Forstchen, William
Bastion lachte.
Plötzlich schwang zu Hans’ absoluter Verblüffung das Tor auf.
»Langsam hineinfahren«, flüsterte er.
Als sie die äußeren Abwehranlagen durchquerten, betrachtete Hans forschend die Umgebung. Mehrere Dutzend Jurten säumten die Trasse auf der freien Fläche zwischen Außen wall und der niedrigen Ziegelmauer der Innenstadt. Bantag lümmelten herum. Sie in einer Festung zu sehen, das schien Hans geradezu bizarr unpassend. Sie, die traditionell berittenen Krieger, waren hier fehl am Platz; er spürte richtig ihre Langeweile und Verwirrung als Garnisonsbesatzung.
Der Zug gondelte mitten über den Exerzierplatz und folgte einer scharfen Kurve, die ihn dicht an die Stadtmauer heranführte. Hans vermutete, dass sie die Quartiere der Chin abtrennte, die hier gelebt hatten, ehe die Bantag auftauchten, um zu bleiben. Ein Güterbahnsteig zog sich an den Gleisen entlang, zugänglich über Rampen. Chinarbeiter bezogen schon am Rangiergleis Aufstellung. Falls die Flüchtlinge am Güterbahnsteig ausstiegen, gerieten diese Arbeiter zweifellos in Panik und kamen ihnen damit in die Quere.
»Halte an.«
Alexi nickte, nahm den Gashebel zurück und ließ Dampf ab.
»Jetzt!«
Alexi gab ein langes Signal über die Zugpfeife. Hans packte sein Gewehr und sprang aus dem Führerstand. Die Türen der vier Güterwaggons flogen auf. Die Menschen strömten ins Freie und schrien trotzig. Zu Hans’ Verblüffung wahrten sie tatsächlich Disziplin und befolgten Gregoris gebrüllten Befehl, eine behelfsmäßige Schützenlinie zu bilden. Die Bantag im Lager standen wie vom Donner gerührt und wussten zunächst nicht recht, was sie da überhaupt sahen. Einige von ihnen wandten sich endlich ab und liefen los, während andere näher kamen und riefen und immer noch nicht begriffen, was hier geschah.
Hans hörte das beruhigende Geräusch von Gewehren, die angehoben und angelegt wurden.
»Feuer!«
Eine ungleichmäßige, chaotische Salve fegte die Linie entlang. Ein halbes Dutzend Bantag auf dem Platz stolperten. Hans schüttelte den Kopf. Verdammt schlechtes Ergebnis für Gewehre auf diese Entfernung, aber ihn erstaunte trotzdem, dass seine Leute das überhaupt zuwege brachten. Schüsse krachten in einem fort die Linie hinauf und hinab. Bantag verstreuten sich in alle Richtungen. Hans drehte sich um und sah, wie auch die Chinarbeiter inzwischen auseinanderliefen und viele von ihnen durch das Tor in ihre Stadt rannten. Er sprintete auf sie zu.
»Wir töten die Bantag!«, brüllte Hans. »Helft uns und seid frei! Wir sind aus der Republik!«
Die meisten Chin liefen weiter, aber er sah, dass mehrere langsamer wurden, stehen blieben, ihn anblickten.
»Erzählt es euren Freunden. Wir sind aus der Republik. Tötet die Bantag, und wir bringen euch die Freiheit!«
Eine Kugel peitschte vorbei und streckte einen Chin nieder, der gerade das Tor durchquerte. Hans drehte sich um, legte das Gewehr an und zielte sorgfältig auf einen Bantag, der auf der Bastion zu seiner Linken stand. Der Krieger brach zusammen. Als Hans die Patrone auswarf, sah er, wie ihn die Männer, die er angeschrien hatte, mit offenen Mündern angafften. Sie wandten sich ab und rannten in die Stadt zurück.
Die Letzten seiner Leute waren jetzt aus dem Zug gestiegen und feuerten über den Platz hinweg. Er lehnte sich an die Lokomotive und schoss methodisch, streckte drei weitere Bantag mit ebenso vielen Schüssen nieder. Die andere Seite erwiderte jetzt das Feuer, und obgleich unkoordiniert, forderte es Tribut, da die viel erfahreneren Schützen des Gegners über die hundert Meter des Platzes einfach nicht danebenschießen konnten.
Hans schritt hinter der eigenen Schützenlinie entlang, rief Anweisungen, blieb stehen, um einem der Grabungsarbeiter beim Nachladen zu helfen, blickte forschend durch den Rauch und hielt nervös nach Tamira Ausschau.
»Gregori! Ketswana!«, rief er.
Eine Detonation krachte auf einer der Bastionen, und das Kartätschengeschoss pflügte links von Hans durch seine Schützenlinie. Es riss mehr als ein Dutzend zu Boden und zerfetzte die Flanke eines Bahnwaggons.
»Ketswana, die Bastion links des Tores! Gregori, nach rechts!« Die beiden salutierten.
»Feuer einstellen!«, brüllte Hans. Eine weitere Kartätsche, diesmal von ihrer Flanke aus, peitschte die Linie entlang, traf aber zum größten Teil nur den Erdboden vor den Kämpfern.
»Angriff!« Hans stürmte los, schwenkte das Gewehr und nahm Kurs auf die linke Bastion. Wilder Jubel
Weitere Kostenlose Bücher