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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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den nächtlichen Himmel überzogen, der Schleier Bugglaahs. Wenn dem so war, würde der Vormarsch der Armee zum Erliegen kommen, denn alle würden sich zu Boden werfen und die Augen vor dem Firmament verbergen, bis der Sonnenaufgang die Erscheinung der Göttin des Todes zurück hinter ihren Schleier drängte.
    Tamuka schaute zu Sarg, der sich nur schwach im Sternenlicht abzeichnete. Der Schamane betrachtete den Schimmer eingehend.
    »Das Vieh«, zischte Sarg. »Feiger Abschaum.« Tamuka, der endlich begriff, knurrte einen Fluch, trieb sein Ross in einen Galopp und brüllte der weitläufigen Reihe der Umen zu, weiter vorzurücken.
    *
    Irgendwie erinnerte es Jack Petracci an ein Gemälde der Apokalypse, das er einst gesehen hatte. Von einigen Meilen südlich des Waldes bis halb hinab zur Brücke über den Kennebec wanderte die Feuerwand unerbittlich weiter nach Nordosten. Angetrieben von der sanften Morgenbrise marschierten die Flammen voran. Der Rauchschleier stieg hoch empor und verdunkelte den morgendlichen Himmel.
    Jack zog den Höhenleithebel voll zurück und brachte die Nase der Yankee Clipper IIin einen Aufwärtswinkel von fast fünfundvierzig Grad, um höher aufzusteigen. Die Gefahr, dass in mehreren hundert Metern Höhe verirrte Funken den mit Wasserstoff gefüllten Ballon trafen, war denkbar gering, das wusste er, doch es bestand kein Grund, ein Risiko einzugehen.
    Der Flug hierher war langsam erfolgt, mit einer Grundgeschwindigkeit von kaum zwanzig Meilen pro Stunde, um Treibstoff zu sparen. Er hatte es als angenehm empfunden, um Mitternacht abzuheben. Zum Navigieren konnte er sich an den Sternen orientieren, und die ganze Welt hatte sich vor ihm ausgebreitet. Als er den Sangros überflog, hatten unter ihm die Lagerfeuer im Süden geflackert. Die Gießerei in Hispania hatte sich deutlich zwischen den vereinzelten Funkenkegeln abgezeichnet. Der Flug war reibungslos in einer steten Brise verlaufen, ganz ohne Verwehungen und Gerüttel – im Gegensatz zu Nachmittagsflügen, bei denen ihm durch das Aufwallen warmer Luft häufig entschieden schlecht wurde.
    Er schaute nach rechts und erspähte ein halbes Dutzend Meilen entfernt die Flying Cloud II , die sich auf den Wald zubewegte. Knapp zehn Meilen südlich zu seiner Linken befand sich die China Star. Man ging davon aus, dass die Merki gegen Mittag am Fluss eintreffen würden, und es war an der Zeit, die Mistkerle wieder einmal zu zählen.
    Gestern war er zum Wald geflogen, um Showalter eine Nachricht mit dem Befehl zu überbringen, die Steppe vor und hinter der Horde in Brand zu stecken. Mit etwas Glück würden die Bastarde von der Feuersbrunst gefangen und gebraten.
    Die ersten Rauchschwaden trieben an ihm vorbei und bescherten ihm einen Geruch, der ihn an den Herbst in der alten Heimat erinnerte. Dann befand er sich mitten darin, und die Welt verwandelte sich schlagartig in ein erstickendes, schmutziges Braun.
    Hustend zog er sich das Halstuch über das Gesicht. Seine Augen tränten hinter der Schutzbrille. Das Schiff bockte und bäumte sich auf, und hinter sich hörte er Feyodor fluchen. Sein Magen schien ihm zwischen die Knie zu sinken, als das Schiff auf der emporwallenden Säule aus heißer Luft und Rauch aufstieg. Lange Minuten vergingen. Er hustete und rang nach Luft, dann wurde die Welt heller. Das dunkle Blau des frühen Morgens zeigte sich durch den Rauch, und er befand sich wieder in frischer Luft. Weit vor sich konnte er die zweite Gefechtslinie als fernen Fleck am Horizont erkennen, mehr als fünfzig Meilen entfernt.
    Er blickte zum Boden hinab, der sich eine Meile oder mehr unter ihm befand. Die Flammen züngelten direkt unter ihm. Die Feuerlinie erstreckte sich über Meilen, die Steppe dahinter präsentierte sich geschwärzt. Es war ein Anblick ehrfurchtgebietender Zerstörung. Fast unmittelbar unter ihnen sah er eine lange Kolonne von Reitern, mindestens ein halbes Regiment, ein Bataillon. Ihre gelbe Flagge bildete einen herben Kontrast zur verkohlten Steppe.
    Zu seiner Rechten löste sich die Flying Cloud II aus der Rauchwand und begann fast gleichzeitig, in Jacks Richtung zu schwenken. Die lange, dünne Wurstform verwandelte sich in einen weißen Kreis.
    Warum verlässt er seine Position?, fragte sich Jack.
    Beunruhigt schaute er zurück nach Norden zum Waldrand. Er hob den Feldstecher an und vergewisserte sich.
    »Runter, und zwar mit voller Drossel!«, brüllte Jack und rammte den Höhenleithebel bis zum Anschlag nach vorne. Gleichzeitig

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