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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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auch nur im
Mindesten ungewöhnlich war. Dabei war es eigentlich nicht der Cabbacubb, den er
fürchtete. Der war unheimlich gewesen und verdammt unangenehm, aber doch ein
Gegner, den man greifbar vor sich hatte und bekämpfen konnte. Ein Feind, der
einem zwar die Zähne ausschlagen wollte, der aber zumindest draußen blieb. Seine Angst galt den anderen Dingern. Den unsichtbaren oder kaum
sichtbaren, denen, die sich an einen heranmachten und sich irgendwie Zugang zu
seinem Kopf verschafften … wie diese Empuse. Er argwöhnte, dass er die immer
noch nicht wirklich losgeworden war.
     
    5
    Das
Brückenhaus kam am späten Nachmittag in Sicht, als ihre Schatten schon
langbeinig vor ihnen auf der Straße lagen. Es war nur ein einzelnes Gebäude,
das ein mutiger Mann vor Jahren hier im Nichts zwischen Halmyre und Qamar
gebaut hatte, weil diese beiden Stationen der Trukantagyja ziemlich weit
auseinander lagen. Weit und breit gab es nichts als dieses eine Haus, das auf
der anderen Seite der Halme lag, sodass man es von der Straße aus nur über eine
grobe Brücke aus Holzbohlen erreichte. Die Aussicht neben der anderen
Straßenseite war viel aufregender. Da ragten noch zwei von den kahlen Bäumen
aus einem Streifen struppigen Geländes, und dahinter öffnete sich jäh der
Abgrund. Sie hatten die Abbruchkante erreicht. Alle jukannai waren hingelaufen,
um hinunterzusehen.
    Die aufgerissene Erde zeigte hier eine grauschwarze,
felsige Flanke, die fast senkrecht abfiel – sicher fünfhundert Meter tief,
schätzte James, wenn nicht mehr. Auch die Dimensionen des Sees waren
beeindruckend. Wie ein schwarzes Binnenmeer lag er in der Tiefe, und während
sie noch hinunterblickten, ballten sich gelbliche Nebel darüber zusammen und
entzogen seine Weite ihren Blicken. Halfast zeigte auf einen Pfad, der in den
Fels gehauen war und mit teilweise halsbrecherischem Gefälle ins Tal
hinunterführte. „Das muss der Weg nach Kalybe sein.“
    „Das da? Darauf hat doch kein Wagen Platz!“
    „Doch – könnte so gerade eben klappen“, meinte Firn.
    „ Kash , da kommen wir nie runter!“, protestierte
Juniper. „Wenn da was bricht, ’ne Deichsel, ’n Rad, ’ne Achse! Dann sind wir
hinüber, Mann!“
    „Bei dem Gefälle kannste da doch drauf wetten!“
    „Was sollen wir eigentlich da unten? Hä, Stan, kannst
du uns das mal sagen? Du willst doch unbedingt da weiter! Was solln wir da
unten in diesem Rotznest?“
    James bemerkte die Ansammlung von braunen Hütten tief
unten, eingeklemmt zwischen See und Felswand, jetzt erst.
    „In Kalybe will ich gar nichts! Aber der Weg da unten
–“
    „Welcher Weg ?!“
    „Guck hin! Am Südufer führt ein Weg entlang, und der
ist eine Abkürzung. Weil der See weit nach Norden reicht und die Trukantagyja
deshalb hier auf der Nordseite einen weiten Schlenker macht! Während du da
unten am Südufer geradeaus bis Kebernett durchmarschieren kannst!“
    „Warum ist dann da unten keine Sau unterwegs?“
    „Weil sich jeder den Hals bricht, der hier
runtergeht!“, sagte Firn.
    „Ein Spaß wird das nicht“, murmelte der Chef. Sie
hatten gar nicht bemerkt, dass er hinter ihnen stand. „Aber man kann mit dem
Wagen hinunter. Das ist ein alter Handelsweg, wurde regelmäßig befahren, bevor
– na, wie auch immer. Aber heute rasten wir bei Varkos. Mal sehen, was der für
die Nacht verlangt.“
    Wie sich herausstellte, war es nicht primär eine Frage
des Geldes. Das Brückenhaus war bereits voll belegt, was sie nicht hätte
kümmern müssen, weil sie ohnehin in ihren Wagen übernachteten, aber Varkos, der
Gastwirt, schien auf Peregrini nicht gut zu sprechen zu sein. Es kostete den
Chef viel Überzeugungskraft, einen Rastplatz innerhalb des Gelichterzauns zu
ergattern. Auch der Hof war schon ziemlich voll. Reit- und Zugtiere belagerten
die Tränken, Kinder tobten nach einem langen Reisetag zwischen den Wagen umher.
Der Platz, der den Montagus schließlich zugewiesen wurde, war so eng, dass sie
ihre Wagen Seite an Seite stellen mussten und kaum mehr die Türen öffnen
konnten.
    Ein meterhoher Gelichterzaun – angespitzte Palisaden
auf einem Steinsockel mit zahlreichen Standarten dazwischen – umgab Haus, Hof,
Ställe und einen Gemüseacker hinter dem Haus. Das Brückenhaus selbst war ein
viergeschossiger, quadratischer Klotz aus grauem Stein, verziert mit hässlichen
Steinfiguren. Sie wachten über den Ecken und über den Türen, glotzten über die
Fenstersimse und verursachten James das nächste Frösteln,

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