Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fortinbras ist entwischt

Fortinbras ist entwischt

Titel: Fortinbras ist entwischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
unerwarteter Windstoß wühlte die glatten Wasser des Flusses auf.
     
    Wie Napoleon auf der brütete Mrs. Darling am Bug des Bootes vor sich hin. Mrs. Twegg lag hingegossen am Heck wie Kleopatra in ihrer Barke. «Stell sich bloß mal einer vor», sagte sie, «nun werde ich auch noch von einem richtigen Dichter gerudert.»
    Jocelyn dachte, es wäre für alle Beteiligten wahrscheinlich sehr viel vorteilhafter, von einem richtigen Bootsmann gerudert zu werden. Sein Motto war, , aber er schwieg. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, sich über den Wortwechsel zu grämen, den er mit May gehabt hatte. Natürlich waren sie hin und wieder verschiedener Meinung gewesen, aber bislang hatten ihre Debatten - so heftig sie auch sein mochten - immer einen scherzhaften Unterton gehabt. Nicht jedoch heute! Mays Stimme hatte geklungen, als ob sie ihn verletzen wollte - und, zum Teufel, auch er hatte sie treffen wollen. Und das vor Gaylord. Das war schlimm. Sonst hatte er, mit Gaylord als Zuhörer, jede Minute solcher kleinen Duelle und seine eigene Schlagfertigkeit dabei genossen, heute war das Gegenteil der Fall gewesen. Gaylord hatte erschreckt und verängstigt ausgesehen. Warum waren sie auch so aufeinander losgegangen? Seiner Meinung nach jedoch konnte ein Mann, der einen Vormittag lang ungewohnte und harte körperliche Arbeit geleistet hatte, etwas mehr Verständnis erwarten, wenn er gereizt war. May hatte ja eigentlich wenig zusätzliche Arbeit gehabt. Das Zubereiten von zwei Scheiben Toast und einer Kanne chinesischen Tees konnte man kaum als große Zumutung bezeichnen. Auf jeden Fall berechtigte es nicht zu Übellaunigkeit.
    Der Vorfall quälte ihn wie ein schmerzender Zahn. Er haßte Streit, vor allem mit May. Er hatte nur einen Wunsch, nämlich nach Hause zu kommen, um diese törichte Geschichte möglichst schnell aus der Welt zu schaffen.
    «Wenn Sie ein Buch schreiben», fragte Mrs. Twegg, «machen Sie sich da auch so eine Art Synopsis?»
    «Nein», sagte Jocelyn. «Ich denke mir ein paar Gestalten aus, und dann ergibt sich die Handlung von selbst, während ich schreibe.»
    «Mr. Southwell, unser Lehrer, sagt, man muß immer erst eine Synopsis machen. Für mein Buch habe ich jedenfalls eine gemacht.»

     
    «Ich muß leider gestehen, daß ich einfach so drauflos schreibe», sagte Jocelyn entschuldigend. Wäre ich doch nur in der Lage, eine Synopsis anzufertigen und danach zu arbeiten, dachte er. Synopsis - das klang so professionell und versiert, so als wisse man schon im voraus, wie sich alles entwickelte; er dagegen ließ es sich von seinen Gestalten vorschreiben.
    «Eine Synopsis, das leuchtet doch ein, nicht wahr?» sagte Mrs. Twegg. «Mr. Southwell sagt, eine Synopsis, das sei wie eine Landkarte für die Reise.»
    «Ja, ja, natürlich», sagte Jocelyn eingeschüchtert. Er kam sich wie jemand vor, der ohne Karte oder Kompaß über die Berge wandert und deshalb von aller Welt für schwachsinnig gehalten wird. Ich muß unbedingt auch eine Synopsis entwerfen, ehe ich meinen nächsten Roman beginne, schwor er sich.
    «Immerhin werden Ihre Bücher ja aber gedruckt!» sagte Mrs. Twegg freundlich. «Und ich glaube nicht, daß es von Mr. Southwell schon etwas Gedrucktes gibt. Von mir jedenfalls nicht.»
    «Ja, gedruckt werde ich schon, das ist richtig», antwortete
    Jocelyn, und seine Laune besserte sich sichtlich.
    «Dann machen Sie’s vielleicht doch richtig, wenn Sie so drauflos schreiben», räumte Mrs. Twegg ein.
    «Ja, vielleicht», sagte Jocelyn, und ein Stein fiel ihm vom Herzen.
    «Obwohl man das nicht denken sollte. Eigentlich doch nicht!»
    «Nein», sagte Jocelyn, «nicht ohne weiteres.»
    «Na, da kann man mal wieder sehen...» sagte Mrs. Twegg. Aber noch bevor Jocelyn darüber nachdenken konnte, was man wohl sehen konnte, sah er vor sich das auftauchen.
    Jocelyn half Mrs. Darling beim Aussteigen. «Vielen Dank, Mr. Pentecost», sagte sie, öffnete die Haustür und trat ein.
    Da sie keine weiteren Befehle erteilt hatte, wußte Jocelyn nicht so recht, was jetzt von ihm erwartet wurde. Mrs. Twegg schien es ähnlich zu gehen. «Wollen Sie auf uns warten, Mr. Pentecost, oder holen Sie uns später ab?» fragte sie.
    Die Vorstellung, noch weiter rudern zu müssen, machte ihn ganz krank. «Was haben Sie denn vor?» fragte er.
    «Mrs. Darling hat gemeint, ich solle die Teppiche aufrollen.»
    Er wurde plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher