Forstchen, William
Verzweifelt wünschte sich Hans, er hätte um den einen Gefallen bitten können, nur diesen einen Gefallen, aber er wusste, dass es nicht in Frage kam.
Ketswana blickte zu ihm zurück. »Manda ist bei Tamira. Ich hole sie jetzt.«
Hans spürte, wie ihm die Knie weich wurden, und nickte dankbar.
Krank im Herzen, wandte er sich ab und wartete neben der Tür. Sobald der Ansturm in die Gießerei einsetzte, würde eine Panik ausbrechen, und irgendwie musste die Tür versperrt werden, sobald die Bantag heranstürmten. Hans wartete besorgt und wusste, dass Ketswana die Frauen vielleicht nicht rechtzeitig erreichte. Und was dann? Er betrachtete das Tor und fügte sich in Geduld.
»Falls das nicht stimmt«, knurrte Karga, »sorge ich persönlich dafür, dass dir bei lebendigem Leib die Haut abgezogen wird.«
Hinsen bemühte sich, seine Angst zu beherrschen, und rang sich ein Lächeln ab. »Die Information ist zuverlässig, und mich überrascht, dass du noch nichts davon wusstest.«
Dabei blickte er den ersten Hauptmann der Wache an. Er wusste: Falls er recht behielt, würde ihn der erste Hauptmann zweifellos unterstützen, um sicherzustellen, dass Karga stürzte und er selbst den Kommandoposten ergatterte.
»War da irgendwas?«, schnauzte Karga den Torhauptmann an.
»Nein, Sire. Nur Vieharbeiter. Ein paar mehr als üblich scheinen in die Gießerei zu gehen. Anscheinend ruft man dort zusätzliche Arbeiter, um einen Guss abzuschließen.«
Karga zögerte und blickte zu den Wachleuten, die Hinsen geweckt hatte. Falls er sie jetzt entließ und sich später herausstellte, dass ein Ausbruchsversuch lief, würde er mit dem eigenen Kopf dafür bezahlen. Falls es zu keinem Ausbruch kam, würde er einfach nur als sorgfältig bei der Erfüllung seiner Pflichten dastehen und konnte sich später mit Hinsen befassen.
»Öffnet das Tor. Wir gehen hinein.«
»Lin.«
Erwartete einen Augenblick lang, und die Sekunden schleppten sich schmerzhaft langsam dahin, ehe die gedämpfte Antwort ertönte.
»Etwas läuft im Lager schief. Halte die Tür einen Spalt weit offen. Falls du siehst, wie sie sich dem Vorratshaus nähern, startest du den Ausbruch, verstanden?«
»Wohin gehst du?«
»Wartet einfach hier.«
Gregori schlich von der Tür weg und kehrte zur Lokomotive zurück. Er hörte ein leises Warnzischen, als er näher kam, und sah auf einmal Alexis besorgtes Gesicht aus dem Führerstand auftauchen.
»Wie läuft es?«
»Der Dampfdruck ist gleich aufgebaut.«
»Legt nach! Etwas geht im Lager schief. Wir brauchen die Lok sofort unter Dampf!«
»Ich kann keine Wunder wirken, Gregori.«
»Naja, du solltest es aber trotzdem verdammt schnell schaffen!«, bellte Gregori. Schon während er sich dem Fahrdienstbau zuwandte, entdeckte er das lange Rechteck aus Licht, das von der dort aufgerissenen Tür kündete. Ein Bantagwachmann stand da, umrahmt vom Licht, und betrachtete das zunehmende Durcheinander am Tor.
Raschen Schrittes näherte sich ihm Gregori, der dabei die Schrotflinte unter dem Umhang versteckte und mit der rechten Hand fest umklammert hielt, während er gleichzeitig versuchte, den Gewehrlauf mit dem Umhang zu umwickeln. Der Wachmann trat aus dem Schuppen hervor, der nur einen Raum umfasste, und wandte sich erst dem Tor zu und dann wieder Gregori.
» Vuth ka Zagha?«
Gregori wusste, dass ihm eine Frage gestellt worden war. Er ging weiter und schüttelte nachdrücklich den Kopf.
» Vuth ka Zagha?«
Der Ton des Bantag wurde drängender. Gregori trabte jetzt los, ging direkt auf den Bantag los, der über ihm aufragte. Der Bantag blickte ihm entgegen, und allmählich dämmerte es ihm … dass er tatsächlich jemanden vor sich hatte, der nicht größer als ein Mensch war.
Gregori sprang vor und rammte dem Bantag den Lauf der Schrotflinte in den Bauch. Er warf das volle Gewicht in den Schlag und drückte ab.
Der Schuss wurde zwar durch die Stoffschichten des Umhangs und den Körper des Bantag gedämpft, raubte Gregori aber trotzdem beinahe die Sinne. Der Aufschlag schleuderte den Bantag in den Schuppen zurück, und Gregori stürzte auf ihn. Er schob sich zurück und kämpfte darum, die Schrotflinte vom schwelenden Umhang zu befreien. Zwei Menschen hielten sich in dem Raum auf und flüchteten jetzt panisch in entgegengesetzte Ecken. Ein leises, gurgelndes Stöhnen entrang sich dem Bantag, der krampfhaft strampelte. Gregori kam wieder auf die Beine und blickte auf ihn herab. Er schloss die Augen und rammte dem Bantag den
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