Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)
die James von ihm bisher nicht gehört und auch
nicht erwartet hatte. Von allen Seiten kamen die Montagus nun herbei, und James
rückte widerstrebend ein paar Zentimeter von Orla ab.
Nella weg? Nach Tulsa? Er gab sich Mühe, zu begreifen,
worüber plötzlich überall um ihn herum gezetert wurde, aber erst, als er
bemerkte, dass Halfast ihn mit einem brütenden Blick beobachtete, wurde sein
Kopf wieder klar.
Aruza heulte lauthals, die anderen Frauen bemühten
sich, sie zu trösten. Lowell, Nellas Vater, sah so wütend aus, wie James ihn
noch nie gesehen hatte. Der Chef war offensichtlich stinksauer. Und Brogue
hockte auf seiner Veranda und spielte eine Melodie, die überhaupt nicht zu dem
Aufstand hier passte. Schließlich brüllte der Chef um Ruhe, und als es stiller
wurde, fiel James etwas ein.
„Ich hab Nella heute Nacht noch gesehen!“, sagte er
und fühlte sich irgendwie schuldbewusst. „Das war, als John und Halfast Wache
hatten … irgendwann nach Mitternacht. Ich war hier draußen eingedöst, und sie
fiel fast über meine Füße. Sie sagte, Piro wäre so unruhig. Wollte ein bisschen
mit ihm auf und ab gehen.“
„Ja, ja, Piro zahnt!“, rief Aruza ganz verzweifelt.
„Sie hatte ihn im Tragetuch … und sie war ganz
angezogen, wie tagsüber.“ Hätte ihn das stutzig machen müssen? Trugen die
nachts nicht Nachthemden und hängten sich Tücher um, wenn sie rausgingen? Er
hatte nicht darüber nachgedacht. „Ich bin dann schlafen gegangen“, fügte er
lahm hinzu.
„Dann ist sie wohl seitdem unterwegs“, stellte
Stanwell unbehaglich fest.
„Sie kann doch nicht allein in der Nacht … in diesem
Land … mit dem Kleinen!“
„Pix, was hat sie dir denn genau gesagt?“, fragte
Jakobe.
„Hab ich doch schon gesagt. Gestern gar nichts. Das
war nach der Nacht mit dem Pacculi, da hat sie gesagt, dass es hier in der Nähe
nach – nach Tulsa geht oder wie das heißt. Irgendwer hatte ihr erzählt, dass es
gar nicht weit von hier ist. Sie wollte ihren Mann sehen. Aber er“, sie nickte
zu Stanwell hin, „wollte nicht mit ihr dahin fahren, hat sie gesagt, weil er’s
ja so eilig hat mit –“
„Hat sie dich denn gefragt?“, fuhr Aruza auf. „Stan,
hat sie dich gefragt, ob du sie nach Tulsa bringen kannst?“
„N-ja, so ungefähr. Sie hat’s mal angesprochen und
gleich rumgeheult und gezetert – ich mein, es war doch wirklich eine blöde
Idee, wo wir doch schon so spät dran sind!“ Stanwell sah jetzt sehr unbehaglich aus. „Ich hab‘s nicht weiter ernst genommen. Kash , wie
konnte ich wissen, dass sie so einen Blödsinn machen würde?!“
„Wir hätten besser auf sie aufpassen müssen! Wir
hätten dran denken müssen! Wir wussten doch, wie sehr sie Eske vermisst!“
„Es hat keinen Sinn, jetzt mit so was anzufangen“,
meinte Lowell düster und warf einen Blick auf den Chef. „Dieser Mistkerl,
dieser Eske! Der sikkashai hat ihr nur Ärger eingebracht. Nichts als
Ärger!“
„Nella hat sich entschieden, die Truppe auf eigene
Faust zu verlassen“, sagte der Chef. „Das müssen wir dann hinnehmen. Sie ist
eine erwachsene Frau.“
„Aber, daru ! Sie ist ein dummes Kind, du weißt,
wie sie ist! Wir können sie doch nicht einfach alleinlassen! Sie ist deine
Enkelin!“
„ Sie hat uns verlassen, Aruza! Und sie
kennt die Regeln! Sie kann jederzeit wiederkommen, aber wir halten nicht an, um
auf sie zu warten! Wir werden heute bis Membris fahren.“
Was ging denn hier ab?! Der Chef wollte Nella doch
wohl nicht wirklich allein hier im Gelichterland zurücklassen? Und Lowell,
immerhin ihr Vater, der hatte auch nichts Besseres zu tun, als über diesen Eske
zu zetern?
„Ich geh sie suchen“, sagte Stanwell in diesem Moment.
„Ihr müsst nicht auf uns warten.“
„Stanwell!“
„Es ist ja auch meine Schuld. Und maji hat
Recht, sie ist eine dumme Gans.“
„Dein Platz ist hier, du wirst gebraucht! Du fährst
einen Galiziak! Deine Leute brauchen dich bei der Vorstellung!“
„Ich lass sie nicht allein da rumlaufen! Mit Piro noch
dazu!“
„Hört mal, ich kann ihr mit dem Wagen nachfahren!“,
mischte sich Inglewing unerwartet ins Gespräch. Er schob den Hut in den Nacken
und wischte sich über die Stirn. „Wenn sie wirklich nach Tulsa will, dann kann
sie nur auf dem Japento-Weg sein, wenn sie wenigstens einen Funken Verstand
hat. Und den hat sie, denn sie hat anscheinend eine meiner Fängerstandarten
mitgenommen. Ska Montagu, mit meinem Wagen brauchen wir nicht lange, und wir
holen
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