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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Navigieren nicht gerade leichter. Und angenehm ist er auch
nicht. Kann sein, dass wir nachher Schutzmasken brauchen.“ Er klopfte auf den
schweren Rucksack, den er eben aufgebuckelt hatte. „Hab ich alles hier drin,
keine Sorge. Und jetzt los.“
    „Moment mal, was ist eigentlich mit diesen Rotten?
Gerringer sagt, die wären da unten alle in Aufruhr! Ich hab keine Lust, denen
noch mal zu begegnen.“
    „Die sind auf der Südseite, Carmino. Hier ans Nordufer
kommen die nicht.“
    „Sagt wer? Was sollte die denn daran hindern? Wenn sie
sowieso nach Norden wollen?“
    „Die Rotten gehen nicht aufs Wasser. Und am Nordufer
kommt man ohne Boot nicht voran, deswegen nehmen die nie diesen Weg. Von denen
droht uns hier keine Gefahr.“
    „Aber woher kriegen wir denn ein Boot?“, fragte Pix.
    „Wir leihen uns eins in Derbillu. Bis dahin kommt man
trockenen Fußes, höchstens ein, zwei kleine Priele – aber über die kann man
rüberspringen.“
    Ganz ließ sich das Misstrauen wegen der Rotten nicht
beruhigen. Dazu war die Erinnerung an die Begegnung noch zu frisch. Außerdem,
dachte James, scheinen deren übliche Verhaltensregeln im Moment ja sowieso
nicht zu gelten.
    Mit gemischten Gefühlen machten sie sich an den
Abstieg und folgten Inglewing im Gänsemarsch. Der Weg war mehr eine Treppe aus
weit auseinanderliegenden Felsstufen von ungleicher Höhe, manchmal fast so hoch
wie eine Gartenmauer, manchmal ganz flach. Als die Sonne nach und nach hinter
feinem Dunst verschwand, wurde es drückend und schwül. Man konnte den See jetzt
riechen, oder vielleicht auch nur die Wolke, die über ihm lag.
    James ging als Letzter. Er dachte nach. Sie waren
hergekommen ohne besondere Technik, Können oder Wissen. Wieso sollten sie also
nicht genauso einfach wieder zurückkehren können, vorausgesetzt, sie fanden die
richtige Stelle? Ja, er wollte zurück! Er wollte so sehr zurück in sein
normales Leben in seiner vertrauten Welt! Er wollte es so sehr, dass er Angst
hatte, sich falsche Hoffnungen zu machen. Zwei Wochen waren sie erst hier! Zwei
Wochen, er hatte letzte Nacht nachgezählt, weil er es nicht glauben konnte.
Objektiv gesehen nicht länger als ein Urlaub, nicht länger als – als –
    Eine Auszeit, Mum. Tut mir leid, dass ich mich nicht
gemeldet hab … dachte, ihr würdet es gar nicht mitkriegen.
    Das war saublöd. Meistens telefonierte er einmal in
der Woche mit seiner Familie. Und dann war er ja auch nicht allein
verschwunden. Oder unbemerkt. Sie waren auf jeden Fall in den Nachrichten
gelandet. Vier Leute, die am hellen Tag spurlos in einem Irrgarten verschwunden
waren!
    Ja, es ist alles in Ordnung. Alles okay. Ich war ’n
bisschen neben der Spur. Was mit den anderen ist? Keine Ahnung. Die kenne ich
doch gar nicht. Das war Zufall.
    Sehr überzeugend, wirklich.
    Jedenfalls ist jetzt alles okay. Morgen muss ich die
Chudderley bezirzen, damit die mich nicht rauswirft. Hast du einen Vorschlag,
wie ich das am besten angehe?
    Seine Mutter würde ihn selbst rauswerfen, wenn er ihr
so kam. Aber was zum Teufel sollte er ihr erzählen?!
    „Ich seh da unten kein Dorf! Da ist überhaupt nichts“,
meldete Carmino, als sie etwa zwei Drittel des Weges hinter sich hatten und man
den Uferstreifen erkennen konnte.
    „Derbillu liegt noch ungefähr zweieinhalb Meilen
westlich von hier.“
    „Heißt das, wir gehen da unten erst mal zurück ?!“,
rief Pix. „Wieso haben wir denn nicht direkt bei diesem Derbillu gehalten?
Oberhalb davon?!“
    „Weil zwischen Tanterro und Qamar nur der Gillocsteig
hinunterführt. Bei Derbillu fällt die Felswand vollkommen senkrecht ab.“
    Pix stapfte grummelnd weiter. Der Dunst war jetzt
etwas dünner und hielt sich vor allem über dem Wasser, während die Sicht auf
den Uferbereich fast klar war. Der war kahl und steinig und sehr schmal.
    „Und hierhin hast du Vergnügungstouren gemacht?“,
wunderte sich Kate.
    „Wenn es kein Dunsttag ist, geht es. Außerdem gab es
hier viel zu erforschen. Und natürlich war es verboten –“
    „Was sollen wir eigentlich hier?“, fragte Pix.
    „Da, wo heute der See ist, da waren mal die
Feuerfelder von Éllambru. Und die waren, wenn man den Geschichten im
Salkurnikon glaubt, eine Begräbnisstätte der Brogor, ein Ort, an dem sie sich
von ihren Toten verabschiedeten. Ein Ort, an dem man hinüber sehen kann,
so heißt es wörtlich.“
    Pix blieb stehen. „Wir gehen da runter, nur weil in
irgendeinem Scheißbuch steht, dass die da ihre Toten begraben haben?

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