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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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einer Sprache, die sie kannten.
    Schon bevor sie die Holzbrücke erreichten, die den
Wasserlauf überquerte, hörten sie schrille Stimmen und Schreie, und als sie
dann über die Bohlen rollten, sahen sie einen ganzen Schwarm von Kindern unten
im Wasser spielen. Sie winkten und riefen zum Wagen herauf. Inglewing zog die Leine,
die das Nebelhorn ertönen ließ, und die Horde kreischte los, klatschte und
johlte. Einige von ihnen rannten sogar die Böschung herauf und dem Wagen
hinterher. James hörte Poltern und Kratzen an der Wagenseite, dann erschien in
der Fensteröffnung neben Kate ein nasser Kopf, und ein neugieriges Gesicht sah
herein.
    Ein kleiner Junge, der auf die Stufen zur Fahrerkabine
gesprungen war und nun wie ein Affe außen an der Tür hing. Er begann in einer
vokalreichen, James völlig unbekannten Sprache auf Inglewing einzureden. Der
antwortete in demselben Kauderwelsch, ging dann aber wieder zu seinem rauen
Englisch über.
    „Er hat gefragt, ob er ein Stück mitfahren kann – das
machen die oft, wenn ich hier durchkomme. Ich hab ihm gesagt, dass heute schon
alle Plätze besetzt sind.“
    Der Junge musterte die Leute, die ihm sein Vergnügen
durchkreuzt hatten, mit einem bösen Blick und fragte dann auf Englisch – das
bei ihm sanfter und melodischer klang als bei Inglewing: „Wer sind die denn?
Und warum sehen die so komisch aus?“
    „Bekannte von mir“, erwiderte Inglewing mit einem
mahnenden Blick. „Sie wollen auch nach Rhondaport. Und jetzt pass lieber auf,
dass du nicht runterfällst!“
    Der Junge machte sich da keine Sorgen. Er hatte seine
Arme auf die Fensteröffnung gelegt und schien sich dort für die nächsten Meilen
einrichten zu wollen. Er starrte die vier Fremden weiterhin unverhohlen an. Pix
saß noch immer zusammengekauert am Ende der Bank, sie hatte den Kopf zur
anderen Seite gedreht, und James hoffte, dass sie nicht wieder zu schreien
anfing, wenn dieses Gör weiter gaffte. Ihn selbst störte der neugierige Blick
wenig, er musterte seinerseits das Kind und suchte in seinem Aussehen nach
Hinweisen auf die Gegend, in der sie sich befanden. Sah es mediterran aus,
arabisch, asiatisch? Aber der Junge hatte dunkelblondes Haar und braune Augen –
genau wie er selbst. Er hätte aus London stammen können, oder doch aus einem
etwas sonnigeren London, denn er war braungebrannt.
    „Was hat sie gemacht?“, fragte der Junge schließlich
sachlich und deutete auf Kate.
    „Das geht dich gar nichts an, Demetri“, erwiderte
Inglewing streng. „Du bist doch Demetri, richtig?“
    „Stimmt. Da sitzt ein Schrillwurm auf deiner
Fensterscheibe.“
    „Ich weiß. Also, wenn du schon da hängen bleiben
willst, erzähl uns lieber mal das Neueste aus der Stadt! Sofern du was weißt.“
    „Klar weiß ich was! Mein Dad war ja gestern noch in
Rhondaport. Er war furchtbar wütend, weil er fast die ganze Aprikosenernte da
abliefern musste. Und er hat gesagt, dass einer aus Ghist in der Stadt ist.“
    „Ein Ghistriarde?“ Inglewing klang beunruhigt. „Wusste
dein Dad, warum?“
    „Nee. Vielleicht ist Gerichtstag? Aber mein Dad hat
einen Wutanfall gekriegt, weil er so wenig Geld gekriegt hat für die Aprikosen.
Aber erst zu Hause.“ Er durchforstete sein Gedächtnis nach weiteren
mitteilenswerten Neuigkeiten. „Und er hat gesagt, dass da ein Schiff ist, wo
keiner aussteigen darf. Eins aus dem Süden.“
    „Was? Wieso das denn?“
    „Weiß keiner. Es war gerade erst in der Nacht
angekommen, und da soll jede Menge Pfeffer und Reis drauf sein, aber niemand
darf ausladen. Nicht mal die Leute durften aussteigen! Und es durfte auch nicht
im Hafen bleiben. Jetzt liegt es weiter draußen und wartet. Mein Dad hat’s
selbst gesehen! Bestimmt ist der aus Ghist deshalb da!“
    Inglewing nagte nachdenklich an seiner Unterlippe. „Klingt
ja seltsam“, murmelte er.
    „Hast du Kulimandras dabei?“
    „Tut mir leid, Demetri, diesmal nicht. Ich war zu
lange unterwegs, hab alle selbst gegessen!“
    Der Junge zog eine saure Miene und verschwand dann so
plötzlich, wie er aufgetaucht war. Inglewing beugte sich aus dem Fenster und
vergewisserte sich, dass er heil auf dem Boden angekommen war.
    „Diese Sprache – war das Griechisch?“, fragte Kate.
    „Die edle Sprache der Wissenschaft?“ Inglewing lachte
leise. „Nein, das war Graix. Die Sprache der Wurzellosen, Treibgut-Sprache, wie
die alteingesessenen Bürger Salkurnings sie zu nennen belieben. Ist aber ’ne
Form von Griechisch, das stimmt schon. Mit

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