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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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nach ihrer Meinung einen Aufpasser brauchte.
    „Hab gerade Kriope und den Alten rübergetragen. Die
bleiben hier, sagt der Chef. Dieser Hakemi ist jetzt bei ihnen. Jakobe meinte,
du bist baden.“
    „Ich hab mich schon gefragt, wo sie sind. Sogar der Wagen
war weg.“
    „Ja, dieser Kaploster hat keine Zeit verloren. Hatte
wohl Angst, wir könnten noch was rausholen. Der Gilloc steht auch schon hier im
Stall.“
    „Und der Kleine? Sandrou?“
    „War eben noch bei Juniper. Da drüben.“
    Wo gestern die Tische und Bänke für das Festessen
gestanden hatten, war jetzt Carmino beim Frühsport. Juniper und sein kleiner
Bruder Allem sahen ihm von den Stufen aus zu und zählten die Liegestütze mit.
Sie waren schon bei dreiunddreißig.
    „Der Hakemi will mit dir reden“, sagte Halfast. „Die
Tür dahinten, neben der Bank.“ Ein kleines Grinsen erhellte die blauen Augen,
und das ernste Gesicht – Züge wie gemeißelt, ganz wie Horgests, aber ohne das
Feiste – wurde weicher und jungenhafter. „Zu viel Trukvister?“
    „Sprich es nicht aus!“, stöhnte James.
    Auf dem Weg zum anderen Ende des Hofes kam er an
Sandrou vorbei, der sich daumenlutschend an die Hauswand drückte und Carmino
nicht aus den Augen ließ. Beißender Ammoniakgestank ging von dem Knirps aus.
Jemand musste sich endlich um ihn kümmern.
    Bindori hatte ihn wohl schon durchs Fenster gesehen,
denn er öffnete die Tür und winkte ihn herein. Drinnen war es dämmrig, trotz des
großen Fensters, das auf den Hof hinausging. Vorhänge aus dünnen Holzstäbchen
dämpften das Tageslicht. Unter der gewölbten Zimmerdecke schwang ein feuchtes
Tuch langsam hin und her, von dem Kühle und ein frischer Duft ausgingen –
Lavendel und Zitrone? Hätte es ein drittes Bett gegeben, dann hätte er sich
einfach hineingelegt. So blieb er auf dem dunkelroten Webteppich stehen, der
den Steinboden zwischen den beiden Betten bedeckte. Ein guter Raum. Und die
beiden lagen in richtigen Betten: schwere, geschnitzte Kästen mit hohen Pfosten
und dunkelblauen Vorhängen, die man ringsherum zuziehen konnte. Zwischen den
Betten ein Tisch mit Wasserkrug, Teekanne und Gläsern. Die alte Inglewing
wollte wohl wirklich helfen. Die Bezahlung, die sie mit Kriopes Wagen und
Gilloc dafür leisteten, war vielleicht doch gut angelegt. Blieb nur der arme
Sandrou.
    „Ich werde mich um die beiden kümmern“, sagte Bindori
und schloss seinen Kräuterkasten. „Du kannst beruhigt weiterfahren. Du hast
getan, was du hier tun konntest. Ihm geht es gar nicht so schlecht, würde ich
sagen. Wenn die Entzündungen erst ganz abgeklungen sind, kann er es sich hier
noch gut gehen lassen. Wer weiß, vielleicht gelingt es uns sogar, einen Ersatz
für seine Beine herzustellen. Der Vater unseres Verwalters ist ein begabter
Holzschnitzer.“
    „Warum tut sie das? Onska Inglewing, meine ich – warum
nimmt sie Fremde auf?“
    „Die Herrin ist eine gütige Frau, und wenn sie auch
keine Anhängerin von Kumatai ist, so ist sie doch bereit, den Schwachen zu
helfen.“
    „Was hat Kumatai mit Güte zu tun?“ Auffliegende Vögel
und die starre Silbermaske, die Firn verfluchte: Das war es, was ihm spontan zu
dieser Göttin einfiel.
    „Oh, meinst du wegen der alten Geschichte, die ihr da
gespielt habt? Jaja, das ist sie, die Herrin, die den Sturmwind reitet ,
da hast du Recht, jaja. Aber Kumatai ist auch barmherzig, eine Göttin der anderen ,
verstehst du, der Kranken, der Entstellten, Benachteiligten. Für all die
Geschöpfe, die nicht im Licht Larennis leben, hat sie Gnade und Barmherzigkeit,
und dafür wird sie von ihnen wie eine Mutter verehrt und angerufen. Und –“, der
Arzt senkte die Stimme ein wenig, vielleicht, damit die beiden in ihren Betten
seine Worte nicht hörten, „sie tröstet die Sterbenden. So wie niemand allein
durch das Dunkel der Nacht gehen muss, so muss auch niemand allein in das
Dunkel des Todes eintreten – das ist ihr Versprechen. Sie ist da, in der Dunkelheit,
nicht wahr?“
    So hatte er das bisher noch nicht betrachtet. Jakobes
Worte fielen ihm ein, die sie gestern wie eine Beschwörungsformel über die
Rakuutsp-Pille gesprochen hatte. Seine Finger glitten über die Fratze, die in
den Pfosten von Kriopes Bett geschnitzt war.
    „Ihr Peregrini, ihr verehrt vor allem den Schweigenden
Gott, habe ich gehört, aber ich nehme an, dass ihr genug von den Sesshaften
mitbekommt, um einiges über diese Dinge zu wissen.“ Der Hakemi seufzte. „Hier
in Salkurning und ganz besonders in

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