Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
Jahr in Gassapondra in
Auftrag gegeben hatte, an jemand anderen verkauft werden würde, wenn er nicht
pünktlich erschien.
Nachdem er das also laut genug erklärt hatte, schlug
Firn vor, dass man die Hunde suchen lassen sollte, Triv, oder besser noch die
Köter des Verwalters, die sich hier auskannten. Warum er damit jetzt erst
ankomme, wollte Stanwell immer noch brüllend wissen. Firn erklärte mit lässigem
Schulterzucken, dass ihm das gerade erst eingefallen sei.
Fünf Minuten dauerte es, bis sie mit Kaploster
gesprochen und die Hunde an der Decke hatten riechen lassen, unter der der
Junge geschlafen hatte. Weitere fünf Minuten später stöberte einer der
Windhunde den Kleinen im Obstgarten auf, wo er sich unter einer Beerenhecke
versteckt und erst einmal ausgiebig gefrühstückt hatte. Der Hund trieb das
plärrende, mit Beerensaft verschmierte Kind vor sich her bis zu seinem Herrn.
Kaploster packte Sandrou am Kragen, trug ihn zu der wartenden Truppe und ließ
ihn vor den Frauen auf den Boden plumpsen. Was ausgerechnet Pix so empörte,
dass sie den Verwalter angiftete. Die anderen Frauen um sie herum erstarrten
angesichts dieser Kühnheit. Kaploster pfiff den Hunden und ging wieder an seine
Arbeit. Pix verfrachtete das tobende Kind in den Ulgullen-Wagen. Und James
empfand tatsächlich so etwas wie Sympathie für sie.
Nicht, dass sie jetzt endlich hätten losfahren können.
Carmino und Juniper waren nämlich nicht wieder aufgetaucht. Und Mapoosa fehlte
ebenfalls. Inzwischen bröckelte auch die Selbstbeherrschung des Chefs, während
die jukannai – zumindest die, die nicht schnellstmöglich nach Gassapondra
wollten – sich herumalbernd auf die Suche machten. James kam der Morgen
allmählich wie eine Szene aus einem dieser alten Schwarzweißfilme vor, in denen
alle im Zeitraffer hin und her und durcheinanderrennen. Aber die Hunde fanden
dann auch Mapoosa, was für beide Seiten beinahe gefährlich geworden wäre, und
schließlich sogar Carmino und Juniper. Die hatten die Ausbrecherin panisch
gesucht und gehofft, dass das im allgemeinen Chaos um Sandrou unbemerkt bleiben
würde.
Als sie endlich die Feuerdornhecke von Oona Inglewings
Gut hinter sich ließen, war es beinahe Mittag – und sie waren immer noch nicht
wieder auf dem Weg. Denn wie sich herausstellte, mussten sie noch einmal durch
die Stadt, die sie am Vortag hinausgeworfen hatte. Taizia war am frühen Morgen
mit ihrer Tochter Aruza und dem jüngsten Enkel Piro von ihren Verwandten aus
Halmyre abgeholt worden – den in Orolo verbliebenen Teilen der Familie Gur. Und
jetzt wartete die Truppe also auf der heißen, staubigen Gasse vor dem Haus auf
die drei.
Taizia und Aruza bekamen von den Halmyre-Gurs fette
Proviantkörbe mit auf den Weg und im Hinblick auf die gefährliche Reise, die
noch vor ihnen lag, ein Netz aus elastischem Fängergarn, das angeblich groß
genug war, dass man damit alle ihre Wagen wie mit einem riesigen Moskitonetz
überspannen konnte. Ein sehr wertvolles Geschenk, für das der Chef seinem
uralten Schwiegervater dann unbedingt noch etwas bezahlen wollte. Verhandlungen,
Abschiedstränen bei Taizia und diversen alten Frauen, weitere Verzögerung.
Stanwell zischte und grummelte vor sich hin, aus dem Ulgullen-Wagen drang
Sandrous unablässiges Geschrei, und die Fliegen und Mücken fielen über sie her.
James versank in Dösen, während Halfast neben ihm die Unterbrechung in
stoischer Ruhe dazu nutzte, sein Buch hervorzuziehen und zu lesen.
„Der brüllt nach Carmino!“
„Schon seit wir losgefahren sind“, bestätigte Halfast,
ohne aufzusehen.
„Ich wusste nicht mal, dass er seinen Namen kennt.“
Und jenseits des Stadttors gab es dann noch einen
letzten Halt. Der dürre Alte, der Onkel des Chefs, verließ seinen Stammplatz
auf Brogues Veranda und ging an der Stadtmauer entlang, die auch hier mit
Amuletten und kleinen Inschriften verziert war. James sah entnervt, dass er
dabei offenbar seine Schritte zählte. „Was macht der denn da noch,
verdammt?“
Diesmal sah Halfast kurz auf. „Soll wohl ’nen Tiffel
anbringen. Machen wir immer auf zwanzig Schritt Entfernung rechts neben dem
Tor.“
„ Was ?“
„Ein Tiffel ist ein Zeichen, ’ne Botschaft für andere
Peregrini. Schätze, diese Stadt wird keine blaue Hand bekommen. Da, er nimmt
rote Farbe. Das wird ein ‚besser meiden’. Halmyre wird so schnell keine Truppe
mehr sehen.“
Pix stapfte mit Sandrou an ihnen vorbei zum anderen
Galiziak, auf dem Carmino neben Firn
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