Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
aufgeteilt.
Es gab gelbe, rote und schwarze Bereiche. Die Spieler mussten Quadrate und
Linien nach einer bestimmten Reihenfolge treffen, deren System James nicht auf
Anhieb durchschaute – außer dass die schwarzen Bereiche Punktabzug bedeuteten.
Sie warfen mit Metallpfeilen, die mit Hühnerfedern versehen waren. Allzu
schwierig sah es nicht aus, und die Spieler waren auch nicht mehr ganz
nüchtern. Trotzdem nahmen sie das Spiel auf lautstarke Art sehr ernst, stritten
ewig über einen Pfeil, der nicht hundertprozentig genau auf der grünen Linie
aufgetroffen war.
James sah ein paar Runden zu, dann konnte er nicht
länger widerstehen und fragte nach einem Pfeil. Darüber gab es eine Diskussion,
die auf Graix geführt wurde, sodass er kein Wort verstand. In den Mienen konnte
er aber lesen, dass eine Minderheit den Fremden nicht dabeihaben wollte,
während eine haarkleine Mehrheit scharf darauf war, ihn verlieren zu sehen.
Schließlich knallte ihm einer drei Pfeile mit zerfledderten, grauen Federn in
die Hand. „Schon mal Limmerjin gespielt?“, knurrte er zwischen fleckigen Zähnen
hervor.
„So was Ähnliches. Bei uns heißt es Darts.“
„Ha! Habt ihr’s gehört? Darts heißt das bei
denen!“
Grobes Gelächter ringsum. Auch Gerringer, der ihnen
zusah, grinste. Vielleicht war Darts auf Graix irgendwas Zweideutiges.
Egal jetzt. Er brannte auf einmal darauf zu werfen.
„Also los. Fangen wir mit ’ner Runde Rot-frisst an, das ist was für Anfänger.“
Weil sich keiner die Mühe machte, ihm die Regeln für Rot-frisst zusammenhängend zu erklären, ging er ziemlich unter. Trotzdem war es gut, mal
wieder zu werfen, und solange sie ihm sagten, wohin er werfen sollte, traf er
auch. Es hatte noch dieselbe fast hypnotische Wirkung auf ihn wie früher.
Reinste Konzentration. Feder-Zen, wie Adrian es genannt hatte.
5
Es
war spät, und es wurde dunkel, als sich endlich das Tor zur Badehöhle für sie
öffnete – nicht irgendein Wasserloch, wie der Winkelmeister während der
Verhandlungen nicht müde wurde zu wiederholen, sondern die Baulis-Höhlen, die
alle möglichen hohen Herrschaften zu besuchen pflegten. James bekam die
Diskussion darüber neben dem Limmerjin-Spiel mit. Für das Privileg, in dieser
Quelle zu baden, verlangte der Winkelmeister ziemlich genau so viel, wie die
Musiker an diesem Abend verdient hatten – und noch ein bisschen mehr.
„Das ist aber ein stattlicher Preis, Winkelmeister!“
„Dafür steht das Bad dann aber auch nur dir und deiner
Truppe zur Verfügung! Sobald es dunkel ist, habe ich es heute für die
Dorfbewohner gesperrt.“
„Njach –“, knurrte der Chef. „Ihr geht doch im Dunkeln
sowieso nicht mehr aus den Häusern!“
„Also, willst du nun baden oder nicht, Ska? Glaub mir,
es war nicht leicht, meine Leute dazu zu überreden, Peregrini ins Bad zu
lassen! Was glaubt ihr, wo ihr hier seid? Sogar der Arbiter aus Kebernett kommt
auf seinem Weg durch Orolo immer hier vorbei, wegen des vorzüglichen Bades!“
„Wegen dem Shervis würd er wohl auch kaum kommen! Also
gut, hier hast du dein Geld. Aber dafür bleiben wir dann auch so lange drin,
wie wir wollen.“
„Natürlich“, grinste der Winkelmeister. „Die ganze
Nacht, wenn’s euch beliebt! Oswend passt auf euch auf, also müsst ihr euch
nicht mal ums Gelichter kümmern!“
Es gab mehrere Höhlen mit Wasserbecken; das Wasser
wurde von der eigentlichen Quelle über Rinnen in die Becken hinein- und an der anderen
Seite wieder abgeleitet, sodass immer für frisches Wasser gesorgt war. In den
Felsboden waren außerdem Mulden gehauen, die als Wannen genutzt wurden. Der
Jäger, der selbst nicht ins Bad wollte und stattdessen draußen Wache schob,
hatte sie davor gewarnt, auf Erkundungstour zu gehen, es gäbe da in den
Seitengängen und anderen Becken bodenlose Löcher. Hier, in der Haupthöhle,
hingen Lampen von der niedrigen Decke und tauchten das schwarze Wasser in ein
behagliches, rötliches Licht. Dampfschwaden stiegen vom Becken auf, und der
schweflige Geruch war noch stärker als draußen, aber das kümmerte keinen von
ihnen. Sie stürzten sich in den unverhofften Genuss und entspannten ihre
überanstrengten Muskeln. James legte sich in eine Mulde und ließ sich von dem heißen
Wasser auch noch den letzten Rest Knoblauchbratfett aus den Poren schwemmen.
Anfangs fand er das Geräusch von fallendem Wasser
irgendwo in der Tiefe unter ihnen beunruhigend, es gab einem das Gefühl, über
einem riesigen, unbekannten
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