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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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würde direkt den feindlichen Kommandoposten treffen, doch stattdessen schlug es über fünfzig Meter entfernt ein. Zumindest erwischte es einige der Merki auf dieser Seite. Sie krümmten und wanden sich auf dem Boden, während Jack vor Verzücken johlte.
    Dann lenkte er das Schiff nach Norden und steuerte zurück zur Luftschiffstation.
    »Wir haben Gesellschaft«, brüllte Feyodor. Als Jack zum Heck schaute, erblickte er drei Merki-Schiffe, die sich aus dem Westen näherten. Rasch wog er die Entfernung ab, die bei gut fünfzehn Meilen liegen musste. Er hatte zwei Harpunen an Bord und war versucht, umzukehren und sich auf einen Kampf einzulassen. Aber das Höhenruder ragte bereits zu weit zurück; offenbar öffnete sich ein größeres Leck. Vorerst konnten sich die China Sea und die Republic um Störfälle kümmern. Er brüllte Feyodor zu, die Drossel vollständig zu öffnen, während er nach Nordnordosten drehte.
    Pat blickte aufgeregt zum Telegrafisten hinüber, der unten im Kommandounterstand über seiner Maschine kauerte.
    Der Junge schaute auf.
    »Meldung vom Hauptquartier. Ein Luftdampfer berichtet, dass die Merki mit dem Vormarsch begonnen haben. Vier Umen kommen in unsere Richtung.«
    Pat nickte. Ein gehässiges Lächeln hellte seine Züge auf.
    »Schlag Alarm. Die Jungs sollen sich bereitmachen.«
    Damit rannte er aus dem Bunker. Die Luft war von dichtem Rauch verhangen. Ein Artilleriegeschoss sauste über ihn hinweg, grub sich etwa hundert Meter weiter in einen aufgerissenen Weinhang und schleuderte Reben samt deren Rahmen in die Luft.
    Falls der Geschosshagel zum Töten dienen sollte, erreichte er herzlich wenig. Pat hatte zwar vier Kanonen und eine Munitionskiste verloren, ferner vielleicht ein paar Dutzend Infanteristen, aber der Gedanke, dass sie durch ein Bombardement aufgerieben werden könnten, während sie in den Schützengräben kauerten, war absurd. Er schaute zu einem Mörsergeschoss auf, das zischend herabschnellte und in der Nähe der letzten Kugel einschlug, ohne zu zünden.
    Pat stieg auf die Feuerstufe hinauf und spähte durch die Schießscharte. Sein Stab stand angespannt um ihn und duckte sich, als ein weiteres Geschoss kreischend vorüberflog.
    »Die Merki würden nicht mal die Breitseite einer Scheune treffen«, meinte er lachend und drehte sich um. Dabei fiel ihm mit plötzlicher abergläubischer Furcht ein, dass der alte Onkel John Sedgwick dasselbe bei Spotsylvania gesagt hatte und tot war, bevor der Satz seinen Mund verlassen hatte.
    Nach vorne war nur dichter Qualm zu erkennen. Zumindest dafür hatte der Geschosshagel gesorgt.
    Der Lärm des Bombardements von der gegenüberliegenden Seite des Flusses erstarb. Offenbar nahmen sie die Überquerung zwischen den Kanonen hindurch in Angriff. Entlang der Linie erschollen Trompeten, Trommeln wirbelten, und Männer stiegen zur Feuerlinie hinauf. Musketen wurden durch die Schießscharten geschoben, und Nachlader stellten sich im Schützengraben auf, um leer gefeuerte Gewehre zu übernehmen und nachgeladene nach oben zu reichen. Die Anspannung wirkte wie ein elektrisches Knistern. Kein kämpfender Rückzug mehr, kein Aufgeben von Positionen: Dies würde ein Kampf bis zum letzten Atemzug, und sie waren bereit dafür. Wütender, trotziger Jubel brandete auf, schwoll an und raste die Linie hinab, ein aufsteigendes Gebrüll blanker Wut, das Pat kalte Schauder über den Rücken jagte.
    Offiziere schritten die Linie auf und ab und brüllten gleich einem Sprechgesang immer wieder denselben Refrain.
    »Wartet auf den Befehl, wartet auf den Befehl.«
    »Zielt tief, Männer, zielt tief.«
    Vereinzelte Flintenschüsse hallten durch den Rauch.
    Pat drehte das heile Ohr der feindlichen Linie zu. Nun konnte er sie selbst über das Gebrüll seiner eigenen Männer hören. Es war ein stetig anschwellender Sprechgesang.
    Dann löste sich eine dünne Reihe von geduckt rennenden Männern aus dem Qualm – zurückkehrende Scharmützler, die sich den Weg entlang der markierten Pfade durch die Todesfallen und Baumverhaue bahnten.
    »Sie kommen zu Millionen durch den Fluss!«
    Ein Mann wand sich heftig keuchend durch die Schießscharte neben Pat in den Schützengraben.
    »Ich habe einen der Dreckskerle erwischt«, stieß er stolz zwischen den schnaufenden Atemzügen hervor.
    Das Wasser im verdammten Fluss war zu niedrig, reichte den meisten nur bis zu den Waden, weshalb der felsige Grund einfach passierbar war. Pat wünschte, er hätte die Linie dort halten können,

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