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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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er sich immer noch wie aufgeweckt. So lebendig! Auch wenn die
Salzschicht vom Seewasser noch auf seiner Haut juckte und in seinen Klamotten
knisterte, es war gut zu leben! Die Kälte des Sees war wie der Tod gewesen. Es
war so gut, ihr entkommen zu sein! Und einen Plan zu haben. Die Zügel endlich
wieder selbst zu halten.
    Es dauerte lange, bis er erschöpft genug war, um sich
wenigstens hinzusetzen. An ein Rad von Jujunas Vogelanhänger gelehnt, versuchte
er zur Ruhe zu kommen. Dort döste er vor sich hin, bis jemand über seine Beine
stolperte und beinahe auf ihn fiel.
    Es war Nella, die sich mit schüchternem Flüstern
entschuldigte. Sie hielt den quengelnden Piro an ihre Schulter gedrückt und war
vermutlich auf dem Weg zu dem Käferkübel-Klo in Jujunas Anhänger, das die
Frauen lieber benutzten als die Grube.
    „Ich geh nur ein bisschen auf und ab“, erklärte sie
aber. „Piro kriegt wieder einen Zahn – er ist so unruhig, dass er drinnen nur
alle weckt.“
    „Pass auf den Boden auf, wegen dem Cabbacubb“, sagte
James gähnend und bereute es sofort, als er sah, wie sie erschrak.
    „Meinst du –“
    „Ich glaube, hier ist alles saubergefegt“, beruhigte
er sie. „Und dann haben wir ja auch das Netz. Mach dir keine Sorgen. Ich sollte
auch endlich reingehen … es muss nach Mitternacht sein.“
    „Ja, ist es. Da sitzt schon die zweite Nachtwache,
John und Halfast.“
    „Dann gute Nacht, Nella. Hoffentlich lässt dich der
Kleine auch bald schlafen!“
     
    6
    Er
versuchte sich selbst aus dem Schlaf zu brüllen, aber das schaffte er erst, als
er die Tür des Wagens schon aufgestoßen hatte, über die Stufen gestolpert und der
Länge nach hingeschlagen war. Er schrie immer noch, als er dalag und endlich,
endlich die Augen aufbekam. In derselben Sekunde entschlüpfte der Traum seinem
Verstand, und alles das, was eben noch in grausiger Klarheit vor seinen Augen
gestanden hatte, verging wie ein Nebel. Zurück blieb nur wortloses Entsetzen.
    „ Sikka ! Was ist denn los!“, rief eine
schlaftrunkene Stimme aus dem Wagen hinter ihm.
    „Hat Horgest wieder das Furzen?“
    Die letzten schwarzen Säume seines Traums
entschwanden, während sein Verstand noch nach ihnen zu greifen versuchte. Die
Misteln … es hatte was mit den Misteln zu tun … wieder der Laternenbaum … mit
Misteln darin … Misteln mit Gesichtern? Er wusste es nicht mehr, aber sein Herz
raste, und vor seinen Augen blinkte es.
    Stanwell beugte sich über ihn. „Alles in Ordnung?“
    „Hab nur schlecht geträumt.“ Hastig stand er auf,
schüttelte sich. Da drüben stand der Jäger vor seinem Zelt und sah zu ihnen
her, fast so wie die Hunde, die in Hab-Acht-Stellung neben den Gilwisseln
verharrten. Dann jaulte einer der beiden jüngeren Hunde los wie ein Wolf.
    „Entschuldigt, Leute. Alles in Ordnung!“ James winkte
Gerringer zu. Im Osten war schon ein erster Schimmer der Dämmerung zu sehen.
    „Dann geh wieder schlafen. Ist verdammt kalt hier
draußen, und bald ist sowieso schon wieder Zeit zum Aufstehen.“ Stanwell
verpasste ihm einen Schlag auf die Schulter und zischte dann den Hund an, damit
er mit dem Gejaule aufhörte. Aber das Jaulen hielt immer noch an, als James
schon wieder in seinem Schlafsack lag und die Ohren vor Horgests Schnarchen
verschloss.
     
    7
    Es
schien keine halbe Stunde vergangen zu sein, als lautes Hämmern an der Tür sie
alle wieder aus dem Schlaf riss. Draußen stand Jakobe, und sie sah noch genauso
wütend aus wie am Vorabend. Die Sonne war immerhin schon aufgegangen, und in
ihrem Licht erstrahlten die abheilenden Wunden in ihrem Gesicht mit schöner
Deutlichkeit.
    „Also?!“
    „Was – also?“
    „Ich will meine Misteln! Jetzt .“
    „Und wir dachten, du willst nach dem Kranken sehen“,
sagte Firn und sprang an ihr vorbei aus dem Wagen.
    Sie sah ihm wütend nach. Firn gelang es als Einzigem
immer wieder, sie sprachlos zu machen, wie James schon bemerkt hatte. Er zerrte
die Truhe an die Tür ins Licht, worauf sie bestand, und breitete die
Pflanzenbüschel vor ihr aus.
    „Sieh ihr bloß gut auf die Finger, sonst bist du die
besten los“, rief Firn noch, bevor er verschwand.
    Jakobe untersuchte bereits die erste Mistel, und das mit
quälender Gründlichkeit. Sie wog das Ding in der Hand, betrachtete es von allen
Seiten, schüttelte es, zerquetschte ein Blatt zwischen den Fingern, drückte an
den Beeren herum … begann schließlich, die Zweige und Beeren zu zählen. Die
ganz große Show, mit anderen

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