Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
er
nebenher auch noch einige seiner seltsamen Forschungen. Aber hier war er
jedenfalls schon seit Januar nicht mehr, seit meinem Geburtstag. Und den
letzten Brief von ihm habe ich im Mai bekommen!“
Fehlschlag auf der ganzen Linie also. Hoffentlich
fragte die ihn jetzt nicht noch weiter aus! Kaplosters Blick, der ihn immer
noch nicht losließ, war sarkastisch geworden, das fiel ihm selbst in seiner
Frustration auf.
„Wartest du auf eine Reparatur, Hakemi?“, fragte der
Verwalter. „Er arbeitet öfters für Peregrini, wie man hört.“
„J-ja – er wollte mir ein paar – paar Geräte besorgen
– eine Zange und so was, verstehn Sie.“
Der Chef betrachtete ihn inzwischen mit bohrender
Aufmerksamkeit.
„Da wirst du wohl warten müssen, bis ihr wieder ins
Delta zieht!“, sagte Oona Inglewing. „Nach Orolo kommt er nur noch, wenn es
sich gar nicht vermeiden lässt. Was dumm genug von ihm ist – hier halten
sich die Leute jedenfalls nicht für was Besseres, und einen guten Arbeitsplatz
hätte er hier auch jederzeit. Müsste nicht durch die Gegend ziehen wie – nun
ja.“
Kaplosters sarkastisches In-sich-Hineinlächeln
vertiefte sich noch. Er griff nach seinem Krug und wandte endlich den Blick von
ihm.
„Da hab ich wohl Pech gehabt“, murmelte James, und
bevor sie die Ausfragerei noch vertiefen konnte, entschuldigte er sich, schob
sich an den Hunden vorbei und verließ den Tisch.
3
Auf
dem Rückweg kam er an Sandrou vorbei, der daumenlutschend bei den anderen
Kindern hockte und gegen das Einschlafen ankämpfte. Wo war diese verdammte Pix,
sollte die nicht auf ihn aufpassen? Schließlich entdeckte er sie in der Nähe
der Bühne, wo sie die schwitzenden Tänzer mit den Blicken verschlang. Ein Witz
am Rande. Aber heute konnte nichts mehr so komisch sein, dass es ihn
aufgemuntert hätte.
Die große Traurigkeit hatte ihn jetzt fest im Griff.
Er ließ sich wieder auf einen Platz am Tisch fallen, ohne Blicke für die
anderen um sich herum oder für das Essen. Nur mehr Trukvister wollte er, und
Kriope und Sandrou und Dionyssu vergessen. Und alles andere auch.
Nach der soundsovielten Runde kehrten die Tänzer
zurück, außer Atem, verschwitzt und lärmend. Natürlich hatte Firn die Sache
gewonnen – auch darin glich er Adrian, der nie einem Wettkampf aus dem Weg
hatte gehen können und immer gewinnen musste. Den Vergleich mit Adrian konnte er
heute einfach nicht ertragen. Firn war so lärmig, so unübersehbar, aufdringlich
lebendig, wie er sich da von all den Frauen ringsum anschmachten ließ und das
auch wie einen ihm zustehenden Tribut entgegennahm – zum Kotzen.
„Wird’s dir eigentlich nicht langweilig, immer zu
gewinnen?“, fragte er, nachdem er noch einen halben Krug getrunken hatte.
Firn hörte auf, die Zähne in sein Stück Ziegenbraten
zu schlagen, und sah ihn stattdessen aus schmalen, glitzernden Augen an. „Doch
– wenn du mich so direkt fragst. Ja“, sagte er dann, als müsste er das
ernsthaft erwägen. „Vielleicht sollte ich’s demnächst mal mit Verlieren
versuchen. Könnte allerdings schwierig werden, wenn ich dabei gegen dich
antreten muss.“
„Arschloch“, sagte James und trank die zweite Hälfte
auch noch.
„Meinst du nicht, dass du allmählich genug hast,
Hakemi?“
„Meinst du nicht, du könntest einfach verschwinden?
Noch ein bisschen nickelbreaken oder irgendein Mädel flachlegen?“
„Klar. Wenn ich mit dem Braten hier fertig bin.“ Er
grinste James an. „Solltest du vielleicht auch mal versuchen!“
Unwillkürlich sah James zu Haminta hinüber, die sich
eben für eine Pause zu den Frauen am anderen Ende des Tisches gesetzt hatte.
Ja. Im Augenblick hätte er nichts lieber gewollt als das. Irgendwo mit ihr
zusammen diesen ganzen Scheiß hier vergessen. Haminta wäre so viel
besser als das Trukvister gewesen. Aber er hatte nicht die Absicht, sich noch
tiefer in Salkurnings Fallstricken zu verfangen. Lieber füllte er seinen Krug
noch einmal und ließ Firns guten Rat unkommentiert.
Danach begannen die Dinge ein wenig zu verschwimmen.
In der Tischrunde kam das Gespräch bald auf die Pelektá, und er versuchte
wenigstens zuzuhören, denn ihm war klar, dass die Schlepper in den letzten
Stunden wieder zu einer Option geworden waren. Möglicherweise zu ihrer einzigen
Option. Die Peregrini, nicht gewohnt, ihre Schwierigkeiten mit Krampern zu
erörtern, hörten dennoch aufmerksam zu, als die Männer vom Gut sich in das
Gespräch mischten. Einer von ihnen
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