Forstchen, William
jugendliche Begeisterung Gregoris, der alles für möglich hielt, und das beschwor für Hans Erinnerungen herauf. Andrew hatte immer ja gesagt, während Hans zur Vorsicht mahnte und ihn drängte, die Sache erneut zu durchdenken. Und doch: Welche Alternative bot sich in diesem Fall? Kann ich die anderen führen, wohl wissend, dass schon der Versuch reiner Irrsinn ist? Das ist es, was sie sich wünschen – und es ist das Eine, was ich noch tun kann.
Den Zug zu erreichen wäre der erste Schritt. Dann mussten sie sich über Hunderte Kilometer entlang der Strecke den Weg freikämpfen. Das hatten die Planer einfach übergangen. Verdammt, Andrews Männer hatten ihre ersten Kongress-Ehrenmedaillen dafür erhalten, dass sie jenen Zug in Marietta, Georgia, stahlen und dann versuchten, die Strecke nach Chattanooga im Norden zu zerstören! Aber die Konföderierten fingen und hängten auch ein halbes Dutzend von Andrews Männern, und Hängen war dem vorzuziehen, was die Bantag mit jedem tun würden, den sie bei einem Fluchtversuch erwischten. Im Vergleich dazu wäre sogar das Mondfest eine selige Erleichterung.
Er blickte erneut Tamira an, auf deren Schoß Andrew nach wie vor schlief. Wenigstens kriegen sie sie nicht lebend, dachte er. Tamira schenkte ihm dieses bezaubernde kindliche Lächeln, bei dem sich ihm noch immer das Herz zusammenzog. Jedoch spürte er aufs Neue, dass sie irgendwie seine Gedanken las und wusste: Worüber er nachdachte, das war ihr Tod, und zugleich war es eine letzte Tat der Liebe.
Auf einmal bemerkte er, dass er sich in Gedanken verloren hatte und die Gefährten auf ihn warteten.
»Ihr alle: Organisiert eure Teams. Gregori, du überwachst die Grabungen und deren Tarnung. Ketswana und Manda: die Sicherheit. Alexi, du besorgst Erkenntnisse über die Umstände draußen. Lin, du kommst ins Spiel, wenn wir zum Ausbruch bereit sind. Das Vorratshaus muss bereit sein und Rationen müssen vorbereitet sein, die eine Woche lang für vierhundert Menschen reichen. Ketswana, sorge dafür, dass du über jeden Bantag oder sonst jemanden, der nicht eingeweiht ist und dem Tunnel auf unter hundert Schritte nahe kommt, Bescheid weißt. Wir müssen jede Person im Auge behalten, der wir nicht gänzlich vertrauen. Alexi, die Fahrpläne der Züge. Wir müssen den Telegrafisten und die Fahrdienstleitung unter unsere Kontrolle bekommen.«
Er entdeckte die Freude in ihren Blicken, als hätte gerade ein gestrenger, ältlicher Schulmeister unvermittelt einen Ferientag angekündigt.
»Was Waffen angeht, so wird es sich dabei um Spitzhacken, Schaufeln und alle Messer und sonstiges scharfes Werkzeug handeln, das wir aus der Küche stehlen können, wenn es so weit ist.«
Er holte tief Luft.
»Geht ab jetzt davon aus, dass wir alle tot sind. Selbst wenn wir den Tunnel graben können, muss als bestenfalls unwahrscheinlich gelten, dass wir hinausgelangen und einen Zug erbeuten. Es sind Hunderte Kilometer bis zum Ende der Strecke, und auch hier wiederum stehen alle Chancen gegen uns. Sollte uns die Nachricht von unserer Flucht aus irgendeinem Grund vorauseilen, sind wir tot. Am Ende der Strecke angekommen, müssen wir ein Schiff erbeuten; dabei wissen wir nicht mal, ob eines dort sein wird. Wir kennen weder die Größe der dortigen Garnison noch ihre Abwehreinrichtungen oder wie wir an ihr vorbeigelangen können. Und falls wir ein Schiff erbeuten, was dann? Selbst wenn wir das offene Meer erreichen, sind es mindestens achthundert Kilometer bis zum Territorium der Republik.
Falls möglich, müssen wir Personen rekrutieren, die sich mit Schiffen auskennen, sowie jeden, der schon mal Gleisarbeiter war oder die Strecke befahren hat, und besonders jeden, der in X’ian gewohnt oder gearbeitet hat.«
Er wandte sich an Ketswana. »Wir müssen Schrecken mit Schrecken bekämpfen. Sobald wir jemanden angesprochen haben, darf er sich nicht abwenden oder ablehnen. Falls er doch ablehnt, wird ihm schnell klar werden, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin stirbt, sobald wir ausgebrochen sind. In einer solchen Lage wird er uns zwangsläufig denunzieren.«
Er zögerte. »Jeder, der ablehnt, muss getötet werden. Ist das klar?«
Ketswana nickte langsam.
»Jeder, den wir rekrutieren, muss auch kapieren, dass wir, sollten wir denunziert werden und auch nur einer von uns trotzdem überlebt, den Verräter irgendwie aufspüren und töten wird, selbst wenn er in den hintersten Winkeln des Bantagreichs untertaucht. Ketswana, ich möchte, dass
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