Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

seine Augen traten, wusste James,
dass er besser geschwiegen hätte. Dem Winkelmeister war der Blickwechsel nicht
entgangen. Er kramte ein anderes, beschriebenes Blatt hervor.
    „Hier hab ich es: ‚ Der Messerwerfer hat Vinken
Sward belästigt. Als ich eingreifen wollte, hat er mich bedroht, und als ich
Onska Sward nach Hause begleiten wollte, hat er mir einen von diesen
Messersternen nachgeworfen “, der Winkelmeister tippte auf den Wurfstern,
der, noch blutverschmiert, in einer Schale auf dem Tisch lag, „‚ Dann ist er
davongerannt .’ Soweit Pauls Aussage. Der Stern hat ihm den Arm
aufgeschlitzt, Montagu. Das sieht nicht gut aus für euch.“ Er sah von den
Papieren auf und dem Chef mit unverhohlenem Zynismus ins Gesicht. „Wollt ihr
unter diesen Umständen wirklich darauf bestehen, dass ich eure Anzeige
weitergebe?“
    Jetzt war Montagu dunkel vor Wut. „Hier geht’s um eine
fast totgeschlagene Frau, nicht um ein paar Zänkereien unter jungen Männern!
Klar will ich, dass du die Anzeige weiterleitest!“
    James konnte einfach nicht länger still bleiben. „Er
hat den Wurfstern heute Nacht einem von den Leuten nachgeworfen, die das Lager
angegriffen haben! Und was Kriope betrifft, ich weiß, dass sie heute Morgen mit
einem von der Pelektá sprechen wollte! Sie war sicher, dass dieser Jones
dazugehört, und wollte ihm eine Menge Geld für eine Auskunft bezahlen. Als wir
sie gefunden haben, steckte der Geldbeutel als Knebel ihrem Mund! Leer natürlich!
Und von dem Geld keine Spur!“
    „Mein Hakemi“, knirschte der Chef. Zu mehr
Vorstellungsformalitäten war er gerade nicht in der Lage. „Er hat Kriope
versorgt. Hat als Letzter mit ihr gesprochen. Sie hat ihm gesagt, was sie
vorhatte.“
    Der Winkelmeister zog die Augenbrauen in die Höhe.
„So? Dann solltest du doch wohl zuerst mal deinen Hakemi befragen!
Möglicherweise konnte er das Geld gut gebrauchen.“
    „Schreib einfach deinen Bericht, Ska, und leite ihn an
den nächsten Arbiter weiter!“, zischte der Chef, der kapiert hatte, dass sie
auf verlorenem Boden kämpften. James hätte sich ohrfeigen können für seinen
unbedachten Ausbruch.
    „Wie du willst, Ska Montagu. Es kostet natürlich Geld,
die Custodians aus Halmyre anzufordern, damit sie die Sache untersuchen. Und ihr
müsstet bis auf weiteres hierbleiben. Der Arbiter kommt erst Mitte September
wieder nach Fendurnen! Und in jedem Fall werden dann auch der Wurfstern und der
Hundebiss zur Sprache kommen …“
     
    3
    Auf
dem ganzen Weg ins Lager zurück sagte der Chef kein Wort. Inzwischen weiß vor
Wut, marschierte er auf einem Pfad wie dem, auf dem sie gestern dem Cabbacubb
nachgerannt waren, zwischen Gärten und Häusern hindurch bis zum Kanal und dann
über die Fendra-Aue zurück. James fühlte seine eigene Wut in sich zusammensinken,
bis nur noch ein graues Ohnmachtsgefühl übrig war.
    Sie waren kaum über die Brücke, als Montagu
losbrüllte. Er brüllte nach Firn, und James dachte beklommen, dass er ihn noch
nie so zornig gesehen hatte. Die Truppe duckte sich sozusagen und versuchte so auszusehen,
als sei gerade niemand da.
    „ Firn !“, brüllte Montagu. „Hast du letzte Nacht
einen Wurfstern nach diesen Leuten geworfen?!“
    Firn stand mit Stanwell, John und Lowell zusammen, die
jetzt unmerklich ein bisschen von ihm abrückten. „Auf einen, der hier Schlamm
gegen die Wagen geschmissen hat, ja. Tanzte da draußen rum und amüsierte sich
’n bisschen zu sehr.“
    „Hast du die Regeln vergessen?!“, zischte Montagu.
„Verteidigung, niemals Angriff !! Wir sind Peregrini, wir bekommen nur
Schwierigkeiten, wenn wir Kramper angreifen. Diese Leute waren schon auf dem
Rückzug, wie du selbst sagst! Was wirfst du ihnen da noch Messer nach! Welchen
Grund hattest du dafür?! Deinetwegen hab ich eben dagestanden wie ein kupadanni !
Musste mir von diesem Kramperschwein die Hosen runterziehen lassen! Ausgelacht
haben die uns! Was konnt ich noch sagen, als der erst mal mit dem
aufgeschlitzten Arm kam und deinem verdammten Sissik und einem ganzen Haufen
Lügen! Die Frau stirbt, und wir können sogar noch draufzahlen!! Und das nur, weil
du dich für den Besten hältst, für den keine Regeln gelten, immer und immer
wieder! Diesmal wird’s teuer für dich!“
    Firns Miene versteinerte sich bei diesem Anbrüller vor
allen Leuten.
    „Also – was hast du dazu zu sagen ?!“
    „Ich lass mir von unverschämten Krampern nicht auf der
Nase rumtanzen!“, erklärte Firn, und das in einem