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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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auch wenn noch alles ganz friedlich
und geordnet aussah. Ihre Karren waren bis obenhin mit Hausrat bepackt, ganze
Familien vom zahnlosen Säugling bis zum tatterigen, ebenso zahnlosen Greis
zogen nebenher oder hockten auf den schwankenden Packen. Was ihn am meisten
beschäftigte, war die Tatsache, dass er fast nur Graicos, Assyrer und
Karuleirus sah – Treibser. Was zum Teil natürlich daran lag, dass die Dörfer
hier überwiegend von ihnen bewohnt waren. Ein paar Piggler waren wohl auch
darunter. Aber er hatte Damis’ Worte noch im Ohr. Ihr Valdannen – habt ihr
keine Angst vor dem Untergang? Oder wisst ihr mehr als wir?
    Wussten vielleicht die Treibser mehr als die
Valdannen?! Er jedenfalls hatte kein Signal zum Aufbruch gehört. Was machten
die jetzt plötzlich alle hier? War der Tosu etwa schon in die Luft geflogen?
Aber davon hätten sie gehört. Vielleicht hätten sie es sogar selbst gehört, mit
ihren eigenen Ohren. Arabische Gelehrte hatten berichtet, dass man die
Éllambru-Explosion vor dreihundertfünfzig Jahren noch in Kairope im Süden
gehört hatte.
    Oder flohen die vor der Bendewikke? Die Krankheit war
aber auf jeden Fall nur ein Gerücht. Anderenfalls wären die betroffenen Gebiete
schon abgeriegelt worden. Und ob die Leute wegen eines Gerüchtes ihre Häuser
und Äcker im Stich gelassen hätten und sich mit Sack und Pack auf die Flucht
machen würden?
    Aber wie man es auch betrachtete – das hier war
Treibgut auf dem Weg nach Norden. Die Leute redeten nicht viel. Obwohl er Graix
wie seine Muttersprache sprach, wollte keiner, mit dem er seit gestern
gesprochen hatte, so recht mit seinen Plänen herausrücken. Als hätten sie
Angst, sich zu verraten. Andererseits lag es ja auf der Hand, was sie
vorhatten, wenn man mal verrückt genug war, sich auf diese Idee einzulassen. In
Parrot’s Fork brachen die großen Schiffe auf, die den Akbarnen hinauf in den
Norden fuhren. Aber erhofften sich etwa all diese Treibser hier einen Platz auf
den Schiffen? Mit ihren Eseln und Schweinen, Babys und Großmütterchen?! Das
konnte nicht gutgehen! Und jeder, der dumm genug gewesen war, seine Hoffnung in
so ein Unternehmen zu setzen, der musste spätestens jetzt ahnen, dass es Ärger
geben würde, denn seit einiger Zeit sah man zu beiden Seiten der Straße immer
wieder berittene Custodians, die auf Lapatte zuhielten. Zwar griffen sie nicht
ein, aber sie ließen die Straße nicht aus den Augen. Schon ihre Anzahl war
besorgniserregend.
    Kates Stimme platzte wieder in seine Gedanken. „Mit
diesen Tomaten und den anderen Sachen wird sich der Verkäufer in Jonandru eine
goldene Nase verdienen. Hast du gesehen, wie sie vor diesem Lädchen Schlange
standen heute Morgen? Die haben dem fast das Haus eingerannt.“
    Er hatte es gesehen. Er hatte auch registriert, wie
schnell Kate mit ihrem Tomatenglas wieder zurück war. In der Schlange hatte die
nicht angestanden.
    „Trockenfrüchte, eingelegtes Gemüse, Pökelfleisch in
Fässern“, zählte sie auf. „Der ganze Laden war voll davon. Da hat einer
wirtschaftlichen Weitblick gehabt. Und es war keiner von diesen Leuten hier.
Kein Graico. Das war einer von deinem Schlag.“
    Ihm fiel ein, was er gehört hatte: dass ein Großteil
der diesjährigen Ernte des Deltas eingezogen und konserviert wurde. Plante da
doch jemand für eine eventuelle Katastrophe? Oder ging es darum, das Zeug dann
wieder an die Produzenten zu verkaufen, nachdem man sie panisch genug gemacht
hatte, dass sie dafür bezahlten? Das wäre allerdings wirtschaftlicher Weitblick
gewesen.
    Kate hatte ihn irgendwas gefragt, das er nicht
verstanden hatte – neben ihnen brüllte ein Esel, der keine Lust mehr auf die
hitzeflimmernde Straße hatte.
    „Hm?“
    „Du weißt das mit dem neunten Oktober, ja? Dass die
Wolkensammler für den neunten Oktober 1756 den Ausbruch des Tosu Magaton
vorhergesagt haben?“
    „ Was ? Woher hast du denn diese Neuigkeit?“
    „Aus dem Laden heute Morgen. Es stand auf einer Tafel
hinter der Kasse, auf Englisch und in griechischer und arabischer Schrift. ‚ Füllt
eure Keller für den langen Winter!!‘, war sein Slogan.“
    „Das ist doch der allerletzte Blödsinn! Wie kommen die
dadrauf? Zynisch ist das! Erst treiben sie die Leute mit idiotischen Gerüchten
in die Flucht, und dann raten sie ihnen, ihre Keller zu füllen?!“
    „Das sind keine zwei Monate mehr, richtig?“
    „Erzähl mir jetzt nicht, dass du dir Sorgen machst!“,
schnaubte er. „Du hast das drei Stunden lang für

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