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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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ist der in Ordnung für
dich?“, sprudelte er los. „Oder – oder wie ist das mit Halfast? Der liebt dich
doch! Willst du nicht lieber bei ihm bleiben?“
    Gott, warum fragte er so was? Das ging ihn ja wohl
wirklich nichts an!
    Und sie hatte auf einmal Tränen in den Augen.
„Halfast! Hörst du, wie er Geige spielt? Kannst du auf ihn aufpassen, James?“
    Wofür hätte Halfast einen Aufpasser gebraucht? Der war
zwei Meter groß, hatte einen Vater, einen Bruder und einen Großvater in
derselben Größe und war immerhin in dieser Welt zuhause! Aber unter ihrem Blick
nickte er.
    „Sag mir, ob es dir gut geht!“, fing er dann noch
einmal an. „Es ist nicht Racht, du musst nicht alles tun, was die dir sagen! Du
kannst selbst entscheiden, wie du leben willst! Du musst mit ihnen sprechen, so
wie mit mir! Du kannst doch sprechen!“
    „Meine Stimme, die ist für dich“, flüsterte sie. „Aber
ich weiß nicht mehr, was sie dir sagen soll. Irgendetwas ist anders, als ich
dachte.“
    Da überlief es ihn kalt. Was bedeutete das? War das
nur das Gerede einer padauni ? Stand sie wirklich unter Drogen?
    „Woher – woher kennst du mich?“ Seine Stimme
krächzte noch schlimmer als bisher.
    „Ich hab doch auf dich gewartet“, murmelte sie. „Maji
hat Angst, wenn ich spreche.“
    Maji – mit einem weichen j wie in Französisch Jean – bedeutete Mutter, das wusste er inzwischen. Odette also! Dann hatte die wohl
doch was zu verbergen!
    „Warum? Warum hat sie Angst?“
    Aber sie gab keine Antwort. Ihr Blick folgte den
weißen Blättern, von denen noch mehr um sie herum herabtaumelten. Von dem
Apfelbaum kamen sie jedenfalls nicht. Das Dämmergrau war heller geworden, und
es sah so aus, als lösten sich die weißen Dinger direkt aus dem Himmel. Sie
streckte die Hand aus und wartete, bis eins darauf niedersank, und hielt es ihm
hin.
    „Oh Scheiße!“, entfuhr es ihm. Das waren gar keine
Blätter! Es waren Falter, groß wie ihr Handteller, mit mondweißen, überstäubten
Flügeln, starr und – tot. Sie standen beide auf toten Faltern! Einer lag auf
ihrem nackten Fuß wie eine absurde Schleife.
    Er legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf, wo es
immer noch wie aus einer Schneewolke rieselte. Dort oben glitzerte das
Morgenlicht auf dem Garn des riesigen Gelichternetzes. Na klar. Das war
Gelichter, arme nächtliche Schwirrer, die sich in den giftigen Maschen verfangen
hatten und nun von den ersten Windstößen des Morgens heruntergeschüttelt
wurden.
    Sie sahen dem lautlosen Herabschweben zu, stumm, wie
unter einem Bann. Schließlich riss er sich zusammen. „Wenn dir wieder einfällt,
was du mir sagen wolltest –“
    Ein Krachen unterbrach ihn, laut in der Morgenstille.
Irgendwo war eine Tür zugeschlagen.
    „- dann sprich mit mir, ja? Und sag mir, wenn du Hilfe
brauchst! Rede mit mir oder mit Halfast!“
    Jetzt kam jemand von dem kleinen Abtritt beim
Gärtnerhaus oben am Hügelrand hergelaufen. Pix. Sie hatte sie gesehen und hielt
auf sie zu.
    „Orla, hörst du? Komm zu mir, wenn du Hilfe brauchst!
Versprich mir das!“
    Der Morgenwind wehte feine Haarschleier über ihre
Stirn. Er biss die Zähne zusammen und hielt den Atem an, aber er brachte es
nicht fertig, den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.
    „Mit mir ist alles gut“, flüsterte sie und ließ endlich
den Falter von ihrer Hand gleiten. „Petare ist schon recht. Ich werd auch gern
seine Frau.“
    „Aber du musst sprechen! Auch mit den anderen, meine
ich! Das macht es doch viel leichter für dich! Warum lässt du sie denn denken,
dass du – padauni bist?“
    Aber nun hatte Pix sie erreicht. Keuchend hielt sie
sich die Seiten. „Verdammte Scheiße, Orla! Wieso hast du nicht auf mich
gewartet?! Mann, kann man denn nicht mal aufs Klo gehen, ohne dass du abhaust? Mir
reicht’s jetzt echt! Da pass ich sogar lieber auf dieses stinkende kleine
Monster auf! Boah, was is’n mit dir passiert? Ist ja gruselig, wie du
aussiehst!“ Letzteres galt ihm. „Uhh, und was ist das da? Bäh, das sind lauter
Motten! Ist euch klar, dass ihr auf Motten steht? Ist das eklig! Komm jetzt endlich,
Orla, wir müssen zum Wagen zurück! Sonst zickt deine Mutter wieder stundenlang
rum! Ey, ich warte hier nicht länger!“
    Aber dann wandte sie sich noch mal an ihn.
Unsicherheit stand in ihren Augen, als sie mit gesenkter Stimme seinen Verdacht
bestätigte. „Ich glaub, Jakobe gibt ihr irgendwas, was sie so … so weggetreten
macht! Hab’s gestern mitgekriegt. Bevor die alle für

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