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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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Gesicht mit seinen Händen und zieht mich erneut für einen leidenschaftlichen Kuss zu sich heran.
    Als wir uns eine Ewigkeit später voneinander lösen, fühle ich mich völlig verausgabt und frage mich, ob ich die Beziehung überleben werde, sollte diese Intensität beibehalten oder – um Himmels Willen – noch gesteigert werden.
    Mit wackligen Knien lasse ich es zu, dass Jan den Arm um mich legt und mich nach Hause bringt. Dort wechselt er kurz ein paar Worte mit meiner Mutter und bedankt sich nochmals für die Einladung zum Abendessen. Anschließend vergewissert er sich, dass kein Mitglied meiner Familie in der Nähe ist, um mich auf eine Art und Weise an sich zu drücken, die nicht mehr als jugendfrei durchgehen würde.
    Während ich noch versuche zu Atem zu kommen und dabei die Haustür als stützendes Element verwende, legt er seine Handfläche liebevoll an meine Wange.
    »Ich möchte dich etwas fragen. Kein Problem, wenn du ablehnst. Ich habe absolutes Verständnis dafür. Ehrlich. Ich würde dich niemals bedrängen.«
    »Jan«, unterbreche ich ihn, »könntest du mir deine Frage vorher stellen, damit ich weiß, wovon du sprichst?«
    »Würdest du mich morgen besuchen, auch wenn es beim letzten Mal so schrecklich schief gelaufen ist?«
    Ich zögere. Mittlerweile hat sich einiges zwischen uns verändert. Wir kennen uns viel besser. Wir sind zusammen. Außerdem kann ich mich im Ernstfall verteidigen – und das weiß er. Ich schüttle entschieden den Kopf. Das wird nicht nötig sein.
    Jan reagiert sofort. »Kein Problem. Ich kann dich verstehen. Wirklich.«
    »Nein. Du hast mich falsch verstanden. Ich habe lediglich einen Gedanken verworfen. Und ich möchte dich gerne besuchen. Auf Dauer muss ich mich sowieso wieder in euer Haus trauen. Leider kann ich dir nicht genau sagen, wann wir mit dem Mittagessen fertig sind. Ist es in Ordnung, wenn mich mein Vater im Verlauf des Nachmittags vorbeibringt?«
    Jans Züge werden von einem Strahlen erhellt.
    »Natürlich. Du bist jederzeit willkommen. Aber ich hole dich ab.«
    »Das ist doch Blödsinn!«, wehre ich ab. »Außerdem finde ich es gar nicht schlecht, wenn meine Eltern wissen, wo du wohnst und wo ich meinen Nachmittag verbringen werde.«
    Jan setzt zu einem Protest an, aber ich lasse ihn nicht zu Wort kommen. »Wenn du so viel Wert darauf legst, mich in der Gegend herumzufahren, könntest du mich abends wieder heimbringen. In Ordnung?«
    Seufzend stimmt Jan zu. Dann nimmt er zärtlich meine Hand und haucht einen Kuss darauf.
    »Ich freue mich auf dich. Gute Nacht.«
    Hingerissen beobachte ich, wie er zu seinem Auto geht, die Tür öffnet und sich vor dem Einsteigen nochmals zu mir herumdreht, um mir ein warmes Lächeln zuzuwerfen.
    Kaum habe ich unseren Flur betreten, stürzt sich meine Mutter auf mich und überfällt mich mit einem Schwall von Worten, deren wesentliche Bedeutung mit »Jan ist höflich, wohlerzogen und einfach großartig« zusammengefasst werden kann. Ich stimme den Lobeshymnen belustigt zu und ziehe mich so schnell wie möglich in mein Zimmer zurück.
    Verträumt denke ich an den vergangenen Nachmittag zurück. In seinen Armen zu liegen war das Beste, was mir in den vergangenen Monaten passiert ist. Der Ausgleich zu der Entdeckung meiner Kraft und dem damit einhergehenden Wechselbad der Gefühle. Endlich eine Schulter zum Anlehnen, ein Stückchen Sicherheit, während meine Welt gerade dabei ist, sich umzuformen.
    Später am Abend telefoniere ich noch lange mit Viv und gebe ihr einen minutiösen Bericht des Tagesverlaufs. Schwer zu sagen, wer von uns beiden glücklicher über die neusten Entwicklungen ist. Zudem gehen wir gemeinsam potenzielle Outfits durch, denn die Wahrscheinlichkeit, wieder auf Jans Eltern zu treffen, ist sehr hoch. Beim näheren Kennenlernen möchte ich einen ebenso guten Eindruck hinterlassen, wie es Jan bei meiner Familie getan hat.

***
    Nachdem ich einige der Individuen für längere Zeit studiert hatte, machte ich eine Beobachtung, die ich nach wie vor für gültig befinde.
    Bei den einen bedarf es eines Impulses von Außen verbunden mit ständiger Übung, sodass die Gabe künstlich und durch große Anstrengung in ihnen erweckt wird.
    Ohne meine Zuwendung ist es wahrscheinlich, dass sie bis zum Zeitpunkt ihres Todes niemals ahnen werden, welche Möglichkeiten ihnen das Leben hätte bieten können.
    Die anderen sind so stark, dass sich die Gabe irgendwann offenbart. Nutzung sowie Weiterentwicklung der Kraft sind für

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