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Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken

Titel: Forstchen, William R. - Das verlorene Regiment Bd. 4 - Den Feind im Nacken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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fernen Welt. Jede Armee brauchte einen Sheridan, jemanden, der erbarmungslos kämpfen konnte. Es war eine Rolle, die Vincent Hawthorne, ehemaliger Quäker der Oak Grove Schule von Vassalboro, Maine, mit mehr als Vergnügen bereit war, zu übernehmen.
    Vassalboro, Maine. Er dachte jetzt selten darüber nach. Ein anderes Leben, ein anderes Zeitalter. Wie unschuldig war damals alles gewesen. Aber die Jugend war unschuldig, eine Wahrheit, die er jetzt vollständig im Alter von dreiundzwanzig erkannte. Eine Brise kam aus dem Westen auf und brachte den Geruch von frischen grünen Feldern mit, die in der Hitze eines späten Frühlingstages schimmerten, das Heu bereit zum ersten Schnitt. Der erfrischende Duft von kürzlich gefällten Kiefern schwang darin mit, die Baumstämme, aus denen immer noch Harz tropfte, nun zu Brustwehren aufgeschichtet.
    Gerüche, die an zuhause erinnerten, an Maine im späten Mai. Die Schule wäre jetzt aus. Er fragte sich, was aus seinen Klassenkameraden und Freunden geworden war. Bonnie, wunderschöne Bonnie, inzwischen sicherlich verheiratet, höchstwahrscheinlich mit George Cutler, der sich an seine Quäkererziehung geklammert und Vincent angeprangert hatte, weil er in den Krieg gezogen war. Nun, George war höchstwahrscheinlich am Leben und hatte im Lauf der Zeit Bonnies Herz erobert. Er erinnerte sich kurz an Tim Greene, seinen Nachbarn und ersten Freund, ein guter Methodist, der keine moralischen Bedenken gegenüber dem Kämpfen hatte. Nein, Tims Bedenken hatten ihn nicht davon abgehalten, 1861 einzurücken. Er war bei Malvern Hill getötet worden. Sein älterer Bruder Charlie war nach der zweiten Schlacht von Manassas an Typhus gestorben. Und Jacob Estes, der neben der Oak Grove Schule lebte, war zusammen mit dem 20. bei Gettysburg gestorben. Sie hatten inzwischen höchstwahrscheinlich ein Denkmal auf der kleinen Dorfwiese unten am China-See errichtet, auf dem all ihre Namen angebracht waren. Die Jungs von Vassalboro, die sich aufgemacht hatten, um Republikaner zu werden, und währenddessen zu Männern wurden und starben.
    Nun, ich bin noch nicht tot, dachte er kalt, aber Vassalboro wird das nie erfahren. Er schob die Erinnerungen beiseite. Sie führten ihm zu deutlich vor Augen, wie er einst gewesen und was jetzt aus ihm geworden war.
    »Seltsam, die Heimat wieder zu sehen.«
    Vincent schaute über die Schulter zu Dimitri, der neben ihn trat.
    Vincent sagte nichts.
    »Rus ist der Bauer, und der Bauer ist Rus«, sagte Dimitri und schlug mit einem kleinen Amulett, das an seinem Hals hing, ein Kreuz. Er küsste es, bevor er es wieder unter seinen Kittel steckte.
    »Nun jetzt gehört es ihnen«, sagte Vincent schließlich. »Innerhalb einer Woche werden sie bei uns sein«, und er nickte in Richtung der friedlichen Felder, die nach Westen führten und in einem fernen blauen Dunst verschwanden.
    Die Pfeife des Zugs erklang hoch und klar, und die Geschwindigkeit verringerte sich, als sie den Abstieg in Richtung des Bahnhofs von Kev beendeten, der einst die östlichste Grenze von Rus gewesen war. Ein Regiment war auf dem Feld und übte das Vorrücken von Kompanien in Linie. Vincent beobachtete sie abschätzend.
    »Gute Truppen«, sagte er leise.
    »Erste Brigade, erste Division, Zweites Korps«, bemerkte Dimitri und nickte dorthin, wo die Brigadeflagge in der Brise flatterte.
    Vincent nickte. Die Männer waren Veteranen, die sich in lockerem Schritt bewegten. Sie waren ums Verrecken nicht in der Lage, im Gleichschritt zu marschieren, aber das war nicht wichtig, erkannte er. Es war der Mut, der Mut im Kampf, auf den es am meisten ankam. Er sah, wie der Regimentskommandant sein Pferd wendete, um den Zug zu beobachten, als er vorbeifuhr, und Vincent einen hastigen, freundlichen Gruß entbot, den der junge General erwiderte.
    »Mike Homula, alter Schwede«, sagte Vincent, und ein dünnes Lächeln streifte sein Gesicht. Mike war beim alten 35. Sergeant gewesen, als Vincent noch ein einfacher Gefreiter gewesen war. Aber Vincent wusste, dass der Mann ein guter Soldat war, der keinen Groll wegen Vincents sprunghaftem Aufstieg in den obersten Führungsstab hegte.
    »Ihre Männer machen sich gut«, rief Vincent. »Kommen Sie heute Abend auf einen Drink zu mir.«
    Mike winkte freundlich dankend und drehte sich zurück zu seinem Kommando. Eine Flut von Flüchen erfüllte die Luft, obwohl sie wirklich nicht nötig waren, da das Regiment seine Formierungen mit einer Perfektion absolvierte, um die sie sogar das

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