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Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition)

Titel: Forlorner (Salkurning Teil 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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euch noch vor dem Abend wieder ein. Selbst, wenn sie bis Tulsa gekommen
sein sollte!“
    Der Chef sah so aus, als müsste er dieses Angebot erst
gründlich überdenken. Verdammt, was war denn los mit dem Mann?!
    „Ich komme mit“, sagte James entschlossen.
    „Gut. Dann können wir uns aufteilen, wenn sie den Weg
doch verlassen hat.“
    „Ja, und wir haben zwei Galiziakfahrer
weniger!“, grollte der Chef.
    „Wir machen das schon“, rief Juniper, und Carmino
nickte.
    „Gut, dann übernehmt ihr die Doppelschichten“, meinte
Firn, den die ganze Sache zu belustigen schien.
    „ Birkalassi !“, zischte Juniper ihn an. „Sie ist
auch meine Schwester, und ich wette, sie hat sich wieder mal in Schwierigkeiten
gebracht!“
    „Also, sie ist frühestens während der zweiten
Nachtwache aufgebrochen – nicht vor ein Uhr morgens, richtig?“, fragte
Inglewing.
    Stanwell nickte. „Wenn James der Letzte war, der sie
gesehen hat.“
    „Gut. Es ist jetzt viertel vor acht. Sagen wir, sie
hatte im Höchstfall sieben Stunden bis jetzt. Sie ist mittelgroß, sie muss das
Kind tragen –“
    „Und Piro ist auch schon ein Jahr alt, also kein ganz
kleines Baby mehr. Er hat schon ein ordentliches Gewicht.“
    „Immerhin war es dunkel und nicht heiß. Und sie ist
das Gehen gewohnt. Aber mehr als allerhöchstens achtzehn Meilen kann sie nicht
geschafft haben, nicht mal, wenn sie gar keine Pause gemacht hat. Das ist
überschaubar. Wir finden sie, Ska Montagu!“
    Falls sie auf dem Weg geblieben ist, dachte James.
Falls niemand – oder etwas – sie überfallen hat. Oder weggelockt.
    „Also, dann sucht sie eben“, sagte der Chef. „Und ihr
anderen – wir brechen in einer Stunde auf. Wir haben heute einen langen Weg vor
uns. Odette, Jakobe – ihr nehmt die Frau hier bis auf weiteres bei euch auf.
Und jetzt seht zu, dass wir Frühstück kriegen!“
     
    8
    „Das
wäre ein Paradies für Jakobe hier“, bemerkte James eine halbe Stunde später, um
das beklemmende Schweigen im Wagen zu brechen.
    „Was meinst du?“
    „Die Bäume da. Die Misteln. Vielleicht sollten wir welche
mitnehmen – wenn man ihr glaubt, hängt da das pure Geld in den Zweigen!“
    „Hast du noch nicht genug vom Pacculi?“, fragte
Stanwell griesgrämig.
    „Überhaupt irrst du dich, Hakemi“, sagte der
Gelichterjäger, der sich auch noch zu ihrem kleinen Suchtrupp gesellt hatte.
„Diese Bäume da und die Misteln, die sind nicht nur uralt, die würd auch sonst
keiner anfassen. Sie gehören den Dämonen des Totlandes. Keiner würde die
verkaufen. Oder auch nur pflücken.“
    „Was der Käufer nicht weiß, macht ihn nicht heiß“, erwiderte
James. Die Bäume zogen immer wieder seine Blicke auf sich. Riesig und kahl,
begrenzten sie die Straße mit verwitterten Stämmen, von denen manche den Umfang
einer Hütte zu haben schienen. Und überall Misteln – schwere Gebilde, an denen
der Wind zerrte.
    „Harte Regeln hat er, euer Chef“, bemerkte Gerringer
ein paar Minuten später. „Das Mädel nicht suchen zu wollen – ich muss schon
sagen …“
    „Die Regel gibt es, damit keiner leichtfertig die
ganze Truppe in Verzug oder in Gefahr bringt“, erläuterte Stanwell noch
griesgrämiger. „Nella weiß das genauso gut wie jeder andere. Normalerweise muss
ihr Mann aufpassen, dass sie sich daran hält. In diesem Fall … ah kashadiakku ,
fahr einfach, Ska Inglewing!“
    „Aber hier, in Orolo! Junge, hast du die Rotten schon
vergessen? Und wenn deine Schwester sich Richtung Norden aufgemacht hat, wovon
ja auszugehen ist –“
    „Nett von dir, dass du das eben nicht erwähnt hast,
Oswend“, unterbrach ihn Inglewing mit einem warnenden Seitenblick. „Die arme
Frau wäre endgültig durchgedreht.“
    Stanwell sah auch nicht gerade glücklich aus, und das
Gespräch trocknete wieder ein, kaum dass es begonnen hatte.
    Inglewing fuhr langsam. Sie hielten immer wieder an,
um die Gegend nach Spuren zu untersuchen und sich auch abseits der Straße
umzusehen, aber erst gegen elf Uhr entdeckten sie etwas: die verschwundene
Fängerstandarte, die vergessen an einem Japento-Stamm lehnte. Und das blieb
alles, was sie fanden. Der unablässige Wind verwehte sämtliche Spuren, die es
im Sand und im Straßenstaub gegeben haben mochte. Als es auf Mittag zuging,
mussten sie sich eingestehen, dass sie die Strecke, die Inglewing morgens
abgeschätzt hatte, längst abgefahren hatten. Keine Nella. Kein Piro. Während
der ganzen Zeit waren sie niemandem begegnet, hatten kein Dorf,

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