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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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Lehrer auf sie losgegangen ist?«
    Ich wage einen kurzen Einspruch: »Immerhin hat sie keinen Ärger dafür bekommen.«
    Nun springt mir Viv fast an den Hals. Ihre Stimme hat sie zu einem Zischen gesenkt. »Keinen Ärger? Natürlich nicht! Aber nur, weil du nicht davor zurückschreckst, in weiteren Köpfen rumzugeistern. Wie kannst du so etwas nur tun?«
    »Meine Güte, Viv, was hast du eigentlich für ein Problem? Keiner hat etwas bemerkt! Keiner trägt einen Schaden davon! Was willst du denn von mir? Oder geht’s darum, dass ich etwas kann, zu dem du nicht fähig bist? Wolltest du die Genugtuung, dass ich in der Englischarbeit versage, damit du dich besser fühlst mit deiner tollen Note? Bist du jetzt angefressen, weil meine Zensur besser ist? Ja, ich besitze diese Gabe. Wieso sollte ich sie nicht nutzen?« Viv setzt zu einer Antwort an, aber ich lasse sie nicht zu Wort kommen. »Ich muss mir jede Sekunde bewusst sein, was ich tue. Nie darf ich die Kontrolle verlieren. Soll ich deiner Meinung nach nur die negativen Aspekte ertragen und alle Vorteile ignorieren? Das ist lachhaft. Warum ist etwas gleich moralisch verwerflich, nur weil es nicht alle können? Jeder nutzt doch die Vorteile im Rahmen seiner Möglichkeiten. Bist du etwa anders? Oder bist du vielleicht neidisch? Dazu hast du keinen Grund. Du lebst dein normales Leben weiter, während bei mir alles auf den Kopf gestellt wird. Und dann maßt du dir an, über mich urteilen zu können?«
    Allmählich habe ich mich in Rage geredet. Wie kann sie nur so sturköpfig sein und keinen Deut Verständnis für mich aufbringen. Sie ist meine beste Freundin! Oder zumindest war sie es, bevor sie sich zum Moralapostel emporgeschwungen hat.
    »Wenn du meinst, dass es in Ordnung ist, andere zu manipulieren, ist das deine Sache. Aber erwarte nicht, dass ich es toll finde. Am besten, du kriechst auch noch in meinem Kopf rum, damit ich dir zustimme. Na los! Für dich scheint ja alles wahnsinnig einfach zu sein. Kein Wunder! Du wirkst, als hättest du sämtliche Ehrenkodexe über Bord geworfen. Liegt das an Jan?«
    Jetzt sehe ich endgültig rot. Ich balle meine Hände zu Fäusten.
    »Lass Jan aus dem Spiel. Ihm kann ich wenigstens alles anvertrauen, ohne dass er mich verurteilt. Im Gegensatz zu dir! Jetzt ist mir zumindest klar, warum man im Bezug auf besondere Fähigkeiten besser die Klappe hält! Weil die normalen Menschen damit nicht umgehen können und immer direkt alles auf sich beziehen müssen.«
    »Normale Menschen? Hörst du dir eigentlich zu? Ist Jan kein normaler Mensch? Scheinbar kann er ja hervorragend mit deiner großartigen Kraft umgehen.«
    »Du bist so lächerlich. Was soll das alles? Ich habe nur bei einer Englischarbeit gemogelt. Wieso diese Grundsatzdiskussion, die meilenweit am Thema vorbeigeht?«
    »Das tut sie eben nicht! Aber wenn du das nicht begreifst, kann ich dir auch nicht helfen.«
    Mit diesen Worten dreht sie sich um und stürmt den Gang hinab. Ich zögere kurz, dann laufe ich ihr hinterher. Sie ist meine beste Freundin. So darf es nicht enden. Seit ich ihr von meiner Gabe erzählt habe, wird der Graben zwischen uns immer tiefer, die Entfernung immer weiter. Wenn ich sie jetzt gehen lasse, wird sich unsere Beziehung nicht mehr erholen.
    »Viv, warte...«
    Sie verlangsamt ihren Schritt, sodass ich aufschließen kann. Wahrscheinlich rechnet sie damit, dass ich einlenke und mich für mein Verhalten entschuldige.
    Das kann ich nicht. Sie mag recht haben mit ihren Argumenten, aber sie hat noch nicht einmal versucht, mich zu verstehen. Wir werden in dieser Hinsicht auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. Unsere Freundschaft wird das nicht verkraften. Das darf nicht passieren.
    Ich formuliere den Gedankenimpuls, der uns aus dieser verfahrenen Situation retten wird.
    Vergiss meine fehlende Vorbereitung und den eben stattgefundenen Streit!
    Sie bleibt stehen und lächelt mir entgegen.
    Ich fühle mich geringfügig erschöpft.
    Während der wenigen Schritte, die uns voneinander trennen, breitet sich immense Erleichterung in mir aus. Es war zwar wahrscheinlich, dass die Manipulation gelingen würde, aber absolut sicher konnte ich nicht sein. Ebensowenig war ich mir über den Preis, den ich dafür zahlen musste, im Klaren. In Vivs Miene kann ich ausschließlich Zuneigung erkennen. Ich bin unendlich froh über die Lösung unseres Konfliktes.
    »Bevor ich aus der Schule flüchte: Was hast du in der Englischarbeit? Entschuldige bitte, dass ich nicht gefragt habe,

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