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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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… ich meine, woher weißt du so
genau, dass sie da ist?“
    „Glaub mir, so was merkst du! Eine Hewla schleicht
sich nicht in dein Leben, die fällt über dich her und packt dich bei den Eiern.
Macht ’n paar ziemlich unangenehme Sachen mit dir. Kann sein, dass du dich
plötzlich zuckend und sabbernd im Sand wiederfindest. Vor allem kreischt sie
dir in die Ohren – dabei fällt mir ein, wie ist es eigentlich mit dem Echo bei
dir? Das Pacculi-Echo? Das hast du doch gehabt, wie?“
    James nickte. „Heute Morgen war es noch da, ganz
schwach. Jetzt ist es weg. Was will denn so eine Hewla von einem Menschen?“
    „Ach, das weiß doch keiner, was die wirklich wollen.
Kontrolle. Ihren Spaß. Keine Ahnung. Diese spezielle Sorte jagt im Allgemeinen
zu zweit, Hewla und Mowla, zwei Schlampenschwestern. Treiben sonst gern
Jungfrauen in den Wahnsinn … meine Hewla war allein, was vielleicht mein Pech
war. Vielleicht war sie einsam. Hatte Langeweile. Oder Lust auf was anderes – was
weiß ich.“ Er lachte bitter.
    James brauchte noch einen Schluck. Ein erwachsener und
im Großen und Ganzen doch lebenstüchtig wirkender Mann, der mit solcher
Nüchternheit so einen Schwachsinn absonderte! Und doch – er hatte die Empuse ja
selbst erlebt. Und den Cabbacubb hatte er gesehen. Den Pacculi konnte er sogar
noch riechen. Man musste sich wohl fürs Erste einfach damit abfinden, dass es irgendwas gab, das man nicht erklären konnte. Schon seit dem Morgen kreisten seine
Gedanken nun um eine Überlegung, für die Gerringers Gerede über die Dämonin in
seinem Kopf einen ersten Anhaltspunkt geliefert hatte.
    „Und eine Empuse … könnte die sich auch in einem
Menschen festsetzen?“ Er versuchte, Gerringer offen anzusehen, aber es fiel ihm
schwer. Hier saß er, Medizinstudent im dritten Jahr, und klopfte die
Wahrscheinlichkeit einer Dämonen-Besessenheit ab.
    Gerringer musterte ihn mit neuerwachtem Interesse.
„Eine Empuse … hab ich da nicht was gehört, dass ihr auch einen Zusammenstoß
mit so einer hattet? Die dir auch nichts getan hat?“
    „Mmhm. Bei dem Angriff hat auch jemand anders die
Wunden abgekriegt. Mich hat sie nur – angestarrt. Aber …“
    „Nur angestarrt – aber du hast das Gefühl, dass sie
trotzdem noch irgendwo da sein könnte – hinter deiner Stirn vielleicht, hinter
deinen Augen?“
    „Ich weiß nicht … ich träum viel seltsames Zeug
seitdem. Manchmal …“ Er unterbrach sich, wollte nicht mehr von sich sagen, als
unbedingt nötig war. „Woher weißt du, dass die Hewla in deinem Kopf ist?“
    Gerringer wischte wieder an seinem Humpen herum und
ließ sich Zeit mit der Antwort. Es war leiser geworden, denn Trommel und
Dudelsack schwiegen gerade und überließen die Bühne dem Geklimper der Udd.
Brogue sah zwar aus, als hielte er die Luft an, um nicht den Mief hier
einzuatmen, aber er spielte so gut wie immer. Endlich blickte Gerringer auf.
„Dann guck mir mal in die Augen“, forderte er.
    James blickte in die nahezu wimperlosen, hellblauen
Augen unter den blassen, rötlichen Brauen. „Und?“
    „Lass dir ’n Moment Zeit!“
    Das tat er. Und dann weiteten sich die Pupillen des
Jägers plötzlich so sehr, dass seine Augen schwarz erschienen. Etwas krachte,
aber er kümmerte sich nicht darum. In der schwarzen Tiefe dieser Augen glomm
etwas wie ein winziges Flämmchen, dann loderte es auf zu einer farblosen Iris
voll unbegreiflicher Fremdheit.
    Der Krach nahm zu, und dann bekam er einen Stoß vor
die Brust, der ihn fast vom Hocker warf.
    „Entschuldige“, ächzte Gerringer. „Aber irgendwie
musste ich den Kontakt unterbrechen! Und ich wollt’ dir nicht die Dikrana ins
Gesicht stechen. Tja, die Dämonen, die uns jagen … da hast du sie!“ Er fing den
Humpen auf, der über den Tisch durch eine Lache von verschüttetem Shervis
rollte. Mehrere Leute hatten sich zu ihnen umgedreht. Der Jäger machte eine
beschwichtigende Geste in ihre Richtung. „Alles in Ordnung, Leute. Nur ein
Versuch. Alles in Ordnung!“
    War es das? Mann, sein Herz fühlte sich an wie kurz
vor dem Platzen! Dämonen, Blödsinn! Geisteskrankheiten, Psychosen,
Halluzinationen, okay. Die wildesten Sachen. Aber Dämonen, die gab es nicht.
Und doch hatte ihn da eben wieder etwas angestarrt, etwas, das nicht dieser
verrückte Jäger war, so viel war klar!
    „Ich kann sie raussehen lassen und dann wieder
einsperren. Macht das lange Zusammenleben. Als wären wir verheiratet. Ahh!“ Er
schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen.

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