sache letztlich
erklärte. Deshalb vor allem war sie auch darauf aus, zu diesem See fahren, dem
Dorian eine Bedeutung zumaß. Irgendetwas hatte er dort erlebt, womit er nicht
rausrücken wollte – etwas, das mit diesen Übergängen zwischen den Welten zu tun
hatte, da war sie sich sicher. Bis zu dem See würde sie mit ihm reisen. Es war
ja auch ganz nützlich, einen Rückweg zu kennen, sollte hier tatsächlich der
Weltuntergang bevorstehen … Aber solange sie nicht zurück musste , würde
sie nicht gehen.
    Der Mond, schräg links über ihr, überstrahlte mit
seinem Licht alle Sterne. Ob man sonst dieselben Sternbilder wie drüben gesehen
hätte? Nicht, dass sie viele kannte, aber Vertrautes hätte sie bestimmt
wiedererkannt. Dieser Mond hatte etwas Unheimliches, da konnte man die Leute
schon verstehen. Was wohl drüben los wäre, wenn der Mond in dieser Größe
erscheinen würde – das stellte man sich besser

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