Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
wandte sich an Haminta. „Wenn sie
wach genug ist, sollte sie Wasser trinken, aber sauberes! Nur Wasser –
abgekocht und abgekühlt.“ Das war alles, was er beisteuern konnte.
Jakobe schnaubte abfällig, als er nach dem Chef den
Wagen verließ.
2
Als
James und Montagu den Empfangsraum des Winkelmeisters betraten, war der Mann
nicht allein: Unter dem altersdunklen Winkeleisen an der Wand stand der
Gelichterjäger. Er trug einen dicken Verband an einem Bein, und seine Miene
wurde verkniffen, als er sah, wer da das Zimmer betrat.
Der Winkelmeister hingegen gab sich ganz
geschäftsmäßig. „Das trifft sich ja gut, dass ich euch sehe, Ska Montagu! Gegen
euch hat es Beschwerden gegeben.“
„Ach ja?“
„Euer Hund hat Ska Halverton hier gebissen, als er
gestern bei euch nach dem Rechten sehen wollte – und dann hat sich auch Ska
Sward beschwert, dass –“
„’n Gelichterjäger, der sich von ’nem Hund beißen
lässt? Das ist nichts, was ich an die große Glocke hängen würde, wenn ich du
wär, Ska!“, sagte der Chef kalt.
„Tatsache ist, euer Köter hat mich gebissen!“,
schnappte der Jäger. „Und sei lieber vorsichtig, Ska Peregrin! Vielleicht
sollte sich mal jemand deine Wagen genauer ansehen. In den letzten Tagen sollen
sich Pelektannoi hier rumgetrieben haben, und man weiß ja, wo die herkommen!“
Die Dreistigkeit dieser Andeutung verschlug James die
Sprache, ebenso wie die Lüge, die der dem Winkelmeister erzählt hatte. Ganz
klar, wann der gebissen worden war!
„Passt gut, dass du die Pelektannoi ansprichst,
Jäger“, sagte Montagu eisig. „Wir kommen nämlich, um einen Mordversuch zu
melden, Winkelmeister. Eine Frau aus Kantabre, die mit uns reist, ist fast zu
Tod‘ geprügelt worden letzte Nacht. Und die Hände hat man ihr mit einer Garotte
zerschnitten und gefesselt.“
„Eine Frau, wie?“, gab der Winkelmeister nach einigen
Sekunden Schweigen süffisant zurück. „Und jetzt meinst du, das wären
Pelektannoi gewesen?“
„Ich denk, die Garotte spricht schon allein für sich.
Aber das war nur der letzte Schlag in einer langen Nacht, Ska. Und die fing
damit an, dass dein Jäger hier mit einem bei uns im Lager aufkreuzte, der uns
seinen Begleitschutz aufschwatzen wollte –“
„Jones“, erläuterte der Jäger mit wachsamen Augen.
„Und was willst du damit sagen, Mann?“
„– und ein paar Stunden, nachdem ich das abgelehnt
hab, gab’s einen Überfall auf unser Lager, ’ne Überflutung mit Kawurassi und ’n
paar dunkle Gestalten, die unsere Wagen beworfen haben.“
„Ein Jungenstreich, mit anderen Worten!“
„Um drei Uhr morgens, in diesem Land?“, gab
Montagu ätzend zurück. James war inzwischen kurz davor loszubrüllen. Wie konnte
der Chef bloß so ruhig bleiben?!
„Die Jungen sind hier nicht anders als anderswo, Ska
Montagu. Und eure scheinen mir auch nicht ohne zu sein, nach allem, was ich –“
„Ich hätt nichts gesagt, Winkelmeister, wenn’s dabei
geblieben wär – aber die Frau lag fast tot im Kanalgraben. Und es ist nicht
gesagt, dass sie’s überlebt. Deshalb zeig ich hiermit einen Mordversuch an.“
„Das ist dein gutes Recht.“
„Und ich will, dass du dazu aufschreibst, dass bei dem
Jungenstreich heut Nacht jemand aus deiner Stadt gesehen worden ist, der
tagsüber mit dem besagten Jones unterwegs war!“, fügte Montagu hinzu, wobei
seine Stimme mit jedem Wort lauter und schärfer wurde. Dabei ließ er den
Winkelmeister nicht aus den Augen. „Und vergiss nicht, die Garotte zu
erwähnen!“
Der Winkelmeister hatte sich einen großen, gelblichen
Bogen Papier genommen und schrieb nun demonstrativ ein paar Sätze auf. Die
angespannte Stille wurde schließlich durch den Jäger gebrochen, der höhnisch
auflachte.
„Die Pelektá! Lassen wir doch dieses Theater, Ska! Wir
wissen beide, dass diese Frau von dir da nur eine von euren Huren ist, die es
mit ’nem Kunden zu weit getrieben hat!“
„Und leider“, sagte der Winkelmeister schnell, bevor
Montagu etwas erwidern konnte, „leider muss ich in meinem Bericht nicht nur den
Hundebiss erwähnen, sondern auch die Tatsache, dass Paul Bawanger von eurem
Messerwerfer mit einem Wurfstern verletzt worden ist –“
James fuhr auf. Wie blöd konnte dieser Typ sein, das
auch noch anzuzeigen?! „Womit ja wohl klar wäre, dass dieser Bawanger nachts
dabei war, bei diesem Streich !“, rief er.
Der Chef wandte sich ihm zu, und als Überraschung,
Begreifen und schließlich Wut nacheinander in
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