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Formbar. Begabt

Formbar. Begabt

Titel: Formbar. Begabt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juna Benett
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verlieren.
    »Ich habe versprochen, deine Wünsche und die von dir gesetzten Grenzen zu respektieren und einzuhalten. Du hattest mich gebeten, es langsam angehen zu lassen. Wenn du so weitermachst, weiß ich nicht, ob meine Selbstbeherrschung ausreicht...«
    Seine Worte klingen atemlos, und mir wird klar, dass sich meine Hand weiterhin an einer gefährlichen Position befindet.
    Was treibe ich da eigentlich?
    Ich mache ihn zur Schnecke und behaupte, es gehe mir zu schnell. Dabei bin ich diejenige, welche ihre Finger nicht von ihm lassen kann. Gestern bin ich auf seinen Schoß gesprungen. Heute setze ich dem Ganzen die Krone auf, indem ich ihn auf eine Art streichle, die definitiv nicht mehr als keusch oder unschuldig bezeichnet werden kann. Bin ich total durchgeknallt? Meine Finger befinden sich in seiner Hose!
    Langsam ziehe ich meine Hand zurück und merke, wie sich Jan entspannt. Er schließt kurz die Augen, dann sieht er mich wieder an. Nur mit Mühe kann ich standhalten. Mir ist bewusst, wohin uns meine Unbeherrschtheit ohne Jans Eingreifen geführt hätte. Doch statt die Situation auszunutzen, hat er mich aufgehalten.
    Mangelhafte Selbstkontrolle. Beschämende Doppelmoral. Enttäuschend! Er darf nicht, aber ich kann mir alles erlauben?
    Zischend stoße ich den Atem aus, den ich zuvor instinktiv angehalten habe. »Tut mir leid. Ich habe mich hinreißen lassen. Schon wieder. Mein Gott, Jan. Es tut mir echt leid. Wie eine Furie bin ich damals auf dich losgegangen. Und jetzt hältst du mich zum zweiten Mal in Folge davon ab, meine eigenen Wertvorstellungen über Bord zu werfen. Ich weiß nicht, was mit mir los ist.«
    Jan legt den Handrücken an meine Wange und fährt leicht mit den Fingerspitzen über mein Gesicht und den Hals nach unten, bis er auf Höhe des Schlüsselbeins zum Stillstand kommt. Seine Berührung hinterlässt eine glühende Spur.
    »Du musst dich nicht entschuldigen. Du bist nicht die Einzige, die um Selbstbeherrschung ringen musste. Was glaubst du, wie schwer es mir fiel...«
    »Danke.«
    Er blickt mit fragend an. Ich verdrehe die Augen. Das sollte er doch verstehen. Ich muss es wohl aussprechen.
    »Danke, dass du einen kühlen Kopf bewahrt und mich aufgehalten hast, statt die Situation auszunutzen.«
    »Ich habe einmal das Versprechen gebrochen, deine Grenzen zu achten. Das wird mir nicht wieder passieren.«
    Wie gut, dass zumindest er sich in diesem Moment an meine Wünsche erinnerte. Mein Körper schien nämlich etwas ganz anderes zu ersehnen. Ich weiß nicht, wie der Nachmittag ohne Jans Eingreifen geendet hätte. Diese Situation ist unglaublich peinlich. Wir wissen beide, dass ich – mal wieder – von meinen Gefühlen überwältigt wurde und um ein Haar die Fassung verloren hätte. Was muss er auch so heiß auf seinem Bett rumliegen!
    Verlegen male ich mit dem Finger Kreise auf die Decke und suche angestrengt nach einem unverfänglichen Gesprächsthema. Jan scheint meine Unsicherheit zu spüren.
    »Ich möchte noch über etwas mit dir reden. Es geht um uns.« Er wird leiser, und direkt erwacht ein mulmiges Gefühl in meinem Magen. Beklommen schaue ich ihn an. Jan hebt die Hand und legt einen Zeigefinger an den Nasenrücken. »Ich habe großen Mist gebaut.«
    Bezieht er sich damit auf uns? Bereut er es, mir seine Gefühle gestanden zu haben? Will er doch nicht mit mir zusammen sein? Bevor ich mir weitere unangenehme Szenarien ausmalen kann, spricht Jan weiter. »Es geht um Denise. Du weißt, dass sie vor den Ferien meine Freundin war. Als ich dich kennenlernte, habe ich sie auf ziemlich unschöne Art abserviert«, er blickt zu Boden, »und ohne weitere Erklärungen Schluss gemacht. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen deswegen. Und jetzt frage ich mich, wie sie reagieren wird, wenn sie uns in der Schule zusammen sieht. Das wird sich schnell herumsprechen.«
    »Ich verstehe«, sage ich. »Du willst sie nicht verletzen, indem du ihr direkt eine Nachfolgerin vor die Nase setzt.«
    Jan nickt. »Ja. Ich habe ihr schon genug Verletzungen zugefügt. Deshalb wollte ich dich um etwas bitten. Wäre es in Ordnung, wenn wir erst am Mittwoch auf Laros Party als Paar auftreten würden? Daran grenzt das lange Wochenende, sodass sich die Gerüchte am darauffolgenden Montag wieder beruhigt hätten, zumindest halbwegs. Und Denise würde nicht in der Schule mit unserem Anblick konfrontiert.«
    Ich atme auf, obwohl ich mir dabei ein wenig schäbig vorkomme. Natürlich bin ich stolz darauf, dass Jan mein

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