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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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er dann auf
einmal Halfasts Stimme. „Mehr von dem Zeug könnt ihr sowieso nicht mitnehmen!“
    Auch Firn und Stanwell lungerten unten an der Straße
herum, und außerdem ein paar andere Leute, die er nicht kannte. Das weißliche
Licht wurde langsam grau. Drüben im Brückenhaus leuchteten schon einige Fenster
auf, und im Hof, in den er von hier oben hineinsehen konnte, flackerten kleine
Feuer. Und da kam auch noch Haminta über die Brücke gelaufen und hinter ihr,
langsamer, eine von den anderen Frauen – Taizia.
    „Du sollst sofort aufhören!“, rief Haminta, kaum dass
sie die anderen erreicht hatte. „Taizia sagt, es ist viel zu gefährlich!“
    „Gleich! Nur noch die hier!“ Über seinem Kopf hing
eins von den Riesenexemplaren, die nicht nur nach fünfzehn, sondern mindestens
nach zwanzig Kelvernen aussahen. Wenn er auf dem Ast darunter stand und sich
mit einer Hand an dem darüber festhielt, konnte er die Mistel gerade eben
erreichen und abschneiden. Die langen Ranken hingen ihm um den Hals, und ein
paar von den Beeren gingen auch drauf dabei, aber das würde den Preis sicher
nicht drücken. Die untersten Beeren waren sowieso schon eingeschrumpelt.
Höchste Zeit für die Ernte!
    Er ließ die Mistel auf seinen Schultern hängen, hielt
sie mit einer Hand fest und stieg dann vom Baum. Das letzte Stück sprang er.
    „Sehr gut!“, lobte Jakobe. „Fünfzehn Stück! Und die da
zählt für zwei! Sie ist noch nicht zu alt!“
    James hob das Gebilde von seinen Schultern, zog seinen
Kopf unter den langen Ranken hindurch, wischte klebrige Beeren und Blätter von
seinen Armen. Jakobe verstaute auch den letzten Fang im Korb.
    Haminta hatte besorgt zugesehen. „Taizia sagt, dass Gelichter
darin lebt! Und dass euch Varkos vielleicht gar nicht reinlässt mit dem Korb!“
    Einige der welken Beeren ließen sich nicht wegwischen
– oder nein, das da war keine Beere, das war irgendein Insekt. Ein Käfer? Vom
selben glasigen Babykackebraun wie die vergammelten Mistelbeeren, aber es
bewegte sich langsam über seinen Arm – Beine sah er nicht, Flügel vielleicht –
da war etwas Feines, Fransiges über dem schrumpeligen Körper – er wischte noch
mal, fester diesmal – vergeblich. Das Ding klebte wie eine Schnecke oder ein
Egel. Angewidert versuchte er es abzupflücken – man erwartete fast, ein saugendes
Ploppen zu hören. Dann quiekte Jakobe auf.
    „Pass auf!“, kreischte sie. „Das ist er! Das ist
einer!“
    Sie wich zurück und stolperte dabei über den Korb –
und dann stob mit einem Schlag eine braune, brummende Wolke davon auf.
Innerhalb von Sekundenbruchteilen hüllte sie Jakobe und ihn völlig ein. Wie
durch einen brüchigen, fleckigen Vorhang konnte er gerade noch sehen, wie die
anderen auseinanderstoben.
    Nicht danach schlagen!, ermahnte er sich in Gedanken
und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Er legte die Hände vors Gesicht,
keinen Moment zu früh, denn sie waren schon überall, er sah sie zwischen seinen
Fingern hindurch: Hummelgroße Dinger mit transparenten Fliegenflügeln. Kühle,
häutige Körper prallten in einem unablässigen Stakkato gegen ihn, bis sein Ekel
in Panik umzuschlagen drohte. Sie rochen anders als alles, was er kannte – und
dann dieses Geräusch, dieses wogende Brummen, das seinen Magen vibrieren ließ –
so fremd! Was er zwischen seinen Fingern hindurch sehen konnte, sah aus wie
gelblichbraune Schnecken ohne Kopf, ohne Augen – und doch fühlte er, wie
sie ihn begutachteten, abcheckten – da war etwas wie Intelligenz, das diese
flatternden, fetten Egel lenkte.
    „Helft mir!“, kreischte Jakobe. Sie musste blindlings
über den Boden gekrochen sein, rempelte jetzt gegen ihn und blieb
zusammengerollt liegen. Dann fing sie an zu schreien, spitze, gellende Schreie,
die nicht nur nach Panik, sondern auch nach Schmerz klangen.
    Die Wolke war jetzt so dicht, dass er gar nichts mehr
sehen konnte außer diesem schwirrenden, wogenden Gelbbraun. Mit Gewalt zwang er
die Panik zurück. Die Viecher waren überall, in seinem Haar, seinen Ohren, auf
seinen Händen, mit denen er immer noch Mund und Nase schützte, sie umschwirrten
ihn wie eine tobsüchtige Drohung – aber sie taten ihm nichts. Jakobe neben ihm
warf sich schreiend hin und her, aber er fühlte keine Schmerzen! Was zum Teufel
sollte er tun? Wie wurde man das Viehzeug wieder los? Wo waren die anderen? Er
meinte, jenseits des Brummens noch anderes Geschrei zu hören – aber wem nützte
Geschrei?! Wo blieben sie? Verdammt, er

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