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Fortune de France: Roman (German Edition)

Fortune de France: Roman (German Edition)

Titel: Fortune de France: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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dann? Unsere Soldaten, die leider nicht anderssind als andere Soldaten, werden die üblichen Heldentaten vollbringen: Plündern, Morden, Notzüchtigen. Man schlägt einige Pfaffen tot und preßt den Reichen Lösegelder ab. Man raubt die Kirchen aus und fordert Kontributionszahlungen von den Händlern. Und wenn man nach zwei Tagen voller Unordnung die Stadt wieder verläßt, sind ihre Bewohner so katholisch wie zuvor und haben zusätzliche Gründe, an den Unseren Rache zu nehmen. Nein und nochmals nein: die Einnahme der Stadt Sarlat löst nichts. Die Entscheidung fällt im Norden des Reiches, zwischen Condé und Guise.«
    »Wenn Duras aber scheitert vor Sarlat«, wandte Sauveterre ein, »wird dieser Mißerfolg den Mut der Unseren verringern und ein schlechtes Vorzeichen sein für die kommenden Schlachten.«
    »Gewiß, gewiß!« Mein Vater senkte den Kopf. »Das sage ich mir auch immer wieder. Doch stellet Euch vor: zwölftausend Soldaten losgelassen in einer kleinen Stadt wie Sarlat, die kaum fünftausend Einwohner zählt! Mein Bruder, ist das unser Evangelium?«
    Den darauffolgenden Tag erfuhren wir, daß Duras seinen
Pfaffenschreck
nebst zwei Feldschlangen in einem Garten am Fuße des Hügels Pissevi, unweit der Quelle von Boudouyssou, in Stellung gebracht hatte. Der Beschuß begann in der achten Morgenstunde, und zwei Stunden später stürzte gegenüber die Stadtmauer ein; doch Duras’ Batterie war sehr eilig und nachlässig aufgestellt worden, ohne jeden Erdwall zu ihrem Schutz, ohne Faschinen oder Schanzkörbe zu ihrer Deckung, und so ward der Geschützmeister durch heftiges Büchsenfeuer aus der Stadt getötet, der Kanonier verwundet und die übrige Bedienmannschaft zum Rückzug gezwungen.
Pfaffenschreck
und die beiden Feldschlangen blieben herrenlos in ihrem Garten zurück, denn der ununterbrochene Kugelhagel, der von den Belagerten ausging, machte jede Annäherung unmöglich. Hätten die Verteidiger genug Männer für einen Ausfall gehabt, wären ihnen die drei Geschütze in die Hände gefallen. Doch danach stand ihnen nicht der Sinn: sie hatten genug zu tun, ihre Stadtmauer wieder zu schließen.
    In der zehnten Abendstunde, als die Nacht gekommen, bliesen die Unseren auf allen Seiten zum Alarm, feuerten unter lautem Trommelwirbel und Trompetenschall aus den Musketenund schwenkten ihre Leitern, und dank diesem Ablenkungsmanöver gelang es ihnen,
Pfaffenschreck
samt den Feldschlangen aus dem Garten herauszuholen. Diesmal brachten sie die drei Geschütze mit mehr Geschick in Stellung, im Südwesten der Stadt auf dem Hügel von Pechnabran, von wo sie die Stadtmauer bestrichen. Auch hier vermochten sie eine Bresche zu eröffnen. Allein die Angriffe, welche Duras am 5ten und 6ten Oktober befahl, wurden allesamt zurückgeschlagen, und als die Nachricht eintraf, daß Monsieur de Burie im Anmarsch sei, gab Duras die Belagerung auf, nicht ohne die Vorstädte, das Franziskanerkloster und Schloß Temniac niederzubrennen.
    Sodann machte er sich in aller Eile über Meyrals und Tayac nach Périgueux auf den Weg, vermochte die Stadt indes nicht mehr zu erreichen: am 9ten Oktober holte ihn Montluc in der Ebene von Vergt ein, griff überraschend an und schlug ihn vernichtend. Es gab ein gewaltiges Gemetzel. Auch die Bauern taten mit, und so fanden rundum in den Wäldern sechstausend Hugenotten den Tod, denn Pardon ward nicht gegeben. Der Rest der Truppe rettete sich in wilder Flucht, und als Duras schließlich Orléans erreichte, waren ihm nur noch fünftausend Mann geblieben, erschöpft und ohne Mut noch Hoffnung. Die drei Tage, welche er vor den Mauern von Sarlat vertan, hatten eine halbe Streitmacht gekostet und dem Lager der Hugenotten die erste Niederlage des Krieges eingebracht.
     
    Acht Tage nach der blutigen Niederlage von Vergt saßen Samson, François und ich an einem späten Nachmittag im ersten Geschoß des Torhauses bei Escorgol, welcher eine Erzählung aus seiner heimatlichen Provence zum besten gab. Und wiewohl unser Torwächter mit klangvoller Stimme in seiner schönen provenzalischen Sprache, welche sich ein wenig von unserem Perigurdinischen unterschied, gar trefflich zu erzählen verstand, merkte ich, daß mein älterer Bruder nur mit halbem Ohr zuhörte, insonderheit wenn über unseren Köpfen leichte Schritte zu vernehmen waren auf den kaum zolldicken Kastanienholzbohlen, welche Faujanet auf Geheiß der Herren Brüder so eilig eingezogen hatte, daß stellenweise Licht hindurchschimmerte. Ich warf Samson

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