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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Du hast ihn gelehrt, wie man Krieg führt. Vielleicht lerne ich ihn kennen, indem ich dich kennen lerne.«
    Ha’ark lächelte, und Hans fürchtete auf einmal, dass er zu viel gesagt hatte.
    »Begleite mich.«
    Hans blickte Tamira an, die immer noch fest schlief.
    »Sie ist in Sicherheit«, sagte Ha’ark leise. »Du gehörst jetzt zu meinem Kreis, und das gilt auch für sie.«
    Hans bemühte sich, die Erleichterung nicht zu zeigen.
    Ha’ark stand auf und gab Hans mit einem Wink zu verstehen, er solle ihm folgen. Als Hans aus der Jurte trat, kniff er nach der langen Zeit, die er eingesperrt gewesen war, die Augen zusammen. Die Abendsonne stand tief über dem Horizont und badete die wellige Steppe in blutrotes Licht. Das Lager der Bantag erstreckte sich bis zum Horizont, und Rauchfahnen kräuselten sich über den Dungfeuern. Der Geruch von bratendem Fleisch trieb mit dem Wind heran. Hans hatte schon vor langer Zeit gelernt, das Grauen zu unterdrücken, das dieser Geruch früher ausgelöst hatte. In der Ferne hörte er das Wehgeschrei von jemandem, der kurz davorstand, geschlachtet zu werden. Ha’arks Worte hatten Hans kurz entspannt, aber die Schreie jagten dem alternden Sergeant Major einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Solange das weitergeht«, knurrte Hans bitter, »wird der Krieg zwischen uns bis zum bitteren Ende geführt.«
    Ha’ark warf ihm einen verdutzten Blick zu, verstand ihn zunächst nicht. Die Schreie wurden lauter, und es dämmerte ihm.
    »Vielleicht ändert sich das eines Tages. Ich habe gehört, dass die Tugaren jedem Menschenfleisch abgeschworen haben. Einige von ihnen reiten sogar mit eurem Keane.«
    Hans schüttelte den Kopf und brummte einen Fluch. Diese Idee war absurd.
    Zwei Wachen kamen näher, und jeder führte ein Pferd am Zügel. Zu Hans’ Überraschung wurde ihm eines angeboten. Er griff nach oben und bemühte sich, in den Sattel des an ein Clydesdale erinnernden Tieres zu gelangen. Es war ein gutes Gefühl, wieder ein Pferd unter sich zu haben, und einen Augenblick lang fühlte er sich beinahe wie befreit.
    Ich könnte ihm die Sporen geben, dachte er, und er hatte dabei die Vision, frei über die Steppe zu galoppieren und dabei Kurs nach Nordwesten zu halten. Aber dann packte ihn die Erinnerung an Tamira, und er fühlte sich schuldig, weil er nicht an sie gedacht hatte. Außerdem hatte er nicht mal die Chance von eins zu einer Million, dass er entkam, wie er ebenfalls wusste; lediglich für kurze Zeit hätte er seine Freiheit genießen können.
    »Du würdest keine fünfzig Schritte weit kommen«, informierte ihn Ha’ark gelassen. »Und außerdem: Was ist mit deiner Gefährtin?«
    Hans blickte ihn erschrocken an. Konnte diese Kreatur Gedanken lesen?, fragte er sich. Andrew glaubte, dass sie es konnten. Stimmte das? Er betrachtete Ha’ark, der rätselhaft lächelte.
    Hans folgte Ha’ark, während es in gemächlichem Handgalopp durch den Irrgarten aus Jurten ging. Mehr als einmal kamen sie an einem Familienclan vorbei, der um ein Lagerfeuer versammelt war, und in mehr als einem Kochtopf erblickte Hans Teile eines Menschenkörpers.
    Wenn der Qar Qarth näher kam, standen alle auf und verbeugten sich tief, und viele reagierten mit offener Neugier auf den Anblick eines Menschen zu Pferd.
    »Es sind Primitive«, verkündete Ha’ark.
    »Verachtest du sie?«
    »Nein, im Grunde nicht. Ich dulde sie eher. Nach unseren Legenden, denen meines Heimatplaneten, sind das hier die Ahnen, die einst das Universum beherrschten – bis zum Großen Krieg. Sie haben die Tunnel erbaut, die den Abgrund zwischen den Welten überbrücken. Es war ein Schock, sie so degeneriert vorzufinden, so dekadent. Aber wir werden sie aufs Neue zu ihrer früheren Größe erheben!«
    Bei der Art, wie Ha’ark die Worte »Wir werden sie aufs Neue erheben!« aussprach, lief es Hans kalt über den Rücken. Er wusste, dass Ha’ark hier nicht die eigene Muttersprache verwendete, aber der Gebrauch des Plurals war beunruhigend.
    Sobald sie das Lager hinter sich ließen, spornte Ha’ark sein Pferd zu vollem Galopp an, und Hans folgte seinem Beispiel. Die Bewegungen des Pferdes unter ihm und der Wind in den Haaren beschleunigten seinen Puls. Er schloss für einen Moment die Augen und war gleich fünfundzwanzig Jahre jünger, galoppierte über die Prärien von Texas und jagte bei seinem ersten Sturmangriff Comanchen nach. Die gewaltige Steppe strömte in Wellen unter ihm dahin. Sie erreichten die Kuppe eines niedrigen

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