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Fortunas Tochter

Fortunas Tochter

Titel: Fortunas Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Matrosen, die um das Privileg gelost hatten, die Hinterteile der Frauen mit den Köpfen zu stützen inmitten eines Chors von Pfiffen und Beifallsklatschen Hunderter Neugieriger, die im Hafen zusammengelaufen waren, um sie in Empfang zu nehmen. Niemand beachtete die Ameisenkette der Mexikaner und Chinesen, die sich die Bündel von Hand zu Hand zureichten.
    Eliza saß in einem der letzten Boote neben Tao Chi’en, der seinen Landsleuten erklärte, der Junge sei taubstumm und ein wenig schwachsinnig, also würde es nichts bringen, wenn sie ihn anzusprechen versuchten.

Argon a uten
    Tao Chi’en und Eliza betraten den Boden von San Francisco um zwei Uhr nachmittags an einem Apriltag des Jahres 1849. Bisher waren Tausende Abenteurer hier kurz durchgekommen auf dem Weg zu den Fundstätten.
    Ein hartnäckiger Wind erschwerte das Gehen in den weiten Hosen, aber der Tag war heiter, und sie konnten das Panorama der Bucht in seiner strahlenden Schönheit bewundern. Tao Chi’en bot einen recht seltsamen Anblick mit dem Koffer auf dem Rücken und seiner Arzttasche, von der er sich nie trennte, dazu trug er einen Strohhut und einen Sarape aus vielfarbiger Wolle, den er einem der mexikanischen Lastträger abgekauft hatte. In dieser Stadt jedoch kam es auf das Äußere nicht an. Eliza zitterten die Beine, die sie zwei Monate lang so gut wie nicht gebraucht hatte, und anfangs wurde ihr auf festem Land so übel wie vorher auf dem Meer, aber die Männerkleider gaben ihr eine unbekannte Freiheit. Als sie den Eindruck, nackt zu sein, überwunden hatte, tat ihr die freundliche Brise wohl, die ihr durch die Ärmel des Kittels und die Hosenbeine fuhr. Der einengenden Unterröcke ledig, atmete sie jetzt in vollen Zügen. Freilich hatte sie große Mühe, den Koffer mit den schönen Kleidern zu tragen, den Miss Rose mit den besten Absichten gepackt hatte, und als Tao Chi’en sie wanken sah, nahm er ihn ihr ab und setzte ihn sich auf die Schulter. Die Wolldecke, die sie eingerollt unterm Arm trug, war ihr genauso schwer wie der Koffer, aber sie wußte, daß sie sie nicht zurücklassen konnte, sie würde in der Nacht ihr kostbarster Besitz sein. Mit gesenktem Kopf, unter ihrem Strohhut versteckt, stolperte sie durch die fürchterliche Anarchie des Hafens.
    Das kümmerliche Nest Yerba Buena, von einer spanischen Expedition 1769 gegründet und später von den Franzis– kanern, die hier eine Mission errichteten, in San Francisco umbenannt, zählte weniger als fünfhundert Einwohner, aber kaum war der Ruf des Goldes erschallt, kamen die Abenteurer. Nach wenigen Monaten erwachte das un– schuldige Dörfchen, und sein Ruhm reichte bis in den letzten Erdenwinkel. Noch war es keine richtige Stadt, sondern nur ein gigantisches Feldlager für Männer auf der Durchreise.
    Das Goldfieber ließ niemanden gleichgültig: Schmiede, Zimmerleute, Maurermeister, Ärzte, Soldaten, flüchtige Straftäter, Prediger, Bäcker, Revolutionäre und harmlose Irre verschiedenster Herkunft hatten Familie und Besitz zurückgelassen und die halbe Welt durchquert, dem Abenteuer hinterher. »Sie suchen Gold, und unterwegs verlieren sie die Seele«, hatte Kapitän Katz auf jedem der kurzen Gottesdienste gesagt, die er an den Sonntagen den Passagieren und der Besatzung der »Emilia« auferlegte. Zum erstenmal in der Geschichte des Goldes lag es herrenlos, gratis und überreichlich auf dem Boden, erreichbar für jeden, der entschlossen war, es aufzuheben. Von den fernsten Ufern kamen die Argonauten: Europäer, die vor Kriegen, Seuchen und Unterdrückung flohen, begehrliche und verwegene Yankees, Neger auf der Suche nach Freiheit, Oregonesen und Russen, in Felle gekleidet wie die Indianer, Mexikaner, Chilenen und Peruaner, australische Banditen, hungrige chinesische Bauern, die ihren Kopf riskierten, weil sie das kaiserliche Verbot, ihr Vaterland zu verlassen, verletzt hatten. In den schmutzi– gen Gassen von San Francisco mischten sich alle Sprachen und Rassen.
    Die Hauptstraßen, die sich in weitem Bogen zogen und deren Enden auf das Ufer stießen, waren von geraden Straßen durchschnitten, die von den Hängen herunter– führten und am Hafen endeten, einige waren so abschüssig und dazu so schlammig, daß nicht einmal die Maultiere sie hochklettern konnten. Häufig wehte ein stürmischer Wind und wirbelte Sand und Staub auf, aber nach kurzer Zeit war die Luft wieder still und der Himmel strahlend rein. Es gab bereits verschiedene solide Häuser, und Dutzende waren im Bau,

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