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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Worten, und es war klar, dass dies hier keine
Sache von Minuten werden würde. James setzte sich ergeben in den Türrahmen,
rieb sich die Augen und sah zu, wie ringsum das Lager erwachte.
    Aruza und Raween hantierten schon mit Kesseln und
Kannen am Kochfeuer. Gegenüber fütterte Jujuna ihre Vögel und tat so, als sähe
sie Firn gar nicht, der sich nicht weit von ihr mit John unterhielt und sie
dabei mit dreisten Blicken taxierte.
    „Nella!“, rief Aruza. „Aufstehen! Du musst Wasser
holen!“
    Allem, der jüngste der Kalendio-Geschwister, versuchte
Sandrou mit sich zu zerren, aber der kleine Junge blieb hartnäckig vor dem
Gilwisselwagen hocken und sah Carmino zu, der sich mit seinen morgendlichen
Liegestützen amüsierte.
    Jakobe nahm sich die nächste Mistel vor. James gähnte.
Kein Wunder, dass er Albträume von diesen Dingern gehabt hatte.
    „Die hier hast du schlecht abgeschnitten“, beschwerte
sie sich. „Da, die Zweige sind verletzt und verdorrt. Die kannst du behalten!“
    Die Tür des Ulgullen-Wagens wurde geöffnet, und Pix
kam heraus, blicklos, noch schlafblind – und ihr folgte Orla. Sie sah zu ihm
herüber, als hätte sie gewusst, dass er dort sitzen würde. Beinahe hätte er sie
laut gegrüßt, dann ließ er es und nickte ihr stattdessen zu.
    „Pix, sag Nella, dass wir sie hier brauchen!“, rief
Taizia, als die beiden an ihr vorbeigingen. „Sie kann doch nicht den ganzen
Morgen am Brunnen herumtrödeln!“
    „Ich glaube, sie ist noch gar nicht aufgestanden“,
meinte Aruza etwas verlegen. „Der Kleine hat sie nicht schlafen lassen heut
Nacht.“
    „Japento-Misteln können mehr als hundert Jahre alt
werden, wusstest du das, Hakemi? Aber nein, das weißt du natürlich nicht,
Pflanzenkunde ist ja nicht dein Gebiet. Du kannst ihr Alter an der Menge der
Zweige abschätzen. Aber wenn sie erst mal mehr als dreißig, vierzig Jahre alt
sind, tragen sie kaum noch Beeren und die Zweige verholzen, deshalb lohnt es
nicht, solche Misteln zu schneiden.“ Sie warf ihm ein besonders dichtes
Exemplar vor die Füße.
    James war das im Moment herzlich egal. Er betrachtete
Orla, die immer noch mit Pix bei Taizia am Feuer stand. Über ihrem Rücken lag
ihr Haar in einem breiten Zopf, der aus mindestens fünf Strähnen geflochten zu
sein schien und von glänzenden grünen Spangen gehalten wurde. Sie waren in
Abständen wie Leitersprossen verteilt. Unterhalb der letzten Spange lief der Zopf
in eine büschelige Quaste aus, deren Anblick ein leises Prickeln in seinem
Unterleib weckte. Erst als Pix und Orla zwischen den Wagen verschwanden, konnte
er wieder freier atmen.
    Und er atmete tief ein. Es war ein guter Morgen. Und dieses
kleine Lager hier, das war ein guter Ort, sogar mit Jakobe darin. Sein Zuhause
für die nächste Zeit. Es war anders jetzt, nachdem er sich selbst entschieden
hatte, mit ihnen weiterzuziehen. Ein Fremder war er auch nicht mehr. Er und
Carmino – sie würden die Sache schon hinbiegen. Sie würden das Geld schon zusammenbringen.
    „Ich frag mich, was es da zu grinsen gibt!“, giftete
Jakobe. „Hast du gesehen, wie viele Beeren hier zerquetscht sind? Was seid ihr
für dumme Trampel, ihr jukannai ! Gutes Geld, das ihr einfach in den
Boden stampft!“
    „Jakobe! Jakobe, hör dir das an!“, wurde sie von
Odettes empörter Stimme unterbrochen. Mit zornigen Schritten stampfte ihre
Wagengenossin heran und bremste erst hart vor dem Mistelberg an Jakobes Seite
ab. „Hör mal, Jakobe, der Chef sagt, wir müssen auch noch die andere von diesen
Krampern bei uns im Wagen aufnehmen! Die kamnakauni vom Reparaturmann!
Die mit dem verschlagenen Blick!“
    „Was? Aber das kann er doch nicht – wir haben doch
schon das Mädchen dabei – es ist doch gar kein Platz mehr!“
    „Ja, das hab ich auch gesagt! Und warum fährt sie
nicht weiter beim Inglewing mit, das frag ich mich! Der hat sie wohl satt, und
wir müssen jetzt noch enger zusammenrücken!“ Erst jetzt entdeckte die
wutschnaubende Wahrsagerin James in der Wagentür. „Du, hast du dem Chef etwa
diesen Floh ins Ohr gesetzt, Hakemi?“
    „Odette – Jakobe – habt ihr Nella gesehen?“ Aruza kam
mit einem Eimer Wasser an ihnen vorbei. Sie sah ratlos aus. „Sie ist nicht mehr
im Wagen, aber am Brunnen war sie auch nicht!“
    „Was? Nein, haben wir nicht! Was sagst du dazu, Aruza
– der Chef nimmt die Kramperhure auch noch mit!“
    „Shh, Odette – nicht so laut!“
    „Ach was, das stimmt doch! Und ausgerechnet wir sollen
sie aufnehmen!

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