Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
äußerte, ohne die Pelektá beim Namen zu
nennen, die Ansicht, dass man in diesen Zeiten kaum längere Reisen durch das
Land machen konnte ohne einen Begleitschutz. Je weiter östlich man komme, und
besonders im weiten Umkreis des Éllambru, machten die Rotten die Wege unsicher.
Ein anderer widersprach, der Präfekt habe bereits Reitergarden aus dem
benachbarten Ceraloc und Maikonnen angefordert, die mit den Rotten schon
aufräumen würden. Plötzlich entbrannte eine hitzige Diskussion über den Weg,
den der Stern von Montagu einschlagen wollte, nachdem sie nun einen
weiteren Tag Verzögerung hatten. Vor allem Stanwell ging wieder nichts schnell
genug. Er hatte Halfasts Karten studiert und plädierte jetzt dafür, die
Trukantagyja zu verlassen und den kürzesten Weg Richtung Kebernett und
Gassapondra einzuschlagen, der über Kalybe und am Südufer des Sees entlangführte.
Davon wurde dringend abgeraten. Wenn man schon in die Nähe des Sees müsste,
dann solle man auf jeden Fall auf dem Nordufer und der Trukantagyja bleiben,
auch wenn der Weg nach Kebernett auf diese Weise länger sei.
Halfast setzte gerade zu einem kleinen Vortrag über
die Wüsten Rotten an, bei denen es sich offenbar um heruntergekommene
Abkömmlinge von Opfern des letzten Dunklen Zeitalters handelte, als ein
Intermezzo der dreisten Art die Aufmerksamkeit ablenkte: Jujuna Tirp kam zu
ihnen an den Tisch und nahm Firn mit sich, vor aller Augen und mit Blicken und
Bewegungen, die keinen Zweifel an ihren Absichten ließen. Die schmachtenden
weiblichen Blicke ringsum konnten ihr kaum entgangen sein, und anscheinend
wollte sie diesmal kein Risiko eingehen. Die Mondgöttin holte sich ihren
Verfluchten ins Bett – das hatte doch was. Dessen Seitensprung in Fendurnen war
offenbar vergeben – es half wohl, wenn man seine Wut auf der Bühne loswerden
konnte. Weil John und Lowell mit am Tisch saßen und es vorzogen, diesen Abgang
nicht zu beachten, verkniffen sich die anderen die schmutzigen Kommentare, die
ihnen allerdings deutlich ins Gesicht geschrieben standen. Stattdessen
verlegten sie sich darauf, auf Stanwell herumzuhacken. Der wolle sie nur
deshalb auf den gefährlichen Weg hetzen, weil er Angst habe, zu spät zu seiner
Hochzeit zu kommen. Anzügliche und gemeine Bemerkungen vermischten sich mit
Drohungen und Gelächter.
Danach verschwammen die Dinge dann noch ein bisschen
mehr, zumal nun wieder getanzt wurde – diesmal durften die Frauen sogar
mitmachen. Um ihn herum leerte sich der Tisch, und schließlich saß er allein
mit ein paar Alten da. Zwei von den kleinen Mädchen, die vorhin das
Treppenstufen-Lied gesungen hatten, schossen an ihm vorbei, verfolgt von einer
Frau, die sie schließlich zu packen kriegte.
„Ihr zwei geht jetzt schlafen, es ist spät!“, rief
sie. „Ihr wollt doch nicht, dass euch der Digger-Dagger holt!“
Der Digger-Dagger, dachte er müde. Klar doch. Früher
oder später schnappt der alle Treppenstufen-Hüpfer.
Und dann half auch kein Trukvister mehr. Nicht einmal
die laute Musik schaffte es, den hinterhältigen kleinen Vers aus seinem Kopf zu
vertreiben. Er stand auf und machte sich auf den Weg zum Hakemi-Karren. Kam
dabei an Haminta vorbei –
Seine letzte Chance. Haminta … sie würde vielleicht …
oh Mann, und er brauchte jemanden. Er konnte heute unmöglich allein bleiben.
Aber dann ging er doch allein weiter.
4
Damals
hatte er zuerst gedacht, dass es ein Zitat aus irgendeinem Film sein müsste.
Aus einem von den zahllosen Filmen, die sie sich im Lauf der Jahre angesehen
hatten, vielleicht sogar aus Cloverfield . Aber soviel er in den darauf
folgenden Wochen auch grübelte, ihm fiel nicht ein, wo er das schon mal gehört
haben sollte. Und schon gar nicht, warum Adrian es überhaupt gesagt hatte. Ein
paar Sachen hatte er sich sogar noch mal auf DVD angesehen. Einfach nicht zum
Aushalten. Das Zeug erschien ihm jetzt so lächerlich. Und ergebnislos blieb es
auch.
Licht und Lärm blieben hinter ihm zurück, als er durch
eins der Tore in den Park hinunterging. Die einzigen Lichtquellen hier waren
die Fackeln, die ihr Lager markierten, und ein paar Laternen weit unten längs
der Hecke. Er merkte das Trukvister jetzt wie einen Schlag auf den Kopf.
Vielleicht war es auch die Dunkelheit, in der er für Augenblicke ganz die
Orientierung verlor. Der Boden schien sehr weit entfernt zu sein, und in seinem
Magen taten sich ein paar unschöne Dinge.
Er hatte es sogar gegoogelt damals – war verdammt
komisch,
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