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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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mit glänzendem Resultat; er konnte sich rühmen, eines der wenigen Handelsschiffe zu führen, die nicht im Goldrausch verlassen worden waren. Keiner wagte es, diesem englischen Piraten Trotz zu bieten, diesem Sohn einer Hure und Francis Drakes, wie sie ihn nannten, denn keiner hatte den geringsten Zweifel, daß er imstande wäre, seine Pistolen gegen jeden abzufeuern, der sich gegen ihn erhob.
    Auf den Kais von San Francisco stapelten sich die Waren, die Paulina aus Valparaíso geliefert hatte: frische Eier und frischer Käse, Gemüse und Früchte vom chilenischen Sommer, Butter, Apfelwein, Fische und Meeresfrüchte, Wurst von bester Qualität, Rindfleisch und alle Arten Geflügel, kochfertig gefüllt und gewürzt.
    Paulina hatte bei den Nonnen ländliche Karamel und Blätterteigkuchen bestellt sowie die beliebtesten Gerichte der einheimischen Küche, die gefroren in ihren Höhlen aus blauem Eis reisten. Die erste Sendung wurde in weniger als drei Tagen mit so unglaublichem Nutzen losgeschlagen, daß die Brüder ihre übrigen Geschäfte aufschoben, um sich auf das Eiswunder zu konzentrieren. Die äußere Abdeckung war während der Fahrt langsam geschmolzen, aber es war noch viel Eis übriggeblieben, und der Kapitän gedachte es auf dem Rückweg zu Wucherpreisen in Panama zu verkaufen.
    Den alles übertreffenden Erfolg der ersten Reise zu verheimlichen war unmöglich, und die Nachricht, daß da ein paar Chilenen mit Brocken von einem Gletscher an Bord übers Meer fuhren, breitete sich aus wie ein Lauffeuer, und sehr schnell bildeten sich Handelsgesell– schaften, die das gleiche mit den Eisbergen von Alaska machen wollten. Aber das war schwerer als gedacht, es stellte sich nämlich als unmöglich heraus, dafür eine Mannschaft zusammenzubekommen noch gar frische Waren, die mit den aus Chile günstig herbeigeschafften wetteifern konnten, und Paulina konnte ihr Geschäft ohne Rivalen im großen Stil weiter betreiben, wozu sie bereits ein zweites Dampfschiff gekauft hatte, um das Unternehmen auszuweiten.
    Auch Kapitän Sommers’ Kisten mit erotischen Büchern leerten sich im Handumdrehen, aber unter dem Mantel der Diskretion und ohne durch die Hände der Brüder Rodríguez de Santa Cruz zu gehen. Der Kapitän mußte um jeden Preis verhindern, daß sich tugendhafte Stimmen erhoben, wie es in so manchen Städten geschehen war, wo die Zensurbehörde sie als unmoralisch beschlagnahmt hat– te oder sogar auf öffentlichen Scheiterhaufen verbrennen ließen. In Europa waren sie heimlich in Luxusausgaben unter Sammlern und Herren der besten Kreise in Umlauf, aber die größten Gewinne erzielte man mit Billigausgaben für den allgemeinen Bedarf.
    Die Bücher wurden in England gedruckt, wo sie unter der Hand für ein paar Shilling verkauft wurden, aber in Kalifornien brachten sie dem Kapitän das Fünfzigfache.
    Als er merkte, daß die Bände mit den suggestivsten Umschlagbildern Anklang auch bei den Goldgräbern fanden, die sonst nichts Gedrucktes außer Zeitungsüber– schriften zur Kenntnis nahmen, ließ er in London Ausga– ben mit vulgären, aber eindeutigen Illustrationen drucken.
    An diesem Abend saß John Sommers im Salon des besten Hotels von San Francisco und speiste mit den Brüdern Rodríguez de Santa Cruz, die in kurzer Zeit ihr Aussehen als Angehörige der guten Gesellschaft wieder angenommen hatten. Nichts war geblieben von den zottigen Gebirglern, die vor Monaten Gold suchten. Das Glück lag genau hier, in sauberen Geschäften, die sie in den weichen Sesseln des Hotels mit einem Glas Whisky in der Hand abschließen konnten wie zivilisierte Menschen und nicht wie grobe Lümmel, sagten sie. Zu den fünf chilenischen Bergleuten, die sie Ende 1848 mitgebracht hatten, waren achtzig Landarbeiter hinzugekommen, bescheidene, unterwürfige Leute, die nichts von Bergbau verstanden, aber schnell lernten, Anweisungen befolgten und nicht meuterten. Die Brüder ließen sie an den Ufern des American River unter loyalen Aufsehern arbeiten, während sie selbst sich mit dem Transport und dem Geschäft befaßten. Sie hatten zwei Flußschiffe für die Überfahrt von San Francisco nach Sacramento gekauft und zweihundert Maultiere, die die Ware zu den Fund– stätten brachten, wo sie direkt verkauft wurde, ohne erst durch die Läden zu gehen. Der entflohene Sklave, der früher den Leibwächter gespielt hatte, war, wie sich herausstellte, ein Zahlen-As und machte jetzt die Buch– führung, ging, auch er, gekleidet wie ein

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