Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
Namen nennen zu können. Mir scheint, du
bist ziemlich Hals über Kopf aufgebrochen von dort, wo du eigentlich hingehörst
–“
    Wollte der ihn jetzt aushorchen? Es musste immer noch
das Trukvister sein, das ihm die nächste Vision von zuhause bescherte: Sein
Zimmer in London, der Schreibtisch mit seinen Büchern und einem dampfenden
Kaffeebecher, die Dartscheibe an der Tür. Für einen Moment war er krank vor
Verlangen, dort zu sein. War so verzweifelt über seine unerklärliche
Entwurzelung, dass es sich anfühlte, als hätte er keinen Boden mehr unter den
Füßen.
    Der Hakemi kriegte wohl etwas davon mit. „Na, das ist
nicht meine Sache. Du musst mir nichts erklären. Nimm das Buch hier, schreib
deinen Namen vorne hinein unter meinen und betrachte es von jetzt an als dein
Hakemibuch. Bin-Addali ist das unübertroffene Werk der Heilkunst des Südens. In
diesen Ländern hier gibt es zu wenige von uns, da sollten wir uns gegenseitig
unterstützen.“
    Mehr als ein Dank fiel ihm dazu beim besten Willen
nicht ein. Seine Finger blätterten mechanisch durch die vergilbten Seiten.
    „Kumatai hat auch dir einen Stempel aufgedrückt. Was
vielleicht eine Erklärung für deine frühe Berufung ist.“
    „Was?“ Er hatte genug von Göttern und all dem fremden
Kram. Er wollte Kaffee und sein Leben zurück. Aber Bindori tippte sacht auf
seine rechte Hand. James hob sie von den Buchseiten und starrte stupide darauf.
Ach so. „Kein Götterstempel. Das war ein Unfall. Als ich noch ein Kind war. Ein
Stromka-, äh – Feuer. Ich hatte Glück.“
    Er betrachtete den leicht verkürzten kleinen Finger
mit den striemigen weißen Narben, die von dem Stromschlag zurückgeblieben
waren. Er war nur ein kleines bisschen weniger beweglich als die anderen
Finger. Solange man nicht gerade Klavier spielen wollte, kam man damit gut
zurecht.
    „Kumatais Stempel“, nickte Bindori lächelnd. „Wie ich
gesagt habe.“
    Zeit für einen Themenwechsel. „Ich habe noch eine
Frage an Sie – gestern sagten Sie etwas von Schwarzbeeren und Jupiternüssen und
dass ich mich auf die – die Bendewikke vorbereiten sollte. Sie haben Recht, ich
bin nicht von hier. Ich weiß nicht, was die Bendewikke ist. Würden Sie es mir
erklären?“
    Jetzt sah Bindori überrascht aus. „Ja nun – die
Bendewikke, das ist eine alte Plage – hast du wirklich noch nie davon gehört?
Sie wütete im Dunklen Zeitalter. Ihr Name stammt hier aus Orolo, wo es am
schlimmsten war damals. Bendewikke – die Weißfingrige.“ Er machte eine seltsame
Bewegung mit den Fingern der Rechten, kreuzte Daumen und umgebogenen
Mittelfinger und schwenkte die Hand kurz vor seinen Augen. „Sie ist eine
Dämonin mit weißen Augen und weißen Fingerspitzen, von Kumatai ausgeschickt, um
die Menschheit zu schlagen – ja, ich weiß, da ist sie wieder, die Herrin,
die den Sturmwind reitet .“
    „Und woran erkennt man diese Krankheit?“
    „Sie hatte viele Gesichter. Ich vermute, die Menschen
haben damals mehrere unterschiedliche Seuchen so bezeichnet. Wenn man den
Aufzeichnungen aus jener Zeit glauben darf, war die schlimmste Form die, die
sich mit weißen Flecken auf der Haut ankündigte. Daher wohl auch der Name und die
Verbindung mit Kumatai. Alle Erscheinungsformen gehen mit starkem Fieber einher.
Der Verstand verwirrt sich. Am Ende stand oft ein schwarzes Stadium: Dunkle
Flecken, dann blutende Stellen am ganzen Körper, innere Blutungen. Der Tod.“
    Also wohl ein hämorrhagisches Fieber. „Und dagegen
helfen diese Beeren und Nüsse?“
    „Das Schwarze schützt vor dem Weißen. So heißt es in
den alten Rezepten, und mehr haben wir nicht dagegen. Die Bendewikke war seit
nahezu drei Jahrhunderten nicht mehr unterwegs. Es heißt, Kumatai schickt sie
immer vor einem schweren Vulkanausbruch aus. Und vom Tosu hast du ja wohl
gehört.“ Wieder seufzte er sorgenvoll. „Wer weiß, vielleicht hat sie heute ein
neues Gesicht, das wir noch gar nicht kennen? Aber im Süden ist sie wieder
erwacht, da, wo der Tosu sich rührt, so viel ist sicher. Auch deshalb gebe ich
dir das Buch. In Kapitel siebzehn hat Bin-Addali alles gesammelt, was ihm an
Rezepten dagegen bekannt wurde.“
    Das Getränk, das Bindori ihm gegeben hatte, schien
seinen Körper langsam in alle Richtungen zu durchströmen. Nachdem sich sein
Magen beruhigt hatte, breitete sich jetzt goldene Ruhe in seinem Kopf aus, und
seine Augen hörten endlich auf, gegen die Helligkeit des Tages anzublinzeln. In
diesem Zustand war es nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher