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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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hoch.
    »Bleib unten, Mann, bleib unten, verdammt«, fluchte Jack.
    Es wäre besser gewesen, alleine zu fliegen. Eurik Wasilowitsch, der neue Pilot, war noch zu grün hinter den Ohren und hatte erst vier Kampfeinsätze hinter sich. Er schwankte zwischen zu hoch und zu tief, raste einmal voraus, dann hing er wieder zurück. Jack hatte versucht, ihn mit Gesten zurückzuwinken, doch Eurik hatte sich so gebart, als verstünde er Jacks Handzeichen nicht, und machte beharrlich weiter.
    Jack stellte fest, dass er zu zittern begann. Er war nicht sicher, ob es an seiner Angst oder Erschöpfung nach fast vierzehn Stunden Flug lag. In der Zeit waren sie erst hart nach Süden zum Meer und anschließend westwärts entlang der Küste geflogen. Im Morgengrauen war er in den Tiefflug unmittelbar über dem Wasser und dicht an der Küste gegangen – in der Hoffnung, nicht gesichtet zu werden. Es fühlte sich schrecklich an, so tief zu fliegen. Jack konnte die an Besessenheit grenzende Angst einfach nicht abschütteln, dass entlang der nächsten Meile ein feindliches Schiff patrouillierte und nur darauf wartete, sie abzuschießen. Sein Hals war schon steif, weil er sich ständig seitlich aus der Kabine beugte, um nach vorne und hinten zu spähen. Aber der Himmel blieb klar.
    Mit etwas Glück würden die anderen Luftdampfer mittlerweile fast wieder zu Hause sein, denn ihre Mission umspannte gerade mal die halbe Entfernung der seinen, nur nach Kev und wieder zurück. Nur nach Kev. Verdammt, allein das war ein Rekord. Als das erste Schiff den Hangar verlassen hatte, um in den Krieg zu ziehen, war es die dreihundert Meilen von einem Zug geschleppt worden. Wenn Jack diesen Einsatz überlebte, würde er hin und zurück über tausend Meilen zurückgelegt haben. Dabei reichte der Treibstoff kaum für eine Strecke.
    »Wie sieht’s mit dem Treibstoff aus?«, fragte er und blickte über die Schulter.
    Feyodor hielt den letzten, fünf Gallonen fassenden Blechkanister hoch und warf ihn schulterzuckend aus der Kabine.
    »Der letzte Kanister ist im Tank. Fünf, vielleicht noch sechs Gallonen.«
    Jack nickte und wandte den Blick wieder nach vorne.
    Das Gelände wirkte auf unheimliche Weise vertraut. Der Neiper beschrieb eine Krümmung nach Westen, dann wand er sich zurück nach Norden. Als sie der Biegung im Fluss folgten, sah Jack die unkrautüberwucherten Überreste von Fort Lincoln, ihrer ersten Heimat in dieser neuen Welt. Eine Meile weiter erblickte er auf dem Westufer den versengten Waldabschnitt, in den sein erster Abschuss gestürzt war.
    Eine kleine Gruppe der Merki, in Seidengewänder gekleidete Frauen und nackt umherlaufende Kinder, stand am Flussufer. Es sah so aus, als fischten sie. Sie begannen, zu rufen und zu winken.
    »Sie halten uns für eines ihrer Luftschiffe«, lachte Feyodor, beugte sich aus der Kabine und winkte zurück.
    Als die Merki ihren Irrtum bemerkten, gestikulierten sie stattdessen mit den Fäusten.
    Der Fluss beschrieb eine weitere Biegung, dann geriet geradeaus vor ihnen die Stadt Suzdal in Sicht. Jack spürte einen Kloß im Hals, als er sich an den ersten Anblick dieses Ortes erinnerte. Damals war er an Bord der Ogunquit über den Fluss gekommen. Die Kirchenglocken hatten geläutet, und tausende Rus-Bauern hatten die Flussufer gesäumt. Nun wirkte die Stadt verwaist.
    »Die Heimat«, brachte Feyodor mit zitternder Stimme hervor und bekreuzigte sich. »Wenigstens haben sie die Stadt nicht niedergebrannt.«
    »Halt dich bereit.«
    Er griff zum Höhenleithebel, zog ihn zurück und schloss die Hitzeablassöffnung an der Oberseite des Schiffes. Ohne die Last von über hundert Gallonen Treibstoff hatte sich das dadurch ungewöhnlich leichte Schiff selbst bei vollständig geöffnetem Abgasauslass zum Aufsteigen geneigt und ihn gezwungen, immer mehr Abwärtstrieb einzusetzen.
    Nun stieg das Schiff jäh auf, und er drückte das Ruder vollständig nach vorne. Die Nase des Luftdampfers schwang nach rechts, zurück nach Osten. Sie wichen vom Verlauf des Flusses ab und stiegen über dem Ostufer auf. Die Südmauern von Suzdal befanden sich eine Meile zu seiner Linken, die Kuppel der Kathedrale funkelte in der Mittagssonne.
    Während des Aufstiegs sah er Backbord achtern den nunmehr fast leeren Stausee und die aus dem Wald ragenden Schlote der Fabriken. Feyodor lehnte sich an seinem Platz im Heck aus der Kabine und reckte den Hals, um nach vorne zu schauen.
    »Wo zum Henker ist es?«
    »Irgendwo südlich des Sees.«
    »Sind wir zu

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