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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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auf wie eine
dunkle, stäubende Wolke, die für Augenblicke über den beiden stand, bevor sie in
flatternde Wesen zerbarst –
    James stockte der Atem. Erst in diesem Moment begriff
er, dass der Mantel tatsächlich lebendig war, dass er aus Jujunas schwarzen
Vögeln bestand, die alle auf dem Stoff gekauert hatten und auf ihren Befehl hin
aufgeflogen waren. Sie landeten ringsumher auf dem Boden, hockten auf den
Liegenden, auf Trümmern und Waffen und behielten ihre Herrin mit schwarzen,
glänzenden Augen im Blick.
    Die Zuschauer waren geschockt. Und James wusste, dass
er dieses Bild nie wieder vergessen würde – die aufstiebende und zerplatzende
Wolke aus Vögeln.
    Kumatai streckte ihre Hand aus und berührte die Stirn
von Cerfs Reitermaske. Als sie die Hand fortnahm, war dort ein mondheller,
gleißender Fleck zu sehen, der wie ein fast gerundeter Vollmond mit einem
allerletzten Rand aus Finsternis aussah.
    Ein Spiegel …, dachte James und wehrte sich gegen den
seltsamen Sog dieser Szene. Das muss ein Spiegel sein!
    Aber Cerf schrie auf, riss sich die Maske vom Gesicht
und fasste sich an die Stirn, als habe er große Schmerzen.
    Kumatai rief:
     
    „ Das ist der Makel, mit dem ich dich zeichne!
    Du wirst deiner Welt das Ende bringen,
    eure grünen Wiesen und all ihr lästerlichen Geschöpfe
meiner Schwester,
    ihr werdet sterben, von deiner – meines Henkers! –
Hand! “
     
    „ Niemals !“, schrie Cerf und schleuderte seine
Maske von sich.
    „ Auf ewig !“, erwiderte Kumatai ernst und kalt.
Dann beugte sie sich vor und blies ihm ins Gesicht und sagte mit lauter Stimme:
     
    „ Ich, Kumatai, die Herrin der Nacht, die Herrin,
die den Sturmwind reitet,
    verfluche dich in alle Ewigkeit,
    Cerf, Sohn des Gaon, aus dem Geschlecht der Medowega!
    Auf ewig wirst du die Welten durchirren, gefesselt an
deine Schuld.
    Blut und Asche meiner Kinder werden deine Seele
binden,
    bis deine eigene Hand sie rächt !“
     
    Wie der Ton einer tiefen Glocke klangen ihre Worte
durch die Stille. Sie hob die Hand, und im selben Moment flogen all die kleinen
Vögel auf und senkten sich wieder auf ihren Mantel herab, gruben ihre Krallen
in den Stoff, bis die glänzenden Federrücken ihn dicht an dicht bedeckten.
    Dann drehte sie sich um und verschwand, von diesem
Mantel umwogt, in der Dunkelheit – und das hieß, durch die Tür der Kulisse, die
Jakobe dann rasch wieder schloss. James zog hastig seine Hand zurück, als der
lebende Vogelmantel sie streifte.
    Auf der Bühne schlug Cerf die Hände vors Gesicht und
sank auf die Knie, mit einem Aufstöhnen, das wie das Knirschen von Metall
zwischen Hammer und Amboss klang.
    Haminta berührte James an der Schulter und hielt ihm
die Stange mit den Löschhüten hin.
    Cerf kniete immer noch, als James und Jakobe alle
Kerzen gelöscht hatten.
    Dann sang Brogue:
     
    „ So verfluchte Kumatai den Frevler
    und kehrte zurück in den äußeren Ozean, der die Welten
umspült.
    Cerf, der Schlächter der Brogor, durchirrte die
Dunkelheit
    und suchte den Tod, der ihn floh
    und nichts fand er, das seine Schuld zu mindern
    oder die Strafe aufzuheben vermochte.
    Larenni selbst wandte ihr Antlitz von ihm ab
    und schließlich entschwand er den Augen der Welt.
     
    Lernt denn, ihr Zeugen dieser bösen Geschichte,
    dass der Mensch der Götter Werke nicht vernichten darf
    auch wenn sie ihm hässlich und gering erscheinen!
    Dass Rache und Hass nicht maßlos wüten dürfen,
    sondern Gnade mit dem Feind den Göttern gefällt
    und den Menschen geziemt.
    Und dass, wer sich so vergeht gegen der Götter Gebot,
    ihre Gnade auf ewig verwirkt! “
     
    Treppenstufen … schlafen … nie …, klang es in James’ Kopf wie ein verzerrtes Echo.
    Einen Moment Stille ließen die Zuschauer, dann gab es
wilden, ehrlichen Beifall. Sie klatschten, trampelten und pfiffen und riefen
den Schauspielern zu. Die standen vom Boden auf und verbeugten sich, rafften
ihre Waffen zusammen und verschwanden erst mal hinter der Kulisse, während
draußen noch immer weiter geklatscht wurde.
    „Kopf hoch, ragoischi ! War nur ein Spiel!“,
spottete Firn, als er an James und Haminta vorbeidrängte. „Sind alle am Leben.
Musst keinen zusammenflicken!“
    Aber dann krachten zwei ledergeschützte Pranken auf
seine Schultern, so unerwartet und mit solcher Wucht, dass er rückwärts
taumelte. „Schlag du mich noch einmal so, kupadanni !“, keuchte Horgest
mit so heiserer Stimme, dass man sie kaum erkannte. „Du mieses Schwein! Ich
mach dich zu

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