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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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mehr die Mühe zu machen und nachzuladen. Was die leichteren Hinterlader anging, so hatte er für jede Bastion eine Geschützmannschaft eingeteilt. Gregori und Ketswana bedienten die Geschütze in den nach Osten weisenden Bastionen. Alexi übernahm die erste Bastion im Süden. Was die drei restlichen Bastionen anging, so hoffte Hans, dass die Männer seiner Grabungstruppe noch genug von dem Intensivkurs behalten hatten, um nach jedem Schuss den Lauf zu reinigen, damit sie sich nicht selbst in die Luft jagten.
    Was die Chin anging, so kannten sich zu seiner Überraschung viele von ihnen mit den Gewehren aus, die sie aus dem Vorrat der Zitadelle oder aus dem Flüchtlingszug erhalten hatten. Viele hatten heimlich zugesehen, wie die Bantag mit den Waffen übten, und manche behaupteten gar, sie könnten mit der Artillerie umgehen, sodass die meisten Geschützbesatzungen auf den Bastionen nun aus Chin bestanden.
    Hans konsultierte die grobe Skizze, die er von Festung und Stadt angefertigt hatte, und versuchte vorauszuberechnen, wie sich die Konfrontation entwickeln würde. Die Westmauer gehörte zur alten Stadt, und von den mächtigen Steilhängen blickte man direkt auf den Fluss hinab. Die Bantag hatten eine Erdschanze über die Ziegelmauer gezogen und dort zwei schwere Vorderladerkanonen aufgestellt, die jedes Schiff aufs Korn nehmen konnten, das den Fluss heraufkam. Vorläufig bezweifelte Hans, dass er mit einem Angriff auf dieser Seite rechnen musste, da sich der von oben herabprasselnde Beschuss als mörderisch erweisen würde und man die Mauer nur mit Leitern erklimmen konnte.
    Der Steilhang, auf dem sich die Stadt erhob, schwang sich im Bogen nach Osten und trug den größten Teil der Nordmauer. Vier weitere Geschütze wiesen in diese Richtung, auf den Fluss und die Zugänge der Stadt. Ein Angriff dort würde entweder am Steilhang abprallen oder zur Ostbastion kanalisiert werden. Dort, wo die neue Festung wie ein Vorsprung an die Stadt grenzte, bot eine gut geschützte Bastion die Chance, der Länge nach in den Festungsgraben zu feuern. Falls der Feind dort Zugang zu erzwingen versuchte, würde er niedergemetzelt werden.
    In der Süd- und der Ostmauer erkannte Hans die Schwachpunkte. Vor der Südmauer fiel der Boden über fast zweihundert Meter leicht ab, abgesehen von den letzten fünfzig Metern, die steil zur Flussebene hinabführten. Wie an der West-und Nordmauer der Stadt war die Ziegelmauer mit Erdschanzen überbaut worden, deren Flanken mit Verhauen aus spitzen Pflöcken gesichert waren. Trotzdem klaffte hier eine offene Flanke. Durch den Feldstecher sah Hans, wie Bantagkanoniere ihre Geschütze auf den nächsten Höhenzug zerrten, der die Stellung von Hans’ Truppen leicht überragte. Von dort aus konnten die Bastarde sie mit einem Geschosshagel eindecken.
    Die östliche Angriffsrichtung bot ein sehr ähnliches Bild, obwohl der Boden weniger eben war, durchzogen von mehreren Rinnen und Flussbetten, die einen Angriff bremsen würden. Der Bahndamm Richtung Tor bot sich einem Angreifer förmlich als Zugang an, war aber auf ganzer Strecke dem Beschuss durch die Verteidiger ausgesetzt. Hans hatte ursprünglich überlegt, die Zugbrücke zu zerstören, dann jedoch entschieden, sie lieber hochzuziehen, als Trümmer liegen zu lassen, die der Angreifer als Deckung nutzen konnte.
    Er sah jetzt, wie die Bantag entlang des Höhenzugs Aufstellung bezogen und Sturmreihen bildeten, die Gefechtsstandarten hoch erhoben. Bei dem Anblick lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Die Standarten waren blutrot und erinnerten ihn aus der Ferne an die der Rebellen. Fast spürte er Nostalgie. Wenigstens war der Kampf gegen die Rebellen ehrenhaft gewesen, und im Fall einer Niederlage hätte sich eine Kapitulation angeboten. Er blickte an den Reihen seiner »Armee«, entlang. Er las die Furcht in ihren Gesichtern, besonders in denen der Chin, die, vermutete er, sich ihnen nie angeschlossen hätten, wären ihnen die tatsächlichen Umstände bekannt gewesen. Jetzt jedoch waren sie festgelegt, denn sie wussten sehr gut, was geschehen würde, falls die Bantag jemals durchbrachen.
    Gleichzeitig spürte Hans, dass sie ungeachtet ihrer Furcht tapfer sterben würden.
    Eine Rauchwolke stieg am Höhenzug auf, in Sekunden gefolgt von mehreren weiteren. Die ersten Geschosse jaulten über die Verteidiger hinweg. Das erste platzte über dem Exerzierplatz in der Luft, und ein weiteres traf die Nordostbastion, wo eine Erdfontäne hochspritzte.

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