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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Hans sah, dass mehr als einer seiner Kämpfer unsicher wurde und sich ängstlich umblickte, aber niemand wich zurück.
    Der Beschuss hielt etliche Minuten lang an. Hans zählte die Intervalle lautlos mit und fragte sich, was wohl Pat zu einer Artillerie gesagt hätte, die dreimal pro Minute schießen und Ziele in mehr als anderthalb Kilometern Entfernung treffen konnte.
    Mehrere Geschosse detonierten auf dem Exerzierplatz, und ein weiteres ging auf der Brustwehr der Bastion Nummer eins an der Nordmauer hoch. Hans ging betont weiter auf und ab, um zu demonstrieren, dass er den Beschuss ignorierte, und blieb dabei immer wieder stehen, um jemandem einen Klaps auf die Schulter zu geben oder jemand anderem einen unanständigen Witz zu erzählen. Er wusste schließlich, dass die Leute ihn ansahen, seine Reaktion abschätzten und, wie er hoffte, Kraft daraus bezogen.
    »Da kommen sie!«
    Eine Schützenlinie bezog Stellung vor dem Höhenzug gegenüber der Ostmauer. Hans setzte den Feldstecher an und musterte sie. Das war kein Merkiangriff in geballter Formation, wie er ihn am Potomac erlebt hatte. Die Bantag hielten größere Abstände ein, jeweils circa sechs Meter, und bewegten sich zielsicher. Kaum war die Linie fünfzig Meter weit vorgerückt, folgte ihr eine zweite Linie, und nach weiteren fünfzig Metern rückte die dritte vor.
    Sie wissen, was sie tun, stellte er grimmig fest. Kein geballtes Ziel, das auf kurze Distanz ging und dann das Feuer eröffnete. Wären seine eigenen Kämpfer ausgebildete Infanteristen gewesen, hätte er keinen zweiten Gedanken daran verschwendet. Die Leute hätten sich hingehockt und gelacht und dann damit begonnen, nacheinander einzelne Ziele aufs Korn zu nehmen. Die Linien der Angreifer kamen in sauberen Abständen näher, bis sie zehn Reihen tief waren, ausgebreitet über mehr als fünfhundert Meter.
    Hans schritt zur Südostbastion. »Gregori!«
    »Sir?«
    »Ich möchte, dass ihr mit diesem leichten Geschütz gezieltes Feuer abgebt. Los!«
    Mit erfreutem Grinsen drehte sich Gregori zu seiner Mannschaft um und erteilte durch Gebrüll und Pantomime seine Befehle. Hans ging zur Nordostbastion weiter und zog unter einem gut platzierten Geschoss den Kopf ein, das über ihm vorbeisegelte. An Ketswanas Kanone eingetroffen, visierte er am Lauf entlang, wich zurück und reichte die Abzugsleine dem Freund, der sie packte und mit lautem Schlachtruf abzog.
    Schweigend verfolgte Ha’ark, wie das erste Geschoss hinter der ersten Angriffslinie detonierte und zwei Krieger niederstreckte. Eine Sekunde später feuerte eine Kanone auf der Südostbastion, aber dieses Geschoss erreichte die Angreifer nicht.
    Hinter ihm stieg die nächste Angriffslinie aus dem Graben und rückte im Schritttempo vor. Das Herz ging Ha’ark über bei ihrem Anblick. Die Soldaten schienen ihm direkt aus den Legenden der Usurpatorkriege zu stammen, damals, als die Angreifer mit hoch erhobenen Bannern ins Gefecht marschiert waren.
    Obwohl er sich inbrünstig modernere Waffen wünschte, richtige Flugzeuge mit Bomben, die in Sekunden diese ganze Festung hätten zerstören können, oder auch nur ein einzelnes Maschinengewehr, um damit die Mauern zu bestreichen, empfand er doch eine gewisse Zufriedenheit mit alldem. Noch vor fünf Jahren wären diese Barbaren, über die er regierte, hoch zu Ross gegen die Mauern gestürmt, hätten Schwerter und Speere geschwenkt und Pfeile abgeschossen. Jetzt rückten sie als Soldaten vor, die Gewehre schussbereit. Obwohl diese Truppen nicht zu seinen Elite-Umens gehörten, waren sie trotzdem sein Werk.
    »Die Menschen geben gar kein Batterieabwehrfeuer ab«, stellte Jamul fest.
    »Wäre vergeudete Munition für sie«, entgegnete Ha’ark. »Schuder verfügt da oben nicht über ausgebildetes Vieh, das die größeren Geschütze präzise bedienen könnte. Ich frage mich, ob er die schweren Kanonen überhaupt hat laden lassen. Für ihn ist es besser, sich auf das zu konzentrieren, was er gegen die Infanterie ausrichten kann.«
    Eine Welle aus Rauch brach aus seiner vordersten Linie hervor, und er setzte den Feldstecher an, um das genauer in Augenschein zu nehmen. Die erste Linie hatte ein bisschen zu früh angehalten. Er hätte sie lieber hundert Meter dichter an der Festung gesehen – schließlich war es verängstigtes Vieh, dem sie hier gegenüberstanden –, aber die erste Salve dürfte selbst aus fünfhundert Metern Distanz reichen, um die Verteidiger zu erschrecken. Außerdem tarnte der Qualm die

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