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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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auf«, sagte Kai mit einem Lächeln, und einen Augenblick lang fragte sich Andrew, worauf er damit anspielte. »Komisch, immer wenn das geschieht, spüre ich tatsächlich ein Kribbeln im verlorenen Arm. Haben Sie ähnliche Probleme mit Ihrem?«
    Kai deutete mit dem Kopf auf den eigenen leeren rechten Ärmel und dann auf Andrews leeren linken.
    »Manchmal. Es liegt zehn Jahre zurück, dass ich ihn verloren habe, und komisch, noch heute versuche ich manchmal unvermittelt, damit nach etwas zu greifen.«
    Kai blickte zu dem Gemälde zurück. »Dieser Rublew ist für mich ein echtes Phänomen. Ein Ikonenmaler, der noch bessere Geschäfte mit Heldenporträts macht. Mir gefällt das da am besten. Sie wirken darauf so gelassen, und Ihre Zuversicht färbt auf alle ab, die mit Ihnen auf jenem Schlachtfeld gedient haben.«
    »Ich hatte Todesangst«, entgegnete Andrew leise, »und das wissen Sie.«
    Er lächelte, als er an die einzige Gelegenheit zurückdachte, bei der Kai ihn jemals zur Schnecke gemacht hatte. Es war in den Tagen nach dem Desaster am Potomac … Hans! Dort, wo ich Hans verloren habe. Damals verlor Andrew jede Hoffnung darauf, die Lage noch zu retten, bis Kai ihm begegnete und ihn weiterzumachen zwang.
    »Wir waren alle wie gelähmt«, sagte Kai und blickte dabei weiter auf das Gemälde. »Und Sie haben uns da herausgeführt.«
    »Tee?«
    Kathleen betrat das Zimmer mit einem schlichten Holztablett und einer dampfenden Kanne Tee.
    »Ich sehe dort nur zwei Tassen«, stellte Kai fest. »Holen Sie sich selbst auch eine.«
    »Nein, ich vermute, dass hier eine politische Diskussion ansteht. Ich muss noch den morgigen Unterricht vorbereiten.«
    »Doktor Keane, Ihre Studenten werden nicht unter einem Mangel an Vorbereitungen leiden, von denen ich vermute, dass Sie sie längst getroffen haben. Bitten gesellen Sie sich doch zu uns, ja?«
    Kathleen lächelte. »Wer kann sich schon einem Befehl des Präsidenten widersetzen?« Und sie verließ das Zimmer und kehrte einen Augenblick später mit einer dritten Tasse zurück. Sie schenkte ihrem Gast Tee ein und forderte ihn mit einem Wink auf, sich in den Sessel vor dem Kamin zu setzen. Kai machte es sich seufzend bequem und setzte die Tasse auf einem Beistelltisch ab, damit er die Hand zum Feuer ausstrecken konnte.
    »Richtig kalt in dieser späten Jahreszeit.«
    Andrew nickte schweigend und spürte, dass Kai nervös war.
    Der Präsident blickte schließlich auf. »Mein Freund, wir müssen miteinander reden.«
    »Ich weiß.«
    »Sprechen wir zuerst den Etat an. Der letzte Posten bezüglich des Luftschiffs schreit regelrecht zum Himmel. Wie konnten Sie das zulassen?«
    »Sie glauben es vielleicht nicht, Kai, aber ich wusste bis vorgestern nichts davon. Ich übernehme die Verantwortung, aber meine Untergebenen hatten es mir verheimlicht, damit die Sache nicht auf mich abfärbt.«
    »Mein verdammter Schwiegersohn. Wusste er es?«
    Andrew nickte.
    Kai seufzte und lehnte sich zurück.
    »Ich finde grundsätzlich nicht gut, was er getan hat, aber nehmen Sie ihn nicht zu hart ran. Er tat, was er für richtig hielt.«
    »Und was haben Sie vor, Andrew?«
    »Ich habe in die Akten aller Beteiligten einen Verweis eingetragen. Fergusons Bezüge werden herabgesetzt, und er wurde vom Dienst suspendiert.«
    »Aber Sie wollten ihn aufgrund seiner gesundheitlichen Verfassung ohnehin vom aktiven Dienst freistellen.«
    »Kai, was schlagen Sie vor? Sie alle feuern?«
    Kai nahm einen Schluck Tee und blickte erneut das Gemälde an.
    »Das können wir nicht tun«, sagte er ruhig. »Pat, Vincent und Gott weiß wie viele weitere feuern? Nach dem Gesetz sollten wir es tun. Aber wir tun es nicht.«
    Andrew stieß einen inneren Seufzer der Erleichterung aus. Wäre Kai nämlich so weit gegangen, wie es nach Andrews Informationen mehrere Leute im Kongress zweifellos wünschten, dann hätte Andrew den eigenen Rücktritt angeboten und die Schuld ganz auf sich genommen.
    »Wir stellen die Sache als Fehler in der Verwaltung dar.«
    Kai seufzte erneut, und sein Blick wanderte zum Kaminfeuer.
    »Ich frage mich manchmal, ob sich Ihr Lincoln jemals gewünscht hat, zur Tür des Weißen Hauses hinauszugehen, nach Hause zurückzukehren und dort die Tür hinter sich zu schließen.«
    »Wahrscheinlich jeden Tag, Kai«, warf Kathleen ein.
    Kai lächelte traurig. »Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mal in die Zeit zurücksehnen würde, als ich noch ein unwissender Bauer war und von den Brosamen lebte, die von der Tafel

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