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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Gesicht aufhellte, den Rechenschieber bewegte.
    Sie blickte zu ihm auf.
    »Ihr Yankees – habt ihr das auch erfunden?«
    Olivia sah ihn bewundernd an, und er war fast versucht, das Verdienst Pascals 1 zu stehlen. Er schüttelte verneinend den Kopf, aber die Bewunderung in ihrem Blick ließ nicht nach.
    »Auf diese Weise werden die Merki besiegt«, sagte sie. »Mit dem Yankee-Denken hier drin!« Sie tippte sich an die Stirn.
    »Ich bin froh, dass du so optimistisch bist«, flüsterte er.
    Sie sah ihn mit Sorge an.
    »Du denkst nicht, dass wir gewinnen?«
    Er zuckte die Achseln. Er war sich jetzt nicht einmal mehr selbst sicher. Als er auf sein neuestes Projekt konzentriert war, hatte er das Gefühl, dass, wie in den letzten zwei Kriegen, seine Maschinen es überstehen würden. Jetzt? Er sah sich um. Es roch nach Niederlage, fassungslosem Unglauben und einer verbissenen Entschlossenheit, auf jeden Fall kämpfend zu sterben, um so viele von ihnen wie möglich mitzunehmen. Es gab keine Kapitulation in diesem Krieg. Doch er hatte das Gefühl, als hätten die Rus sich damit abgefunden, jetzt, da ihr Land verloren war. Sie hatten ihr Land verloren, und am Ende würden sie ihre Leben verlieren, aber sie würden auch die Herzen aus den Merki herausschneiden. Eine Todesumklammerung, bei der am Ende beide Seiten verlieren. Nun, wenn das der Fall wäre, würde er ihren Blutzoll erhöhen. Aber als er Olivia betrachtete, verspürte er solch einen Wunsch, wieder zu leben, vielleicht sogar nicht als Jungfrau zu sterben.
    Der schrille Klang einer Pfeife ertönte, der Anfang der zweiten Strophe von Andres geliebter obszöner Ballade von der Tochter des Bojaren. Er blickte seufzend zum Rangierbahnhof zurück. Der Lokführer lehnte sich aus dem Führerstand heraus, sah ihn an und winkte.
    »Ich muss gehen«, flüsterte er.
    »Schon? Ich dachte, du würdest eine Weile hier in Hispania bleiben.«
    »Ich muss die Eisenbahnlinie hinauffahren.«
    »Zu deinem geheimen Ort?«
    »Du meinst die Aerodampfer-Schuppen?«
    »Nein, den geheimen Ort dahinter.«
    »Wie hast du davon erfahren?«, fragte er scharf.
    Sie lächelte.
    »Ich bin schließlich die Tochter des plebejischen Prokonsuls«, antwortete sie.
    »Dein Vater weiß Bescheid?«
    »Es hat Gerüchte über eine neue Fabrik gegeben, die im Wald errichtet wird. Lichtblitze, die nachts in den Himmel aufsteigen.«
    Chuck fühlte sich nervös.
    Sie spürte es und schüttelte den Kopf.
    »Oh, es ist ein Geheimnis. Vater hat es herausgefunden, weil der Neffe unseres Nachbarn, Fabian, am Gebäude arbeitete und sich ins Bein schnitt und nach Hause zurückgeschickt wurde, um sich zu erholen.«
    »Sprich mit niemandem darüber«, fauchte Chuck und merkte sich vor, dass ab sofort, sobald jemand dorthin zur Arbeit ging, er dort blieb, ganz egal was auch passierte.
    Sie lächelte beruhigend, und seine Nervosität verschwand; er wusste, dass sie den Mund halten würde.
    Sie standen auf, und sie nahm seine Decke, rollte sie zu einem Kummet, band die Enden zusammen und gab sie ihm. Er schmiss sie sich auf die Schulter und betrachtete sie abschätzend. Sie würde es für sich behalten. Schließlich war sie im Haus von Marcus aufgewachsen, ihr Vater, ein Sklave der Familie. Mit Sklaven, die zu viel redeten, nahm es normalerweise ein böses Ende in solchen Situationen. Der Gedanke an sie in Marcus’ Haus löste eine andere Erinnerung aus. Es hatte das Gerücht über sie und Hawthorne gegeben. Hawthorne. Alter Freund, doch gegenwärtig so weit weg, angetrieben vom Krieg, eventuell mehr zerstört als irgendjemand anders, der vom 35. überlebt hatte. Er war versucht, danach zu fragen. Schließlich würde ein anständiges Mädchen aus Vassalboro, Maine, nicht nackt mit irgendjemandem baden, höchstwahrscheinlich nicht einmal mit ihrem eigenen Mann. Es hatte auch noch andere Gerüchte gegeben. Er zwang sie aus seinem Kopf. Das sollte jetzt nicht wichtig sein. Nichts davon sollte wichtig sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach wären sie sowieso alle in ein paar Monaten tot.
    Von seiner eigenen Kühnheit überrascht, beugte er sich plötzlich herunter, legte ihr die Hände auf die Schultern und küsste sie sacht auf die Lippen. Ihre Augen öffneten sich weit vor Überraschung und Freude und schlossen sich dann halb. Sie öffnete den Mund, und sein keuscher und tugendhafter Kuss eines Gentlemans verwandelte sich in explosive, erhitzte Leidenschaft. Ein bisschen schockiert, wich er leicht zurück.
    Ist es das, worum es

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