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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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herüber.
    „Und was machen wir jetzt?“, fragte Kate munter.
    Für die war das wohl alles nur ein Ausflug. Sie hatte
das Kopftuch abgenommen, als könnte sie hier keiner sehen, sie und ihr
verdächtig kurzes Haar. Und ein Leibchen trug sie auch nicht mehr! Konnte man
durch den dünnen Stoff des Hemdes deutlich erkennen. Hastig wandte er den Blick
ab. Verdammt – als wenn ihm nicht zu heiß gewesen wäre! Zog er deshalb etwa
sein Hemd aus?!
    Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen. Und er
musste jetzt einfach Fahrtwind spüren. Er ließ den Motor an und lenkte den
Wagen aus der Kolonne heraus und auf das abgeerntete Feld neben der Straße.
    „Ich bin kein Flüchtling“, knurrte er. „Ich hab in
Parrot’s Fork etwas zu erledigen, und daran lass ich mich von Custodians nicht
hindern!“
    Und von denen war hier ja glücklicherweise auch weit
und breit keiner zu sehen. Als er ausscherte, gab es zwar einige überraschte
Blicke und ein, zwei Zurufe sowie noch ein paar Steinchengeschosse mit auf den
Weg, aber das war’s dann. Mehr hatte er auch nicht erwartet. Sein Wagen kam mit
dem Ackerboden besser klar, als er befürchtet hatte, auch wenn es rumpelte und drinnen
alles durcheinanderflog, was nicht niet- und nagelfest war. Zum Glück hatte man
die Pilfa hier schon vor zwei Wochen eingefahren, sonst hätte er eine Schneise
hinterlassen – und das wäre nicht ungestraft geblieben.
    „Hast du den da vorne gesehen?“, rief Kate, die sich
an Tür und Rückenlehne festklammerte. „Den Reiter auf dem großen Pferd? Der
sieht irgendwie offiziell aus, aber anders als die Custodians.“
    Er war ganz damit beschäftigt, den Wagen auf einer
Spur zu halten, und hatte keine Aufmerksamkeit mehr für die Umgebung übrig.
Doch als er jetzt in die Richtung sah, in die sie zeigte, setzte sein Herz für
einen Schlag aus. Da vorne, neben dem Wäldchen, das schon zu Lapatte gehörte,
ging ein wahrhaft riesiges grau-braunes Pferd – unverkennbar ein
Ceraloc-Hengst. Das hatte ihnen jetzt noch gefehlt!
    „Das muss unser Glückstag sein heute! Das ist ein
Ghistriarde. Nur die reiten diese Pferde, sie züchten sie selbst in Ghist. Und
bei meinem allgemeinen Glück garantier ich dir, dass das de Braose ist! Der ist
bestimmt immer noch hinter dem letzten Flüchtling von der Kallisti her! Sikka
darrakia !“
    „He, was ist so schlimm daran? Er interessiert sich
doch nicht mal für uns!“
    Zu seinem Entsetzen fiel ihm wieder ein, dass sie ja
auch noch scharf darauf war, mit jemandem aus Ghist zu reden, weil sie glaubte,
die könnten ihr was über die Übergänge erzählen. Bei der wusste man nie … nur
gut, dass der Kerl weit voraus war!
    „Hör mal, das ist ein Zeichen … ein Zeichen von Racht
oder so!“, fing sie auch prompt wieder an und kicherte dämlich. „Wir sollten
mit ihm reden!“
    „Was? Du hast sie doch nicht mehr alle! Mädchen, du
hast doch keine Ahnung von Ghist oder überhaupt von all dem hier!“, rief er
über das Getöse des Wagens hinweg. „Glaub mir doch endlich, dass das keine gute
Idee ist … gefährlich … idiotisch! Warum hältst du nicht einfach mal den
Mund?!“ Die würde ihn heute noch in den Wahnsinn treiben! Seine Hand am Steuer
war schweißnass. Er konnte kaum den Blick von dem Riesenvieh da vorne wenden.
Ghist, kashadiu ! Ganz bestimmt war das de Braose. Irgendwie sagte ihm
das sein Gefühl. Er atmete erst auf, als der Reiter auf einmal nach links in
die Straße einscherte und zwischen den Karren seinen Blicken entschwand.
    „Seltsam, dass es dir keiner nachmacht“, bemerkte Kate.
„Keiner von all diesen Leuten!“
    „Was nachmacht?“
    „Na, ausscheren und über das Feld weiterfahren! Die
bleiben alle brav da stehen und warten! Da, die winken sogar!“
    Er schnaubte. „Es sind Treibser!“
    „Und?“
    „Die machen so was nicht. Können sie sich gar nicht
leisten. Treibgut kriegt schnell Ärger.“ Er ärgerte sich über ihren Blick. „Das
sind nicht meine Gesetze, klar? Erzähl mir nicht, dass in deiner Welt vor
dem Gesetz alle gleich sind!“
    Sie hatte einen wunden Punkt getroffen, wieder mal.
Obwohl er mit Graicos und Assyrern aufgewachsen war und fast alle seine Freunde
aus dieser Schicht stammten, hatte er doch immer eine Freiheit empfunden, die
seine Freunde nicht kannten. Eine naive, nicht hinterfragte Freiheit, das zu
tun, was er wollte. Klar, auch ihm gelang nicht alles, oft genug rannte er vor
eine Mauer. Aber für die anderen standen viele Mauern von vorneherein fest,

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