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Forstchen, William

Forstchen, William

Titel: Forstchen, William Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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hinauszuschieben versuchten. Gewehrschüsse krachten draußen im Lager. Eine Kugel peitschte durch den Türspalt und traf einen von Ketswanas Männern, der mit einem Schrei zusammenbrach. Hans hörte weitere Kugeln auf die eisenbeschlagene Tür einprasseln, gefolgt vom Hämmern der Gewehrkolben.
    Die Tür glitt zu, und die Schreie wurden ausgesperrt.
    »Verkeilt die Tür!«, schrie Ketswana, und seine Leute kämpften sich mit einem Schienenstück ab und wuchteten es zur Tür. Ein halbes Dutzend Menschen schoben sich durch die Menge und zogen einen Karren voller Eisenerz nach. Ein Dutzend weitere sammelten sich um den Karren und kippten ihn um. Laufend prasselten Gewehrkugeln an die Tür, aber die schweren, mit Eisen verstärkten Eichenbretter fingen den Aufprall ab.
    Hans wich ein Stück weit zurück und blickte sich in der Gießerei um. Ein Kampf tobte in der Ecke des Hochofens Nummer acht. Ein Gewehrschuss krachte, und ein wilder, heulender Schrei ertönte, als der Arbeitermob über den Wachmann herfiel und ihn zu Boden zerrte. Hans sah, wie der Wachmann hochgehoben wurde. Es war Uktar. Vor irrer Schadenfreude brüllend, schleppte ihn der Mob zu einem Kessel voll blubbernden, geschmolzenen Eisens und warf ihn hinein. Anschließend sah Hans, wie Ketswana die Schließung der Tür zum Lager der Chin dirigierte. Sobald die Tür zuknallte, häuften die Arbeiter Schienenstücke daran auf.
    Hans rempelte sich einen Weg durch die Menge frei, bis er Ketswana erreichte. »Die Türen müssten halten, bis sie eine Kanone heranfahren. Wir haben also vielleicht fünfzehn Minuten, um all diese Leute durch den Tunnel zu bringen.«
    »Und was wird aus den Übrigen?«
    Mindestens zweihundert Arbeiter waren im Werk. Wenn ihnen schließlich richtig bewusst wurde, was hier geschah, würde es zu einem panischen Ansturm auf den Tunnel kommen. Die Arbeiter in den Tretmühlen steigerten jetzt das wachsende Durcheinander, indem sie schreiend darum baten, herausgelassen zu werden.
    Hans bemühte sich, ihre gequälten Rufe zu ignorieren. Schon vor langer Zeit hatte er eingesehen, dass er nicht jeden retten konnte, aber während er diese Menschen jetzt sah, spürte er, dass sein Herz zu Stein werden musste, falls er die heutige Nacht überleben wollte.
    »Ketswana, ordne deine Leute zu einer Abfanglinie. Vielleicht kommt es zu einem Ansturm auf den Tunnel. Ich versuche, so viele Menschen hindurchzuschleusen wie nur möglich, ehe die Bantag durchbrechen. Dann rennt ihr um euer Leben!«
    Hans zögerte eine Sekunde lang und fixierte Ketswana mit dem Blick. »Spiele hier nicht den Helden! Bei Gott, ich brauche dich und deine Leute im Zug!«
    Ketswana lächelte, und auf einmal fiel Hans auf, dass er den riesigen Zulu noch nie zuvor hatte lächeln sehen. »Das Gleiche gilt für dich, mein Freund. Sorge nur dafür, dass Manda es nach draußen schafft!«
    Hans streckte die Hand aus und gab dem Freund einen Klaps auf die Schulter.
    Er entdeckte Tamira und Manda und rannte zu ihnen. »Verschwinden wir!«
    Er schleppte sie nahezu zum Ofen Nummer drei. Nur eine Hand voll Arbeiter in der Gießerei wussten genau, wo der Tunnel war, aber als sie Hans vorbeilaufen sahen, folgten sie ihm, jeweils einer oder zwei, und dann stürmte der ganze Mob los. Bemüht, vor ihnen zu bleiben, traf Hans am Holzkohlenhaufen ein, und der Kordon von Ketswanas Männern ließ ihn durch.
    Gott vergebe mir!, dachte er, aber sie hat es verdient, und ich habe es auch verdient. Er schob Tamira zum Tunneleingang. Sie nahm Andrew aus Mandas Armen und trat vor, zögerte dann wieder.
    »Für Andrew!«, rief Hans. »Jetzt geh!«
    Sie lief zu ihm, umarmte ihn heftig an der Taille.
    »Keine Zeit«, flüsterte er sanft. »Ich folge dir gleich.«
    Sie küsste ihn auf die Wange, löste sich von ihm und stieg in den Tunnel. Einer der Grabungsarbeiter reichte ihr Andrew nach.
    »Manda, geh mit ihr!«
    Sie zögerte ebenfalls.
    »Verdammt, Frau, jetzt geh!«
    Mit gesenktem Kopf, als schämte sie sich dafür, ausgewählt worden zu sein, folgte sie Tamira in den Tunnel. Hans blickte ihr nach, und zum ersten Mal seit Jahren ertappte er sich dabei, wie er lautlos ein Gebet sprach.
    Der Mob drängte heran, versuchte sich beiderseits des Hochofens vorbeizudrücken. Hans hob eine Brechstange auf und hielt sie hoch.
    »Einer nach dem anderen!«, brüllte er.
    Er blickte die Menge entlang, deutete auf einen Jungen von vierzehn oder fünfzehn und winkte ihn zum Tunnel. Der Junge stürmte los und stieg

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