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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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als er ihre Gesichter
sogar an den Seiten der Treppenstufen entdeckte. Waren etwa solche Abwehrfratzen
im Treppenstufenvers gemeint?
    Eine Vorstellung hatte der Wirt nicht gestattet, nur
Brogue mit seiner Udd wurde drinnen in der Gaststube geduldet. Die anderen
tränkten und fütterten die Tiere, Jakobe verhandelte im Haus über frisches
Ziegenfleisch, die anderen Frauen zogen wie üblich mit Wäsche und Wassereimern
zum Fluss. Und die Männer hingen herum, rauchten, tranken Makave und ruhten
sich von der Anstrengung der Reise aus. James fand das nach vier Stunden auf
dem Galiziak und zwei weiteren zu Fuß völlig in Ordnung.
    Er saß gegen den Türrahmen gelehnt auf der obersten Stufe
des Gilwisselwagens, hatte sein neues medizinisches Werk hervorgeholt und sein
Notizbuch dazu und blätterte in dem einen, bis er anfing, in dem anderen
herumzukritzeln. Bald strichelte der Grusstift in seiner Hand wie von selbst
Skizzen aufs Papier. Eine von den Fratzen am Brückenhaus. Die Theatermasken von
gestern. Schließlich konzentrierte er sich und zeichnete Orla, wie sie am
Morgen ausgesehen hatte. Er ließ sie über die Schulter zum Betrachter blicken,
und als die Zeichnung fertig war, warf er einen Blick darauf und schlug das
Heft dann hastig zu.
    Die seltene Stunde des Müßiggangs dauerte immer noch
an. Firn hatte eine Lederrolle neben sich ausgebreitet, in der er die besseren
Messer aufbewahrte. Die bearbeitete er nun der Reihe nach mit dem neuen
Orangenöl. Nella und Aruza hängten Wäsche auf eine Leine zwischen den Wagen,
Pix stand mürrisch dabei und gab nicht einmal vor zu helfen. Die Kinder
spielten, und zwischen den Wagen gafften immer mal wieder Kramper herein. Im
Hof draußen trainierten Juniper und Carmino mit Mapoosa – wenn der Wirt das mal
nur nicht als Vorstellung interpretierte, wo so viele Zuschauer um sie herumstanden!
Sandrou war auch da. Hielt sich immer zwei Schritte hinter Carmino.
    Über Sandrou wollte er so wenig nachdenken wie über
Kriope und Dionyssu oder darüber, was aus ihnen werden mochte. Aber dann
ertappte er sich dabei, wie er Kriope zeichnete, eine große Zeichnung, die eine
ganze freie Seite in seinem Notizbuch einnahm. Kriope, wie sie ausgesehen
hatte, als sie mit den aufgespießten Fröschen aus diesem kleinen Kaff zurück
ins Lager gekommen war: triumphierend, herrisch, und durch und durch lebendig.
Die Zeichnung würde er Sandrou mitgeben, wenn sich ihre Wege in Gassapondra
trennten. Deshalb schrieb er unten auf das Blatt alles, was ihm über Sandrous
Familie und Herkunft bekannt war. Er überlegte gerade, ob der Fluss, den
Dionyssu genannt hatte, tatsächlich Warapiu geheißen hatte, da blieb jemand am
Treppchen unter ihm stehen. Jakobe, ausgerechnet.
    „Was hältst du davon, Hakemi – ich zeig dir, wie man
Japento-Misteln erntet. Die hast du doch bestimmt gesehen, da drüben in den
Bäumen –“
    Misteln ernten? Er war nicht gerade scharf darauf. Die
Bäume waren ihm unsympathisch. Wie kam die überhaupt auf ihn?
    „Auf dem Markt in Gassapondra bringen die zehn
Kelvernen pro Stück, manchmal sogar mehr, je nach Größe und Beerenmenge!“
    „Wenn die so wertvoll sind, warum hat sie dann nicht
längst jemand gepflückt?“, mischte sich Firn ins Gespräch.
    „Weil das Hakemi-Wissen ist. Und die Ernte ist nicht
ganz ungefährlich.“
    Aha. Er hatte sich schon so was gedacht. Aber zehn
Kelvernen … er sah sich auf diesem Markt stehen und mit einem Mistel-Stand
absahnen. Und dann seinen Geldsack zu einem Schlepper tragen – einem korrekt arbeitenden Schlepper natürlich.
    „Komme schon“, sagte er und stand auf.
    Jakobe nahm einen großen Korb mit, und er musste eine
von den Stangen tragen, die sie gestern zur Stabilisierung der Kulissen verwendet
hatten. Sie überquerten Brücke und Straße und steuerten auf den auserwählten
Baum zu, der wie ein Schattenriss vor dem staubigen Abendhimmel stand. Er trug
mindestens zwanzig Misteln.
    „Hast heut wieder mit Orla geredet, was?“
    „Seit wann kann man mit einer Stummen reden?“
    „Du solltest sie in Frieden lassen. Sie braucht nicht
noch einen gierigen jukanni , der ihr nachstellt.“
    „Ich dachte, wir wollen Misteln ernten.“
    „Also, lass sie in Ruhe, Hakemi. Wir sorgen gut für
sie und passen auf sie auf. Sie braucht keinen von euch Kerlen.“
    „Wenn ich dir bei der Ernte helfe, kriege ich die
Hälfte.“
    Jakobe lachte. Sie hatte schiefe Zähne und ein
schiefes Lachen. „Halt dich fern von ihr, ja?“
    „Von mir

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