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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dich behalten und getrocknete
Tomaten gegessen!“
    „Ich dachte, du wüsstest es. Verrat mir, wer die
Wolkensammler sind!“
    „Egal, wer so was sagt – er redet Unsinn! Man kann
einen Vulkanausbruch nicht genau vorhersagen! Schon gar nicht sechs Wochen im Voraus
und auf den Tag genau! Das ist einfach nur lächerlich!“
    „Komm schon, wer sind die Wolkensammler denn nun? Ich
fände es beruhigend, wenn das nicht gerade eure Wissenschaftler sind!“
    „Wissenschaftler?! Pah! Das sind Wahrsager, die für
ihre Vorhersagen vor allem die Wolken beobachten – Form, Größe, Zugrichtung und
so weiter. Blödes Geschwätz ist das!“
    Zornig und entnervt zog er an der Leine und ließ das
Nebelhorn lostuten. Die ganze Zeit schon hatte er gegen diesen Impuls
angekämpft, jetzt ging er mit ihm durch. Der Karren vor ihnen wurde daraufhin
beinahe umgerissen, das Zugtier ließ sich nur mit Mühe wieder bändigen. Eine
Frau, die mit vier Kindern hinten auf der Ladefläche gesessen hatte, sprang auf
und überschüttete ihn mit Schimpfwörtern. Gut, er hatte es verdient. Er machte
ein paar entschuldigende Gesten zu ihr hin, die aber nicht beachtet wurden.
    „Bei den Stämmen oben im Norden soll es noch ein paar
richtige Wolkensammler geben, Leute, die in altes Langorren-Geheimwissen
eingeweiht sind. Die lassen sich aber nicht hier in den Salons feiern. Und ich
glaube kaum, dass der Händler im Laden einen von denen zitiert hat.“
    „Du fährst zu schnell.“
    „Willst du mir erzählen, wie man fährt?“, schnauzte er
und bremste ab. „Ich mach das, seit ich fünfzehn bin! Ich hab das erfunden !“
    Den erschreckten Esel samt schimpfender Karrenladung
hatte er zwar überholt, aber jetzt hatte er die nächste schwankende Kiste vor
sich. Zwei Kinder saßen da auf einer Teppichrolle und spuckten
Sonnenblumenkernschalen gegen die Front seines Wagens. Er war gefährlich dicht
aufgefahren. Und Kate lachte wieder mal.
    „Man kann einen Vulkanausbruch nicht genau
vorhersagen“, wiederholte er und beschloss, sich nicht weiter ärgern zu lassen,
sondern einfach beim Thema zu bleiben. „Und auf das Gerede von Speiwasserlesern
würde ich keinen Chaval setzen. Nicht mal auf das von richtigen Wolkensammlern!
Oder werden in eurer Welt die Termine für Katastrophen von Wahrsagern
bestimmt?“
    Sie lächelte nur. Natürlich hatte er bemerkt, dass sie
nicht bereit war, ihm irgendwas von drüben zu erzählen. Hielt sich genau an
ihren dämlichen Pakt. Dachte wohl, damit könnte sie ihn antreiben – als wäre er
ein Esel, dem man eine Möhre vors Maul hängt.
    „Die Leute da draußen glauben es jedenfalls“, sagte
sie und verschloss endlich das Tomatenglas. Dann leckte sie sich die
Salzkristalle von den Fingern. Er konnte gar nicht hinsehen. Keine anständige
Frau würde so was tun. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Und jetzt grinste
sie ihn auch noch an. Die wusste genau, was sie tat. Brachte ihn mit Absicht
ständig in Verlegenheit. Er fühlte, wie ein paar fette Schweißtropfen sein
Rückgrat hinunterrollten. Diese Hitze! Das Gedrängel überall! Die Custodians!
Man fühlte sich richtig eingesperrt.
    Aber um die Wahrheit zu sagen, hatte die Vorhersage
etwas verdammt Beunruhigendes, wenn man sie hier mitten in der Karawane der
Flüchtigen bedachte. Was, wenn diese Wolkengucker doch Recht behielten? Immerhin
spuckte der Tosu die ersten Aschewolken ja schon, wenn man Damis’ geflohener
Verwandtschaft glauben durfte. Wieder fühlte er diesen elenden Druck in der
Brust. Hatte er sich in allem geirrt? Hätte er Ellie schon vor zwei Jahren
glauben und sich auf Rettungspläne konzentrieren müssen? Verdammt – hätte er
Damis vorgestern davon erzählen sollen, dass Emberlend ihn Flugapparate und
Wagen bauen lassen wollte … und dass ihn zumindest der Verdacht gestreift
hatte, dass er das tun sollte, damit Emberlend im Notfall noch diejenigen
wegbringen konnte, die wichtig genug dafür waren? Würden etwa all diese armen
Schlucker hier draufgehen?
    Er packte den Steuerknüppel fester. Ja. Ja, wenn er
ehrlich war, würde das genau zur Haltung der Valdannen passen. Graicos und
Assyrer waren Treibgut – wer hatte sie darum gebeten, ins Land zu kommen? Sie
konnten nicht damit rechnen, dass man sich, wenn es hart auf hart kam, um sie
genauso gut kümmerte wie um die Alteingesessenen, richtig?
    Kate redete wieder, aber er hörte nicht zu. Das
Schuldgefühl war jetzt wie ein Sack über seinem Kopf, unter dem ihm langsam die
Luft ausging.

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